Untitled - Abaton Antiquariat
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93<br />
162.<br />
Ferdinand Spohr. 3 Teile in 1 Band. Leipzig,<br />
C. F. Peters, o. J. (1823). Quer-Fol. Alles in<br />
Kupfer gestochen. [4], 7, [1]; 69, [1]; 47, [1]<br />
S. Weinroter Chagrinlederband der Zeit mit<br />
goldgeprägtem Rückentitel, reicher Rücken-,<br />
Deckel-, Steh- und Innenkantenvergoldung<br />
sowie dreiseitigem Goldschnitt (Vorderdeckel<br />
etwas fleckig, Gelenke minimal brüchig, leicht<br />
bestoßen). [N303] 500,–<br />
Erste Ausgabe des vollständigen Klavierauszugs der romantischen<br />
Oper „Jessonda“ nach dem Libretto in von Eduard<br />
Heinrich Gehe (1793-1850) und mit der Musik von Louis<br />
Spohr (1784-1859). Begeistert von Carl Maria von Webers<br />
Oper „Der Freischütz“, die 1821 uraufgeführt wurde, schuf<br />
der seinerzeit bedeutendste lebende Komponist Deutschlands<br />
sein Meisterwerk ab 1822. Sprache und Musik sollten<br />
im Theater eine Symbiose eingehen, die den Weg zu Richard<br />
Wagners „Gesamtkunstwerk“ wies. Leitmotive durchweben<br />
das zwischen Singspiel und großer Oper stehende Werk, das<br />
im Fernen Indien, auf der portugiesischen Insel Goa spielt.<br />
Die hübsche, junge Witwe Jesonda soll ihrem Gemahl durch<br />
Verbrennung auf dem Scheiterhaufen ins Jenseits folgen.<br />
Doch der holde Tristan kann seine einstige Jugendgeliebte<br />
vor den Oberbrahmanen erretten.<br />
Katalog 4<br />
Eduard Heinrich Gehe hatte das Libretto nach dem 1770<br />
verfassten französischen Drama „La Veuve du Malabar ou<br />
L‘Empire des coutumes“ von Antoine-Marin Lemierre (1723-<br />
1793) für Louis Spohr bearbeitet. Der Klavierauszug gliedert<br />
sich nach den Akten in drei eigens paginierte Teile, der Text<br />
der Sänger ist ebenfalls unter die Notensysteme gesetzt.<br />
Uraufgeführt wurde das Werk am 28. Juli 1823 in Kassel. Die<br />
geschlossene, in sich stimmige Form der durchkomponierten<br />
Oper erfreute sich höchstem Erfolg und größter Beliebtheit,<br />
so dass zahlreiche Folgeaufführungen in Deutschland und<br />
Europa stattfanden. Dies war auch dem Exotismus der<br />
Handlung zuzuschreiben, der höchst aufwändige, kostbare<br />
Inszenierungen nahe legte, so dass Spohr äußerte: „Beim Eintritt<br />
ins Orchester wurde ich mit allgemeinem Jubel begrüßt“<br />
(zur Leipziger Aufführung).<br />
Titel mit kleinem, hübschen Stempel des „Museums für<br />
Hamburgische Geschichte“ und einem alten Doublettenvermerk<br />
„Dpl“. Nur wenige, blasse Wasserränder und<br />
Feuchtigkeitsfleckchen, meist sehr sauber und nur minimal<br />
gebräunt. Der überaus reich goldgeprägte Einband gehört zu<br />
den schönsten Beispielen der romantischen Buchbinderkunst<br />
aus Frankreich. Die breiten Deckelbordüren zeigen<br />
dem Empire entlehnte Ornamente wie Palmetten, Voluten,<br />
Bouquetkelche etc. Auf dem Rücken eine große Lyra und auf<br />
dem Vorderdeckel in Versalien eingeprägte: „Fanny Bertheau<br />
d. 3. November 1828“, einer Musikerin, der die Prachtaus-