Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...
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Rauchens definiert, geschärft und zugespitzt wird und wie man glaubt, ihm durch<br />
Maßnahmen begegnen zu können. Diese Erklärungsansätze lassen sich auf sechs<br />
paradigmatische Positionen zusammenfassen.<br />
(1) Mangelnde Selbstsicherheit: im Zusammenhang mit der pubertären Identitätsentwicklung<br />
wird der Mangel an Selbstbewusstsein und Selbstsicherheit als Kausalfaktor oder zumindest<br />
als wesentliche psychische Rahmenbedingung gesehen. Es wird unterstellt, dass das<br />
Rauchen ein Gefühl von Erwachsenheit und Sicherheit vermitteln kann, das den<br />
Jugendlichen fehlt. Präventive Interventionen zielen demnach auf die Stärkung des<br />
Selbstbewusstseins und Selbstwertgefühls der Adoleszenten, was etwa in den Kampagnen<br />
„Kinder stark machen, stark statt süchtig“ oder „Ich brauch´s nicht, ich rauch nicht“ versucht<br />
wurde.<br />
(2) Mediale Verführung, Werbung: eine zweite Erklärung geht von der Vorstellung aus, dass<br />
Jugendliche den vielfältigen Verführungen der Werbung psychologisch nicht gewachsen sind<br />
und den präsentierten Bildern erliegen, die einen Zusammenhang zwischen dem Rauchen<br />
und dem guten, angenehmen Leben herstellen. Die Inszenierung des Rauchens als cool,<br />
gutaussehend, begehrlich, weltmännisch, erfolgreich, entspannt u.s.w. macht die Zigarette<br />
zu einem Instrument der Selbstinszenierung. Interventionen versuchen, Werbung durch<br />
Verbote hintan zu halten oder ihre Wirkung durch Reflexion oder Gegenwerbung zu<br />
brechen.<br />
Eine Umsetzung dieser Logik kann man, beispielsweise, in Kampagnen wie „Be smart, don´t<br />
start“ sehen, auch wenn diese noch zusätzlich auf dem Gruppendruck-Paradigma aufgebaut<br />
ist. Auch Versuche, in Schulen den „coolsten Nichtraucher“ zu küren, operieren in dieser<br />
Logik, indem sie dem positiven Bild des Rauchers ein positives Bild des Nichtrauchers<br />
entgegensetzen wollen. Und natürlich ist die EU-Initiative, auf Zigarettenpackungen die<br />
tödlichen Wirkungen der Zigarette in großen Buchstaben aufzudrucken, diesem Paradigma<br />
geschuldet.<br />
(3) Vorbildwirkung Erwachsene: ähnlich wie im Argument der Werbung wird auch hier<br />
unterstellt, dass Jugendliche ein Verhaltensmodell kopieren, das ihnen aus bestimmten<br />
Gründen zusagt. In einer Gesellschaft, in der 30% der Erwachsenen rauchen, ist es nicht<br />
verwunderlich, dass auch 30% der Jugendlichen rauchen, da sie ja angehalten sind,<br />
erwachsen zu werden. Es ist ebenso wenig erstaunlich wie die Tatsache, dass 90% der<br />
Jugendlichen einen Führerschein machen, bei bestimmten Gelegenheiten Alkohol trinken,<br />
Fußballspiele besuchen, eine Familie gründen wollen und eben insgesamt mehr oder<br />
weniger genau Aspekte eines Erwachsenenlebens kopieren.<br />
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