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Handbuch zur naturnahen Unterhaltung und zum Ausbau von

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Seite 70<br />

<strong>Handbuch</strong> <strong>zur</strong> <strong>naturnahen</strong> <strong>Unterhaltung</strong> <strong>und</strong> <strong>zum</strong> <strong>Ausbau</strong> <strong>von</strong> Fließgewässern<br />

- Strukturreiche Sturzbäume mit Wurzelballen <strong>und</strong> Krone sind zylindrischen Totholzeinbauten vorzuziehen,<br />

da sie eine höhere Lebensraumqualität <strong>zur</strong> Folge haben. Eine Verankerung schränkt die ökologische<br />

Wirksamkeit u. U. ein, indem die natürliche Verlagerung des Totholzes als Teil der natürlichen Dynamik<br />

verhindert wird. Bei ungesicherten Totholzelementen muss das Verändern der Lage bzw. ein Verdriften<br />

jedoch ohne Schaden möglich sein (s. o.).<br />

-<br />

Bei einer Nutzungsaufgabe im direkten Gewässerumfeld <strong>und</strong> beim Umbau <strong>von</strong> gewässerbegleitenden<br />

Forsten kann anfallendes Material direkt eingesetzt werden. In Einzugsgebieten silikatischer Gewässer<br />

mit natürlicher Neigung <strong>zur</strong> Versauerung sind möglichst wenig Fichtenstreu <strong>und</strong> Fichtenzweige in das<br />

Gewässer einzubringen.<br />

- Eine Maßnahme gegen das Erlensterben (durch Pilze der Gattung Phytophtora) im Rahmen der <strong>Unterhaltung</strong><br />

ist der Verzicht auf einen Einbau <strong>von</strong> Totholz befallener Erlen. Damit wird verhindert, dass Pilzsporen<br />

nach Unterstrom abgeschwemmt werden <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Erlen infizieren.<br />

Einbringen <strong>von</strong> Substrat (vgl. Tab. 9 in Kap. 4.2.1)<br />

- Das Einbringen <strong>von</strong> Geschiebe soll gewässertypkonform erfolgen. Die lokalen geologischen Verhältnisse<br />

sind dabei zu beachten. Das heißt, es sollen nur solche Substrate eingebracht werden, die <strong>von</strong> Natur aus<br />

in dem jeweiligen Gewässer vorkommen (je nach Gewässertyp Kiese, Schotter oder Steine, z. B. Kalkstein<br />

oder natürliche (flusskiesähnliche) Kiese in Karstbächen – keine Wasserbausteine, kein gebrochenes Material).<br />

- Geschiebezugaben sollen außerhalb der Laichzeiten der lokal vorkommenden Fischarten <strong>und</strong><br />

abschnittsweise erfolgen, um die bestehende Besiedlung so gering wie möglich zu beeinträchtigen.<br />

Dabei sind vor allem die Laichzeiten gefährdeter <strong>und</strong> gesetzlich geschützter Arten<br />

(z. B. Kieslaicher) vorrangig zu beachten.<br />

Vor der Planung <strong>und</strong> Umsetzung der Maßnahmen empfiehlt es sich, Informationen <strong>zur</strong> Reaktion des Gewässers<br />

<strong>und</strong> insbesondere über dessen Ausuferungsverhalten bei erhöhten Abflüssen zu sammeln. Mit diesen<br />

Vorkenntnissen – auch aus eigenen Beobachtungen – kann abgeschätzt werden, inwieweit es möglich ist, die<br />

hydraulische Leistungsfähigkeit des Gewässers zu verringern. Diese Erkenntnisse können dann der weiteren<br />

Planung zugr<strong>und</strong>e gelegt werden.<br />

Eine gezielte Beobachtung der morphologischen Entwicklung der Sohle ermöglicht es, unerwünschte Veränderungen<br />

frühzeitig zu verhindern oder zu begrenzen (vgl. Maßnahmensteckbrief S 6 – Belassen naturnaher<br />

Strukturelemente der Sohle). Bei mangelnder Akzeptanz empfiehlt sich die Ausweisung <strong>von</strong> Modellstrecken<br />

<strong>zur</strong> Beobachtung der Auswirkungen dieser Maßnahmen.<br />

Thüringer Landesanstalt<br />

für Umwelt <strong>und</strong> Geologie

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