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Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...

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deren Problemlösekompetenz zu erhöhen. In der Gesundheitsförderung wird in allgemeiner<br />

Weise das Konzept des Empowerments da<strong>für</strong> vorgeschlagen.<br />

(6) Schönheitsideal Schlankheit: ein vergleichsweise junges Erklärungsmodell befasst sich<br />

mit dem Rauchen von jungen Mädchen und gibt deren Wunsch, dem gängigen knabenhaften<br />

Schönheitsideal entsprechen zu wollen, als hauptsächlichen Kausalgrund an. Die Zigarette<br />

betäubt Hungergefühle und kann damit den Mädchen helfen weniger zu essen, um das<br />

Gewicht zu halten oder abzunehmen. Mögliche Maßnahmen versuchen mit verschiedenen<br />

Ansätzen, die Mädchen mit ihrem fraulich werdenden Körper zu versöhnen und ihre<br />

Abhängigkeit von künstlichen und unerreichbaren Schönheitsidealen aufzubrechen.<br />

Welche Rolle spielen diese Erklärungsansätze in der GAT-Studie?<br />

Wir konnten in der vorliegender Studie keine Anhaltspunkte <strong>für</strong> die Richtigkeit der Modelle<br />

(4) „Gruppendruck“ und (6) „Schlankheit“ finden. Das Theorem des Gruppendrucks erscheint<br />

uns nach eingehender Befassung mit den einschlägigen Passagen in unseren<br />

Fokusgruppen-Transkripten als eine Strategie der nachträglichen Legitimierung oder auch<br />

der Entschuldigung des Rauchens durch die Jugendlichen selber. Sie begründen und<br />

entschuldigen ihr Verhalten mit dem Verweis auf Gruppenzwänge, denen sie erlegen seien<br />

und <strong>für</strong> die sie nichts könnten, weil das Rauchen bei ihnen ein schlechtes Gewissen auslöst<br />

und weil sie wissen, dass es eigentlich und im Grunde sozial unerwünscht ist. Besonders<br />

deutlich wird dies darin, dass sie überwiegend mit einem schlechten Gewissen ihren Eltern,<br />

teilweise auch Lehrer/innen gegenüber rauchen und von diesen nicht erwischt werden<br />

wollen. Insofern als dies eine Veränderung in den Motiven und Einstellungen zum Rauchen<br />

im Vergleich zu früheren Jugendgenerationen bedeutet, kann also von einem Erfolg der<br />

bisherigen Präventionspolitik gesprochen werden.<br />

Der Zusammenhang von Rauchen und Schlankheit bzw. Diät ist in unseren Fokusgruppen<br />

aus eigenem Reden der Mädchen nicht hervorgegangen. Auf Nachfragen ist dieser<br />

Zusammenhang ebenfalls nicht bestätigt worden. Im Gegenteil wurde sogar die Zigarette<br />

nach dem Essen als eine besonders schmackhafte und genießbare dargestellt.<br />

Das Modell (2) „Mediale Verführung“ ist sicherlich von großer Bedeutung, allerdings weniger<br />

durch die direkte Werbung als durch geschicktes Product Placement in TV-Filmen. Expressis<br />

verbis wurde von Mädchen die TV-Serie „Sex in the City“ genannt und darauf hingewiesen,<br />

dass die Zigarette und das Rauchen darin eine nicht unwesentliche Rolle spielen. Aber auch<br />

in allgemeiner Form wurden Filme und Fernsehen als Medien beschrieben, in denen man<br />

erfahren könne, welche Wirkung das Rauchen auf die rauchenden Erwachsenen habe,<br />

wodurch erst das Interesse am Rauchen geweckt werde. Die mediale Verführung ist daher<br />

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