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Handbuch zur naturnahen Unterhaltung und zum Ausbau von

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<strong>Handbuch</strong> <strong>zur</strong> <strong>naturnahen</strong> <strong>Unterhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>zum</strong> <strong>Ausbau</strong> <strong>von</strong> Fließgewässern<br />

2 Ökologische Gr<strong>und</strong>lagen<br />

Fließgewässer mit ihren Auen sind komplexe Ökosysteme,<br />

die sich aus unterschiedlichen Lebensräumen<br />

<strong>und</strong> Lebensgemeinschaften zusammensetzen. Der<br />

aquatische Bereich mit dem Wasserkörper <strong>und</strong> dem<br />

Gewässerbett, der amphibische Bereich mit den Wasserwechselzonen<br />

<strong>und</strong> der terrestrische Bereich mit dem<br />

vom Gewässer beeinflussten Umland – sie alle werden<br />

durch spezifische ökologische Faktoren geprägt. Die<br />

Stillgewässer in der Aue sind zwar eigenständige Biotope,<br />

werden aber <strong>von</strong> der Dynamik des Fließgewässers<br />

stark beeinflusst.<br />

Das Charakteristikum schlechthin <strong>von</strong> Bächen <strong>und</strong><br />

Flüssen ist die Strömung <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>ene<br />

ständige Wasseraustausch. Die enge Verzahnung zwischen<br />

aquatischen, amphibischen <strong>und</strong> terrestrischen<br />

Bereichen bewirkt eine funktionale Einheit <strong>von</strong> Fließgewässer<br />

<strong>und</strong> Aue.<br />

Da in der WRRL ausdrücklich eine typspezifische Gewässerentwicklung<br />

gefordert wird, sind gr<strong>und</strong>legende<br />

Kenntnisse der Fließgewässerökologie unverzichtbar.<br />

In diesem Kapitel werden zunächst die naturräumlichen<br />

Verhältnisse in Thüringen skizziert, welche die<br />

Einzugsgebiete der Bäche <strong>und</strong> Flüsse kennzeichnen.<br />

Die wesentlichen Parameter sind vor allem die Geologie,<br />

das Relief <strong>und</strong> das Abflussverhalten (Kap. 2.1).<br />

Die charakteristische, aber regional unterschiedliche<br />

Ausprägung <strong>von</strong> Struktur <strong>und</strong> Abfluss bildet die Rahmenbedingungen<br />

für die jeweilige Besiedlung durch<br />

Pflanzen <strong>und</strong> Tiere. Die Gewässertypologie – also die<br />

Gliederung der Bäche <strong>und</strong> Flüsse nach Typen – berücksichtigt<br />

diese unterschiedliche Charakteristik (Kap. 2.2).<br />

Ein besonderes Augenmerk wird auf die spezifische<br />

Ausformung der Gewässerstrukturen gelegt. Sie bilden<br />

sich stets im naturräumlichen Kontext aus (Kap. 2.3).<br />

Gewässerstrukturen <strong>und</strong> Strömungsverhältnisse sind<br />

wiederum die prägenden Faktoren für die Habitatverhältnisse,<br />

das heißt für die Lebensräume <strong>von</strong> Tieren<br />

<strong>und</strong> Pflanzen. Sie werden in Kapitel 2.4 dargestellt.<br />

2.1 Naturräumliche Verhältnisse<br />

Geologische Verhältnisse<br />

Die Landschaft Thüringens ist durch vielfältige geologische<br />

Ausgangsbedingungen gekennzeichnet. Im Thü-<br />

Thüringer Landesanstalt<br />

für Umwelt <strong>und</strong> Geologie<br />

Seite 3<br />

ringer Wald wird mit dem Großen Beerberg (983 m ü.<br />

NN) die höchste Erhebung im Freistaat erreicht. Südöstlich<br />

schließt sich das Schiefergebirge mit Höhen<br />

bis zu 868 m (Kieferle bei Steinheid) an. Von diesem<br />

Mittelgebirgsmassiv getrennt sind die Hohe Rhön im<br />

Südwesten des Landes sowie Harz <strong>und</strong> Kyffhäuser im<br />

Norden. Am Rande der Mittelgebirge prägen Buntsandsteinflächen<br />

die Oberflächenform. In einigen Bereichen<br />

grenzt ein Zechsteingürtel unmittelbar an die<br />

Gebirge an.<br />

Zwischen Harz <strong>und</strong> Thüringer Wald liegt das Thüringer<br />

Keuperbecken, eine schüsselförmig eingesenkte<br />

Mulde, deren Zentrum durch die breiten Flussniederungen<br />

<strong>von</strong> Unstrut <strong>und</strong> Gera mit einer Höhenlage<br />

<strong>von</strong> 135 m ü. NN bis 155 m ü. NN gekennzeichnet wird.<br />

Angrenzend an das Keuperbecken befinden sich Muschelkalkerhebungen,<br />

die in Schichtstufen aufgebaut<br />

sind, mit Höhen vorwiegend zwischen 300 <strong>und</strong> 500 m<br />

ü. NN, stellenweise auch bis etwa 600 m ü. NN.<br />

Südwestlich des Thüringer Waldes grenzt ein Triasbergland<br />

mit Buntsandstein-, Muschelkalk- <strong>und</strong> Keuperflächen<br />

an. Es weist eine ähnliche Strukturierung<br />

wie das Thüringer Becken <strong>von</strong> den randlichen Bereichen<br />

<strong>zum</strong> Beckenzentrum hin auf. Basaltberge ragen<br />

in der Vorderrhön <strong>und</strong> in der Hohen Rhön aus dem<br />

Triasbergland hervor.<br />

Im Osten Thüringens erstreckt sich ein flachwelliges<br />

Hügelland, in dem mächtige Löss-Schichten große<br />

Teile der tertiären Ablagerungen bedecken.<br />

Naturräume<br />

Die Gr<strong>und</strong>lage für die Abgrenzung <strong>von</strong> Naturräumen<br />

bilden <strong>zum</strong> einen die geologischen Ausgangsbedingungen<br />

im Zusammenspiel mit weiteren abiotischen<br />

Faktoren wie Klima, Relief, Wasserhaushalt <strong>und</strong> Boden;<br />

<strong>zum</strong> anderen ist die Ausprägung <strong>von</strong> Flora <strong>und</strong><br />

Fauna entscheidend. Thüringen hat Anteil an folgenden<br />

Naturräumen, die jeweils in Teilräume weiter untergliedert<br />

sind (s. Abb. 1):<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

•<br />

Mittelgebirge<br />

Buntsandstein-Hügelländer<br />

Muschelkalk-Platten <strong>und</strong> -Bergländer<br />

Basaltkuppenland<br />

Ackerhügelländer<br />

Auen <strong>und</strong> Niederungen<br />

Zechsteingürtel an Gebirgsrändern

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