Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...
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Gesetz sind, durch Product Placement in der TV- und Filmbranche zu kompensieren<br />
trachtet. Ein entsprechendes Gegenkonzept ist auf Seiten der Prävention noch nicht<br />
entwickelt worden. Es scheint uns aber notwendig, diese Dinge sehr bewusst anzusprechen,<br />
etwa im Rahmen einer allgemeinen medienkritischen Debatte im Schulunterricht.<br />
Durch das Vorleben der Eltern, Freunde, Geschwister oder sonstigen Personen aus der<br />
Umwelt oder den Medien bekommen die jungen Erwachsenen immer vor Augen geführt, wie<br />
die Zigarette wirkt. Ob in einer Fernsehserie die Hauptdarstellerinnen Zigaretten rauchen,<br />
wenn sie in verzwickten, aussichtslosen oder tristen Situationen sind, oder ob die Eltern<br />
einen entspannteren, positiveren Zustand erreichen, wenn sie eine Zigarette rauchen, das<br />
alles prägt sich bei den jungen Erwachsenen ein.<br />
Wenn es einen zusammenfassenden Begriff <strong>für</strong> die vielfältigen Wirkungen geben kann, dann<br />
ist es wohl der Begriff „cool“. Er ist so schillernd und vieldeutig, dass sich eine umfangreiche<br />
Analyse im Zusammenhang dieser Arbeit verbietet. Eines ist aber wesentlich festzuhalten<br />
und darin mag ein Unterschied zu einem früheren Gebrauch des Wortes liegen: cool<br />
beschreibt heute tendenziell keine Eigenschaft, die Personen als psychologische Einheit<br />
zugeschrieben werden könnte, so dass also eine ganze Person insgesamt cool oder uncool<br />
wäre, als cooler oder uncooler Typ beschrieben werden könnte. Eine solche fast<br />
essentialistisch klassifizierende Bedeutung hat cool eigentlich nur in Bezug auf Dinge oder<br />
Verhaltensweisen. Diese können insgesamt und tiefgründig cool oder uncool sein. So kann<br />
ein Auto cool sein, eine Hose, eine Sonnenbrille, ein Musikstück oder ein Film, aber ebenso<br />
eine bestimmte Handlung wie beispielsweise bei rot über die Straße gehen. Man sieht daran,<br />
dass die konkreten Zuschreibungen sehr stark vom jeweiligen subkulturellen Kontext<br />
abhängen. Es ist aber, wenn etwas cool ist, immer ein ästhetisches Urteil des Beobachters,<br />
das mit einem bestimmten emotionalen Zustand bei diesem verbunden ist, den man<br />
vielleicht am ehesten als Gelassenheit umschreiben kann.<br />
In vielen jugendlichen Subkulturen gilt rauchen als cool, sicher sehr viel mehr, als das auf<br />
erwachsene Subkulturen zutrifft. In diesem Begriff sind alle Wirkungen zusammengefasst,<br />
die die Jugendlichen an Raucher/innen beobachtet haben. Raucher/innen wirken auf die<br />
Jugendlichen gelassen. Sie lösen bei ihnen ein Gefühl von Gelassenheit aus. Raucher/innen<br />
zu beobachten ist cool. „Es ist schon cool“.<br />
„B3: Bei mir war es, nach der Schule, glaube ich, auch mit einem Freund. Bei uns<br />
sind sie draußen gestanden, also irgendwelche Typen und wir haben uns halt<br />
gedacht, naja, es ist schon cool.“ (Mattheus 74/78)<br />
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