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Handbuch zur naturnahen Unterhaltung und zum Ausbau von

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<strong>Handbuch</strong> <strong>zur</strong> <strong>naturnahen</strong> <strong>Unterhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>zum</strong> <strong>Ausbau</strong> <strong>von</strong> Fließgewässern<br />

Thüringer Landesanstalt<br />

für Umwelt <strong>und</strong> Geologie<br />

Seite 73<br />

<strong>von</strong> Flächen für die Verbreiterung des Gerinnes <strong>und</strong> für evtl. Laufverlängerungen (vgl. Maßnahmensteckbriefe<br />

G 1 – Entwickeln/Anlegen eines Uferstreifens / Einbindung in den Gewässerentwicklungskorridor <strong>und</strong> G 3<br />

– Reaktivieren der Primäraue).<br />

Als Restriktionen sind zu beachten:<br />

- der Hochwasserschutz (vor allem in Ortslage) <strong>und</strong><br />

- die Entwässerungsfunktion (Höhenlage <strong>von</strong> Einleitungen <strong>und</strong> Dränungen). Es muss gewährleistet sein,<br />

dass Dritte nicht infolge einer zu großzügigen Sohlanhebung durch dauerhaften Rückstau in Einleitungen<br />

geschädigt werden.<br />

Dient die Maßnahme dazu, eine Tiefenerosion rückgängig zu machen, ist vor der Planung der Maßnahme<br />

zu klären, ob<br />

- eine Tiefenerosion aktuell noch stattfindet,<br />

- eine latente Tiefenerosion vorhanden ist,<br />

- sich ein Gleichgewichtszustand auf tieferem Sohlniveau eingestellt hat,<br />

- die Sohle nach Tiefenerosion/künstlicher Eintiefung wieder auflandet.<br />

Anhand des Prüfergebnisses ist das Anheben der Sohle entsprechend zu dimensionieren.<br />

Hinweise für die praktische Umsetzung (vgl. Tab. 9 in Kap. 4.2.1)<br />

Zu unterscheiden ist zunächst, ob im Gewässer ein intakter oder ein gestörter Geschiebehaushalt<br />

vorliegt. Von einer übermäßigen Sohlerosion ist auszugehen, wenn erosive Prozesse über Jahre hinweg<br />

auf der gesamten Fließlänge auftreten <strong>und</strong> zu einer grabenartigen Eintiefung des Gewässers geführt<br />

haben. Eine künstliche Geschiebezugabe ist nur bei einem gestörten Geschiebehaushalt sinnvoll.<br />

Eine gestörte Geschiebezufuhr wird z. B. durch oberhalb liegende Querbauwerke verursacht, welche<br />

i. d. R. den natürlichen Sedimenttransport behindern.<br />

Künstliche Geschiebezugabe (bei gestörtem Geschiebehaushalt)<br />

-<br />

Das Einbringen des Substrates soll generell unter geringstmöglicher Beeinträchtigung der Fließgewässer<br />

inkl. ihrer Ufer erfolgen. Dazu sind geeignete Stellen im Vorfeld festzulegen <strong>und</strong> die Art <strong>und</strong> Weise der<br />

Geschiebezugabe typspezifisch anzupassen. Auf geeignetes Material (z. B. Korngröße, Kornverteilung,<br />

Gesteinsart) ist zu achten.<br />

- Eine schonende Umsetzung ist die abschnittsweise Durchführung, um die Wiederbesiedlung der überschütteten<br />

Sohle aus den angrenzenden Gewässerabschnitten zu ermöglichen. Bei einer sukzessiven <strong>und</strong><br />

über einen langen Zeitraum verteilten Umsetzung wird es den im Wasser lebenden Organismen ermöglicht,<br />

sich allmählich an die geänderten Bedingungen anzupassen.<br />

- Mit der Anlage <strong>von</strong> Geschiebedepots auf Uferbänken (oberhalb <strong>von</strong> Tiefenerosionsbereichen auf den<br />

strömungsexponierten Uferseiten) wird vermieden, dass die Biozönose des Gewässerabschnitts durch<br />

die eingebrachten Geschiebe überdeckt <strong>und</strong> somit weitgehend vernichtet wird.<br />

Bei intaktem Geschiebehaushalt sollte eine Sohlanhebung möglichst mit einer typgerechten Laufverlängerung<br />

<strong>und</strong>/oder Sohlaufweitung einhergehen (vgl. Maßnahmensteckbriefe S 4 – Maßnahmen <strong>zur</strong> Sohlensicherung,<br />

U 7 – Maßnahmen <strong>zur</strong> gezielten Entwicklung naturnaher Uferstrukturen <strong>und</strong> G 3 – Reaktivieren der<br />

Primäraue), um das einzubringende Material vor Sohlerosion zu schützen. Falls dies nicht möglich ist, ist<br />

das Gewässer vor rückschreitender Tiefenerosion zu schützen, was durch den Einbau einer Sohlengleite <strong>zur</strong><br />

Sohl- <strong>und</strong> Wasserspiegelanhebung erfolgen kann.

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