Der Faktor Geschwindigkeit im motorisierten Strassenverkehr - BfU
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Verkehrspolizei könne jederzeit und überall kontrollieren.<br />
Die Problematik dieses nachgewiesenermassen<br />
sehr wirkungsvollen Vorgehens ist, dass man<br />
auch manchmal an Orten und zu Zeiten kontrolliert,<br />
wo nur wenig gefahren wird und die <strong>Geschwindigkeit</strong>en<br />
kaum überhöht sind. Dies gegenüber der<br />
Öffentlichkeit und den Behörden zu kommunizieren,<br />
ist wichtig («Hier passiert doch nie etwas ...»).<br />
Neben Sanktionen und Polizeikontrollen gibt es<br />
verschiedene andere Massnahmen, die helfen, das<br />
<strong>Geschwindigkeit</strong>sproblem und seine Konsequenzen<br />
zu entschärfen. Einen besonders wichtigen Beitrag<br />
dazu kann die Verkehrstechnik leisten. Die Auswertung<br />
der amtlichen Unfallstatistik zeigt, dass das<br />
geschwindigkeitsbedingte Unfallgeschehen insbesondere<br />
auf Strassen ausserorts und innerorts erheblich<br />
ist. Autobahnen spielen trotz höherem <strong>Geschwindigkeit</strong>sniveau<br />
in dieser Hinsicht eine untergeordnete<br />
Rolle. Infrastrukturelle Eingriffe baulicher<br />
und betrieblicher Art zur Beeinflussung der gefahrenen<br />
<strong>Geschwindigkeit</strong>en bedürfen einer sorgfältigen<br />
Überprüfung hinsichtlich der sicherheitstechnischen<br />
Auswirkungen. Das Beispiel von Radiusreduktionen<br />
in Kurven veranschaulicht das komplexe Zusammenspiel<br />
von <strong>Geschwindigkeit</strong> und Sicherheit. Geringere<br />
Radien erzwingen zwar grundsätzlich geringere<br />
<strong>Geschwindigkeit</strong>en, führen aber bei mangelhafter<br />
Projektierung zu mehr Unfällen. Ziel einer adäquaten<br />
Infrastruktur sind pr<strong>im</strong>är eine einfache Hierarchisierung<br />
des Strassennetzes sowie die Realisierung<br />
von selbsterklärenden und fehlertoleranten Strassen.<br />
Dadurch soll gewährleistet werden, dass der Verkehr<br />
mit angepasster <strong>Geschwindigkeit</strong> zirkuliert.<br />
Innerortsstrassen sind unter Berücksichtigung der<br />
Nutzungsansprüche aller Verkehrsteilnehmenden zu<br />
projektieren, zu bauen und zu betreiben. Das bfu-<br />
Modell Tempo 50/30 ist für das Erreichen dieses<br />
Ziels besonders geeignet. Es sieht vor, alle siedlungsorientierten<br />
Strassen mit Tempo-30-Zonen zu<br />
belegen und alle verkehrsorientierten Strassen innerorts<br />
derart zu gestalten, dass die Sicherheit der<br />
verletzlichsten Verkehrsteilnehmenden besonders<br />
berücksichtigt wird. Ausserortsstrassen sind so zu<br />
projektieren, dass sie zu einem homogenen <strong>Geschwindigkeit</strong>sverlauf<br />
führen. Korrigierende Massnahmen<br />
(Leitpfeile, abweichende Höchstgeschwindigkeiten)<br />
dürfen nicht von vornherein ins Auge<br />
gefasst werden, um Projektierungsmängel auszubessern.<br />
Die Entfernung von festen Objekten am<br />
Strassenrand (z. B. Mauern, Zäune, Pfosten) und –<br />
unter gewissen Bedingungen – Mittelleitschranken<br />
können die Folgen von geschwindigkeitsbedingten<br />
Unfällen reduzieren.<br />
Die konkrete Umsetzung dieser Interventionen in<br />
der Schweiz kann durch Massnahmen auf verschiedenen<br />
Ebenen aktiviert werden. Verkehrsingenieure<br />
und Planer sind bereits während des Studiums<br />
und/oder in systematischen Weiterbildungsgängen<br />
ganz speziell auf die erwähnten Punkte zu sensibilisieren.<br />
Flächendeckende Instrumente zur systematischen<br />
Überprüfung geplanter und bestehender<br />
Infrastruktur (Road Safety Audits, Road Safety Inspections,<br />
Black Spot Management) sind als Obligatorium<br />
schweizweit einzuführen.<br />
Die VSS-Normen stellen <strong>im</strong> Verkehrsingenieurwesen<br />
die Regeln der Baukunde dar. <strong>Der</strong>en Umsetzung in<br />
Projekten kann je nach Randbedingungen kostenintensiv<br />
sein. In der Praxis zeigt sich, dass in solchen<br />
Fällen Abstriche in Kauf genommen werden, was<br />
sich sicherheitstechnisch negativ auswirken kann.<br />
Bevölkerung, Politik und Verwaltung sind deshalb<br />
hinsichtlich der sicherheitstechnischen Bedeutung<br />
von Normen und adäquater Infrastruktur zu sensibilisieren.<br />
Dadurch soll die Umsetzung kostenintensi-<br />
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 06 Kurzfassung / Version abrégée / Riassunto 15