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Handbuch zur naturnahen Unterhaltung und zum Ausbau von

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Seite 10<br />

<strong>Handbuch</strong> <strong>zur</strong> <strong>naturnahen</strong> <strong>Unterhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>zum</strong> <strong>Ausbau</strong> <strong>von</strong> Fließgewässern<br />

Typ 6: Feinmaterialreiche, karbonatische Mittelgebirgsbäche<br />

Der häufigste Fließgewässertyp in Thüringen ist der<br />

Typ 6 Feinmaterialreiche, karbonatische Mittelgebirgsbäche.<br />

Er ist im Thüringer Becken, im Holzland 1 , im Eichsfeld<br />

<strong>und</strong> in der Vorderen Rhön weit verbreitet. Dieser<br />

Gewässertyp verläuft geschlängelt bis mäandrierend in<br />

Mulden- oder Sohlentälern. Auffälligstes Merkmal ist<br />

das tief eingeschnittene, kastenförmige Profil. Da das<br />

Sohlsubstrat <strong>von</strong> Schluff, Löss, Lehm <strong>und</strong> Feinsanden<br />

dominiert wird, erodieren die Gewässer ständig in die<br />

Tiefe. Die Gewässer dieses Typs sind schwebstoff- <strong>und</strong><br />

nährstoffreich. Ein Interstitial ist meist nicht vorhanden.<br />

Abb. 6: Beispiel für den Fließgewässertyp 6: Zeitzbach<br />

bei Stadtroda (Foto: M. Dittrich)<br />

Der Typ 6 wird im Bereich des Keupers als Subtyp 6_K<br />

Feinmaterialreiche, karbonatische Mittelgebirgsbäche des<br />

Keupers bezeichnet. Die sommerwarmen Gewässer<br />

dieses Subtyps sind <strong>zum</strong>eist getrübt, was darauf <strong>zur</strong>ückzuführen<br />

ist, dass sich die mitgeführten Tonteilchen<br />

lange in der Schwebe halten. Die Bachablagerungen<br />

werden hier vor allem <strong>von</strong> Ton, Schluff <strong>und</strong> feinen<br />

Sanden bestimmt.<br />

Typ 7: Grobmaterialreiche, karbonatische Mittelgebirgsbäche<br />

Gewässer des Typs 7 Grobmaterialreiche, karbonatische<br />

Mittelgebirgsbäche kommen in Thüringen im Bereich<br />

der Muschelkalk-Platten <strong>und</strong> -Bergländer vor. Die meisten<br />

Gewässer dieses Typs finden sich in Nordthüringen<br />

1 Hinweis: Auch in etlichen Gebieten des Buntsandsteins, die<br />

den Buntsandstein-Hügelländern zugeordnet werden, wie z. B. das<br />

Holzland, gibt es karbonatisch reagierende Gewässer. Die geologisch<br />

bedingten Ursachen sind: Auslaugung <strong>von</strong> Schichtgliedern des<br />

Zechsteins bzw. des Muschelkalks, quartäre Lössablagerungen in<br />

den Gewässerauen oder kalkhaltige Bindemittel der Sandsteine.<br />

Die betreffenden Bäche werden dann nicht dem Typ 5.1, sondern<br />

dem Typ 6 zugeordnet.<br />

Thüringer Landesanstalt<br />

für Umwelt <strong>und</strong> Geologie<br />

im Hainich, dem Dün <strong>und</strong> der Hainleite. Vereinzelt<br />

kommen sie auch auf der Ilm-Saale-Platte vor. In Bezug<br />

auf die Strukturen ist dieser Gewässertyp dem Typ 5<br />

sehr ähnlich: Je nach Talform (Kerb-, Mulden- oder Sohlental)<br />

weisen die Gewässer eine gestreckte bis stark<br />

gew<strong>und</strong>ene Laufform aus. Die Gewässersohle wird <strong>von</strong><br />

Steinen <strong>und</strong> Schotter dominiert, in den strömungsärmeren<br />

Bereichen der Ufer <strong>und</strong> in den Stillen finden sich<br />

auch feinkörnigere Substrate wie Sand <strong>und</strong> Schlamm.<br />

Bei einigen Gewässern tritt z.T. Versinterung auf, d. h.<br />

eine Kalkkrustenbildung auf Steinoberflächen.<br />

Abb. 7: Beispiel für den Fließgewässertyp 7: Magdel<br />

oberhalb Sollnitz (Foto: E. Ebelt)<br />

Typ 9: Silikatische, fein- bis grobmaterialreiche<br />

Mittelgebirgsflüsse<br />

Der Verbreitung der silikatisch geprägten Bäche entsprechend,<br />

kommen die Gewässer des Typs 9 Silikatische,<br />

fein- bis grobmaterialreiche Mittelgebirgsflüsse vor allem<br />

im Einzugsgebiet <strong>von</strong> Werra <strong>und</strong> Saale im Thüringer<br />

Wald vor. Es handelt sich dabei aber um vergleichsweise<br />

wenige <strong>und</strong> kurze Gewässerabschnitte. In engen Tälern<br />

sind es gestreckte bis schwach gew<strong>und</strong>ene, an Nebengerinnen<br />

reiche Gewässerläufe. In breiten Sohlen- oder<br />

Muldentälern treten bei geringem Gefälle meist unverzweigte,<br />

gew<strong>und</strong>ene bis mäandrierende Gerinne auf. Bei<br />

hohem Talbodengefälle werden schwach gew<strong>und</strong>ene bis<br />

mäandrierende Gewässer mit zahlreichen Nebengerinnen<br />

ausgebildet. Dominierende Substrate sind Schotter<br />

<strong>und</strong> Steine, die ausgedehnte Bankstrukturen ausbilden.<br />

Sand <strong>und</strong> Lehm finden sich in den strömungsberuhigten<br />

Bereichen. Das Querprofil ist meist sehr flach. Das<br />

Längsprofil weist den typischen regelmäßigen Wechsel<br />

<strong>von</strong> Schnellen <strong>und</strong> Stillen auf.

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