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Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...

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spannende, neugierig machende, vielleicht modische, vielleicht coole Facette möglichen<br />

Verhaltens dargestellt, das man spielerisch ausprobiert, dem aber keine weiteren Gedanken<br />

gewidmet werden müssen, es ist nicht mehr nur ein arbiträres, soziale Abläufe begleitendes<br />

Accessoire, sondern es ist tief in die Identität und das Selbstverständnis der Jugendlichen<br />

eingearbeitet. Das mit dem Rauchen Aufhören wird im nachfolgenden Zitat von zwei jungen<br />

Frauen tatsächlich als Persönlichkeitsveränderung dargestellt bzw. mit einer solchen gleich<br />

gesetzt, die von keinem anderen als von ihnen selber eingefordert werden dürfe. Niemand<br />

anderer hat das Recht, ihnen diesbezüglich Vorschreibungen zu machen. Der Geliebte muss<br />

sie akzeptieren, wie sie sind, mit all ihren so und nicht anders gearteten<br />

Persönlichkeitsmerkmalen, mit all ihren Stärken und Schwächen, und eben auch mit all<br />

ihren Zigaretten. Eher würden sie die Beziehung wohl beenden und dem Liebhaber den<br />

Laufpass geben, falls er es nicht schaffen sollte, mit dem „Pech“ zu leben, sich in eine<br />

Raucher/in verliebt zu haben.<br />

„I: Würdest Du dann ihm zuliebe aufhören, wenn er sagen würde, ich hab Dich<br />

so lieb, aber noch lieber wäre es mir, wenn Du nicht rauchen würdest, oder<br />

muss er das einfach akzeptieren?<br />

M2: Der muss es akzeptieren. Also, bevor ich nicht sag, ich will aufhören, darf<br />

mich niemand drauf ansprechen.<br />

M3: Ich meine, du kannst auch einen Kompromiss schließen und sagen, ja, okay,<br />

ich rauche weniger. Ich würde mich auch nicht ändern, wenn jetzt irgendwer<br />

zu mir zu sagt, ja, mich stört das an Dir. Würde ich sagen, Dein Pech. Ich<br />

ändere mich nur wegen mir, aber nicht wegen jemandem anderen.“ (Matadora<br />

1117/1128)<br />

Dennoch spüren die Jugendlichen auch, dass sie bessere Ausstiegs-Chancen hätten, wenn<br />

sie entsprechende soziale Unterstützung hätten, sei es von Partnern und Partnerinnen, sei<br />

es von Freunden und Freundinnen. Sie gehen, zum Beispiel, Wetten ein, dass sie mit dem<br />

Rauchen dann und dann aufhören würden, um den Druck auf sich selbst zu erhöhen.<br />

„B2: Außerdem nach dem Bundesheer kriege ich 3.000,-- Schilling, wenn ich<br />

aufhöre, weil ich gewettet habe mit einem Freund, aber-<br />

B1: Das schaffst Du ja eh nicht.“ (Mattheus 1162/1167)<br />

Trotzdem wird in der Reaktion des Wettpartners deutlich, dass dieser nicht glaubt, sein Geld<br />

zu verlieren, weil die Erfahrung, dass die Aufhörversuche scheitern, weit verbreitet ist. Von<br />

den Freunden erhält der aufhörwillige Raucher daher wenig bis gar keine Unterstützung in<br />

Form eines Vertrauensvorschusses, der motivierend und stärkend wirken könnte. Anstatt<br />

sich gegenseitig zu unterstützen, wird eigentlich immer nur eine schlechte, negative,<br />

pessimistische Stimmung erzeugt.<br />

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