Aichholzer N., Friedhuber, J.(2003) - Ludwig Boltzmann Institut für ...
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In anderen Formulierungen wird diese Wirkung weniger hochtrabend als Abgrenzung<br />
gegenüber der Welt, Konzentration auf sich selbst und Wiederherstellung der Denkfähigkeit<br />
beschrieben. Die Zigarette macht Probleme unwichtig, wodurch man sich wieder sich selbst<br />
und seinen Gedanken zuwenden kann. Interessant ist auch, dass man sich auf diese<br />
Wirkung verlassen kann, obwohl man gar nicht zu wissen muss, dass sie von der Zigarette<br />
herrührt.<br />
„I: Und was bewirkt dann die Zigarette bei dir?<br />
M6: Ich weiß nicht, da ist mir dann alles egal und das ist irgendwie so, da kann<br />
man nachdenken und - ich weiß nicht was es bewirkt.“ (Trummelhof<br />
1296/1301)<br />
Man braucht also nicht zu wissen, wie die Wirkung entsteht, Hauptsache sie setzt ein. Damit<br />
ist im weiteren ein relevantes Problem verbunden: indem die Jugendlichen die Wirkungskette<br />
ausblenden, schreiben sie das Erringen der inneren Ruhe, der Konzentration auf sich selbst<br />
und die Herstellung einer gelassenen Grundhaltung eben auch nicht den psychoaktiven<br />
Substanzen zu. Das erschwert im Weiteren natürlich einen sozusagen vollbewussten<br />
Umgang mit der Zigarette und eine reflektierte Entscheidung <strong>für</strong> oder gegen sie. Auch ist es<br />
aus Sicht der Prävention schwierig, den Punkt genau zu benennen, an dem wirkungsloses<br />
Proberauchen in Wirkungsrauchen umschlägt.<br />
Umgang mit dem anderen Geschlecht<br />
Eine der wichtigsten Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz ist die Fähigkeit, zum anderen<br />
Geschlecht eine tragfähige soziale Beziehung aufzubauen. Da dies mit Schwierigkeiten und<br />
Peinlichkeiten verbunden ist, die bei den Jugendlichen Unbehagen auslösen, hat die<br />
Zigarette auch in diesem Kontext eine wichtige Funktion. Häufig bietet sie schon beim<br />
Kennen lernen einen unpeinlichen Einstieg, indem sie einen Kommunikationsanlass eröffnet.<br />
„M2: Ich habe den Dominik durch sie kennen gelernt, wegen dem Motorrad. Dann<br />
habe ich ihn später gefragt, um eine Zigarette, ja, es ist eigentlich immer nur<br />
eine Zigarette, er fragt mich, ich frage ihn, naja.<br />
I: Also, dass Du ihn kennen gelernt hast, ist über Zigaretten gegangen?<br />
M2: Durch Zigaretten. Wenn es die Zigaretten nicht gäbe, dann wäre es (?)<br />
M1: Zigaretten sind irgendwie nützlich.“ (Wienerberg W 906/916)<br />
„M1: Na zum Beispiel, Du bist in einen ur-verschossen und Du traust Dich ihn nicht<br />
anzusprechen, dann fragst Du ihn einfach, ob er eine Zigarette hätte. Wenn er<br />
sagt, nein, ich bin Nichtraucher, ja schön und gut, dann quatscht halt ein<br />
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