Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...
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Man wird von daher Veränderungen in den Schulen fordern müssen, die dazu angetan sind,<br />
die Frustration von Schüler/innen zu reduzieren und ihre Zufriedenheit mit sich und ihrer<br />
Schulperformance zu steigern. Natürlich haben aber solche Maßnahmen nur mittel- bis<br />
langfristige Wirkungen, da Schulentwicklung ein hochkomplexer und langwieriger Prozess<br />
ist. Kurzfristige Erfolge sind eher von Maßnahmen zu erhoffen, die den Jugendlichen den<br />
Umgang mit Frustrationen und Schulproblemen erleichtern helfen. Entsprechende Konzepte<br />
liegen in unterschiedlichster Form vor und müssten konsequent eingesetzt werden. Neben<br />
dem Angebot und der Vermittlung von Entspannungstechniken gelten vor allem Systeme der<br />
sozialen und fachlichen Unterstützung als günstig, wie sie etwa durch Buddies realisiert<br />
werden, aber auch durch Hilfe von Lehrer/innen in Ganztagsschulen.<br />
Ein anderer sehr wesentlicher Problemkreis ist <strong>für</strong> Jugendliche mit den Beziehungen zum<br />
anderen Geschlecht gegeben. Nach den Problemen mit der Schule ist dies der am<br />
zweithäufigsten genannte Bereich, in dem sie unangenehme, deprimierende, die Stimmung<br />
herabsetzende oder sogar auch demütigende Erfahrungen machen. Angesichts der<br />
allgemeinen Geschlechterproblematik in der heutigen Gesellschaft ist das alles andere als<br />
erstaunlich. Dennoch müssen auch Maßnahmen entwickelt werden, die den Jugendlichen<br />
helfen, das Geschlechterverhältnis zu entspannen und mit Frustrationen besser umzugehen.<br />
Stufe 5: Genussrauchen<br />
Erst mit einiger Übung lernen die Jugendlichen, die Effekte des Nikotins von<br />
Problemsituationen abzukoppeln und sie auch in entspannter, hochgestimmter Gemütslage<br />
zu empfinden. Sie verbinden dann diese Wirkungen mit bestimmten Situationen und<br />
Verhaltensweisen, die sich zu Lebensstilen verdichten. Die beliebtesten, am besten<br />
schmeckenden Zigaretten rauchen die Jugendlichen dann nach dem Essen, nach dem Sex<br />
und vor dem Schlafengehen. Auffällig ist, dass die Jugendlichen in diesen Situationen<br />
entweder allein sind, in trauter Zweisamkeit oder allenfalls in einer kleinen Gruppe. Das<br />
Rauchen in größeren Gruppen, ob privat auf Partys oder in Discos oder in anderen<br />
Etablissements, zählt überraschenderweise nicht zu den „Genusssituationen“. Der Grund ist<br />
der, dass auch begeisterte Raucher/innen die völlig verpestete Luft nicht mehr goutieren<br />
können. Der Genuss besteht zu einem gewissen Teil in dem Ritual, das man täglich oder<br />
mehrmals täglich aufsuchen kann und mit dem man neben der Ruhe und Sicherheit, die<br />
davon ausgeht, auch eine gewisse Erwachsenheit verbinden kann. Die jugendlichen<br />
Raucher/innen sind jetzt mit sich und ihrem Lebensstil sehr zufrieden.<br />
Zu diesem Zeitpunkt sind Interventionen, die den Einstieg ins Rauchen verhindern wollen,<br />
bereits zu spät. Interventionen, die appellativ Einsicht in die Gefahren und ein Umdenken<br />
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