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Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...

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2. RAUCHEN BEI JUGENDLICHEN UND DAS THEOREM DES<br />

GRUPPENDRUCKS<br />

In der wissenschaftlichen Literatur gibt es eine Reihe verschiedener Erklärungen da<strong>für</strong>,<br />

weshalb Jugendliche trotz aller Aufklärung über die negativen Gesundheitsfolgen mit dem<br />

Rauchen beginnen. Eine der ältesten Begründungen hier<strong>für</strong> ist das Theorem des<br />

Gruppendrucks, das davon ausgeht, dass Jugendliche in ihren Peer groups einem so<br />

starken Konformitätsdruck ausgesetzt sind, dass sie letztlich nur die Wahl hätten<br />

mitzumachen, auch wenn es ums Rauchen geht, oder ausgeschlossen und geächtet zu<br />

werden. Dieses Theorem hat eine große Breitenwirkung erfahren und ist heute auch in den<br />

pädagogischen Wissensbeständen von Eltern und Lehrer/innen fest verankert. D'Arcy<br />

Lyness (2001) definiert das Theorem, wie folgt: „When people your own age try to influence<br />

how you act, it's called peer pressure”. Dies setzt also das Beisein einer<br />

Gleichaltrigengruppe voraus und einen aktiven Versuch dieser Gruppe oder einzelner<br />

Mitglieder, das Handeln anderer zu beeinflussen.<br />

Diese Theorie gerät mittlerweile sehr stark ins Kreuzfeuer der Kritik. Viele Forschungen der<br />

letzten Zeit schwächen diese Theorie ab oder widerlegen sie mit verschiedensten<br />

Argumenten.<br />

So schreibt z.B. Denscombe-Martyn (2001), dass Resultate zeigen, dass Gruppendruck <strong>für</strong><br />

das Ausmaß, in dem Jugendliche individuelle Autonomie und Selbstbestimmung leben<br />

können, keinen nennenswerten Erklärungsbeitrag leistet. Sie werden nur fälschlicherweise<br />

als Opfer dargestellt. "Results show that the concept of peer pressure did not take account of<br />

student´s individual autonomy and self-determination, wrongly portrayed them as victims,<br />

and did not effectively account for the flexibility and multiplicity of peer groups. Findings<br />

suggest that peer group pressure concepts need to be reconsidered because of peer group<br />

relationship heterogeneity, individualism, and self-identity."<br />

Weiters und mit explizitem Bezug zum Rauchen meint auch Leventhal-Amy (1998), dass die<br />

Beziehung zwischen Gruppendruck und Rauchverhalten nicht signifikant ist. "The<br />

relationship between peer pressure and behavior was examined across grade and stage of<br />

involvement in drinking and smoking. ... For smoking, initiators did not show a significant<br />

relationship between pressure and smoking."<br />

Auch die Resultate von Newman (1984) zeigen, dass auf den Jugendlichen mehr Druck<br />

bezüglich seines Images lastet als durch direkten Gruppendruck. Die Peer group bezieht ihre<br />

Bedeutung also vor allem daraus, dass sie bestimmte Erscheinungsbilder akzeptabel,<br />

andere inakzeptabel macht. "Results show that peer pressure was perceived in terms of<br />

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