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Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...

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von eben dieser nach Beginn einer Beziehung wieder abserviert, alles Verhalten von<br />

Mädchen, das Zweifel am Zustandekommen und Aufrechterhalten einer Beziehung zulässt,<br />

kann ein triftiger Grund <strong>für</strong> die Burschen sein, zur Zigarette zu greifen. Jede kleinere oder<br />

größere Frustration im Umgang mit Mädchen wird durch Rauchen bearbeitet, jeder Hauch<br />

von Misserfolg im Verhältnis zu den Erwartungen an die eigene Attraktivität <strong>für</strong> das andere<br />

Geschlecht erzeugt Stimmungen, die so unangenehm sind, dass sie mit einer Zigarette<br />

vertrieben werden müssen. Denn, wie das von vielen Burschen auf verschiedene Varianten<br />

gesagt worden ist, diese erzeugt eine männliche Art von Tröstung – ein Trost ohne vorher<br />

Verletztheit eingestehen und zeigen zu müssen.<br />

„B1: Zigarette braucht man auch, finde ich, deswegen, weil wenn jetzt das<br />

Mädchen sagt, ich brauch die net, wos wüst von mia, dann ist man, glaube<br />

ich, irgendwie enttäuscht und dann hat man gleich die Zigarette als Tröstung.“<br />

(Wienerberg M 877/880)<br />

„B3: auf jeden Fall, wenn man jetzt ein Mädchen anspricht und man hat eine<br />

Zigarette und sie sagt, kein Interesse, sagt man okay, geht man, halt dann ist<br />

man irgendwie enttäuscht und dann hat man gleich eine Zigarette als<br />

Tröstung.“ (Wienerberg M 884/888)<br />

Mädchen, insbesondere aus Unterschichtfamilien, bringen die Zigarette ganz explizit und in<br />

viel stärkerem Ausmaß als Burschen mit ihren unerfüllten Wünschen das andere Geschlecht<br />

betreffend in Verbindung, und zwar umso mehr, je enttäuschender sie ihr reales Leben<br />

empfinden. Die Zigarette löst in diesen Fällen kein Problem, aber sie kann helfen, die<br />

unangenehmen Gefühle zu überspielen, die von alltäglichen Frustrationen ausgehen. Auch<br />

hier lernen die Mädchen also die Wirkung der Zigarette dann am ehesten und am besten zu<br />

erfahren bzw. zu unterschieden, wenn der Frust gerade wieder einmal am größten ist.<br />

Sehr eindrucksvoll wird das von einer Mädchengruppe im Interview ausgeführt. Auf die<br />

Frage, was passieren müsste, wie sich ihr Leben ändern müsste, damit sie mit dem Rauchen<br />

wieder aufhören könnten, setzen sie ihrem realen Leben die Traumwelt aus dem Buch „Der<br />

Herr der Ringe“ entgegen, in der die positive Geisterwelt der Elben <strong>für</strong> Lebenszufriedenheit<br />

sorgt. Einem Elben würden sie folgen.<br />

„I: Kannst Du Dir irgendwas vorstellen, was es Dir erleichtern würde aufzuhören?<br />

Gibt es irgendetwas, kannst Du irgend etwas phantasieren, was es Dir leichter<br />

machen würde aufzuhören?<br />

M2: Wenn ich einen Elben sehen würde.<br />

M3: Der Legolas.<br />

I: Wenn Du den sehen würdest, wieso würde Dir der helfen? Was könnte der<br />

machen? Welche Zauberkräfte hätte der, um Dir helfen zu können?<br />

M: Gar keine, das ist einfach nur seine Ausstrahlung und seine spitzen Ohren....<br />

M3: Stell Dir vor, der raucht jetzt auch.<br />

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