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Handbuch zur naturnahen Unterhaltung und zum Ausbau von

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<strong>Handbuch</strong> <strong>zur</strong> <strong>naturnahen</strong> <strong>Unterhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>zum</strong> <strong>Ausbau</strong> <strong>von</strong> Fließgewässern<br />

Damit naturnahe Gewässer vielfältige Lebensräume<br />

ausbilden können, müssen ihnen ausreichend große<br />

Entwicklungskorridore für typkonforme, eigendynamische<br />

Entwicklungen <strong>zur</strong> Verfügung stehen.<br />

Dynamische Veränderungen sind Teil der <strong>naturnahen</strong><br />

Gewässerentwicklung.<br />

Gewässertypische Lebensgemeinschaften sind<br />

auf eine hohe Dynamik angewiesen, die ständig<br />

neue Habitate hervorbringt. Statische Zustände<br />

mindern die Qualität <strong>von</strong> Gewässerentwicklungsmaßnahmen.<br />

Deshalb sind im Rahmen der <strong>naturnahen</strong><br />

Entwicklung eigendynamische Prozesse<br />

gezielt einzusetzen <strong>und</strong> zu fördern.<br />

Die Gewässer <strong>und</strong> Auen sind ökologisch-funktionale<br />

Einheiten.<br />

Viele aquatische Lebewesen benötigen in bestimmten<br />

Lebensphasen die Auen. Insofern bilden<br />

naturnahe Fließgewässer mit ihren Auen eine ökologisch-funktionale<br />

Einheit. Deshalb soll die naturnahe<br />

Entwicklung so weit wie möglich zu einem<br />

funktionsfähigen Gewässer-Auen-Verb<strong>und</strong> führen.<br />

Die Durchgängigkeit ist ökologisch <strong>von</strong> ausschlaggebender<br />

Bedeutung.<br />

Für wandernde aquatische Tiere <strong>und</strong> für den Sedimenttransport<br />

ist die Längsdurchgängigkeit<br />

so weit wie möglich zu gewährleisten oder wiederherzustellen.<br />

Das gilt auch für Abschnitte, in<br />

denen ansonsten eine naturnahe Entwicklung<br />

nicht oder nur begrenzt möglich ist. Vor allem für<br />

die Fische muss die Längsdurchgängigkeit beide<br />

Fließrichtungen umfassen <strong>und</strong> sie muss für die<br />

Tiere schädigungsfrei möglich sein.<br />

Planerische Gr<strong>und</strong>sätze<br />

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Das Entwicklungsziel orientiert sich am Leitbild.<br />

Angestrebt wird eine möglichst typkonforme naturnahe<br />

Entwicklung des Gewässers nach den<br />

Vorgaben des jeweiligen Bewirtschaftungsziels.<br />

Naturnahe Gewässerentwicklung ist ein langfristiger<br />

Prozess.<br />

Eine naturnahe Gewässerentwicklung kann in der<br />

Regel nur schrittweise <strong>und</strong> im gesellschaftlichen<br />

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Thüringer Landesanstalt<br />

für Umwelt <strong>und</strong> Geologie<br />

Seite 33<br />

Konsens erreicht werden. Wichtig sind hierfür belastbare<br />

Vereinbarungen, mit denen der Raumbedarf<br />

nachhaltig <strong>und</strong> konfliktarm geregelt wird.<br />

Gewässerunterhaltung dient auch der <strong>naturnahen</strong><br />

Entwicklung.<br />

Die Gewässerunterhaltung muss sich auf die<br />

tatsächlichen Erfordernisse konzentrieren <strong>und</strong><br />

darf nicht mehr als nötig in die Gewässerökologie<br />

eingreifen. Sie ist am Bewirtschaftungsziel<br />

<strong>und</strong> den lokalen Entwicklungszielen aus<strong>zur</strong>ichten.<br />

Das kann im Einzelfall bedeuten, dass sie<br />

hauptsächlich nutzungsorientiert erfolgen muss<br />

<strong>und</strong> <strong>zum</strong> Beispiel die Hochwasserschutzwirkung<br />

unterstützt oder aber gezielt für eine naturnahe<br />

Entwicklung genutzt wird.<br />

Die Förderung der Eigendynamik ist dem Gewässerausbau<br />

vorzuziehen.<br />

Eigendynamische Entwicklungen durch planvolle<br />

<strong>und</strong> gezielte Maßnahmen der Gewässerunterhaltung<br />

sind langfristig angelegt, leicht korrigierbar <strong>und</strong><br />

preiswert. Sie greifen wenig in vorhandene Strukturen<br />

ein. Sie sind an geeigneten Gewässerabschnitten<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich einem Gewässerausbau vorzuziehen.<br />

Ingenieurbiologische Maßnahmen sind bei gleicher<br />

Eignung gegenüber rein technischen Maßnahmen<br />

mit toten Baustoffen zu bevorzugen.<br />

Ingenieurbiologische Maßnahmen sind in vielen<br />

Fällen geeignet, die Habitatqualität zu verbessern<br />

<strong>und</strong> dabei kosteneffiziente Lösungen darzustellen.<br />

Sie sind an geeigneten Gewässerabschnitten gr<strong>und</strong>sätzlich<br />

technischen Sicherungen vorzuziehen.<br />

Gewässerentwicklung in intensiv genutzten Bereichen<br />

unterliegt Restriktionen.<br />

In Siedlungsbereichen <strong>und</strong> anderen intensiv genutzten<br />

Räumen ist eine naturnahe Gewässerentwicklung<br />

häufig nur eingeschränkt möglich. Dennoch<br />

soll eine möglichst naturnahe Gewässerentwicklung<br />

auch bei lokalen Restriktionen angestrebt werden.<br />

Dabei sind die ökologische Durchgängigkeit <strong>und</strong> ein<br />

natürliches Sohlsubstrat <strong>von</strong> besonderer Bedeutung.<br />

Die Fließgeschwindigkeit muss in einem Rahmen<br />

gehalten werden, der auch den schwimmschwächeren<br />

Fischen des Gewässertyps eine stromaufwärts<br />

gerichtete Wanderung ermöglicht.

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