Der Faktor Geschwindigkeit im motorisierten Strassenverkehr - BfU
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5.2 Theorie des geplanten Verhaltens<br />
Die Theorie des geplanten Verhaltens ist etwas<br />
komplexer als die verhaltenstheoretischen Modelle.<br />
Hier wird davon ausgegangen, dass sich das Verhalten<br />
aus den verschiedenen Komponenten der<br />
Grafik in Abbildung 4 ergibt: verschiedene Vorstellungen<br />
(beliefs), Einstellungen, Normen und Wahrnehmungen.<br />
All diese beeinflussen die Verhaltensabsicht.<br />
Letztere best<strong>im</strong>mt dann, solange man<br />
nicht gehindert wird, das Verhalten.<br />
Die empirischen Resultate unterstreichen besonders<br />
die Bedeutung der persönlichen Norm, d. h. des<br />
Gefühls, ob das, was man tut, richtig oder falsch<br />
ist. Dies konnte für verschiedene Arten des Fehlverhaltens<br />
<strong>im</strong> <strong>Strassenverkehr</strong> bestätigt werden<br />
[21]. Interessant ist in diesem Zusammenhang,<br />
dass bei der vom Bundesamt für Statistik (BFS)<br />
zusammen mit der bfu alle 2 Jahre durchgeführten<br />
Befragung der Motorfahrzeuglenkenden eine weitaus<br />
grössere Akzeptanz für <strong>Geschwindigkeit</strong>s- als<br />
für Alkoholdelikte besteht. So wird Fahren in ange-<br />
Abbildung 4<br />
Darstellung des Modells des geplanten Verhaltens<br />
Quelle: Parker et al. [21]<br />
trunkenem Zustand von 59 % der Befragten als<br />
kr<strong>im</strong>inell beurteilt. Aber nur 15 % vertreten diese<br />
Meinung bezüglich des Überschreitens der Höchstgeschwindigkeiten.<br />
Die soziale Norm bezüglich FiaZ<br />
(Fahren in angetrunkenem Zustand) ist also deutlich<br />
strenger als bezüglich zu schnellem Fahren.<br />
Dieses Modell bietet viele Ansatzpunkte für Intervention.<br />
Man kann praktisch an allen «Stellschrauben»<br />
drehen. So könnte man versuchen, die gesellschaftlichen<br />
Normen zu verändern (von «Zu<br />
schnell fahren ist ein Kavaliersdelikt» zu «Schnellfahrer<br />
sind doofe Proleten»), was einen Einfluss auf<br />
die subjektive Norm hat («Ich bin kein doofer Prolet,<br />
also fahre ich auch nicht zu schnell»), wodurch<br />
die Verhaltensabsicht («Ich will nicht zu schnell<br />
fahren») und das Verhalten («Ich fahre nicht zu<br />
schnell») geändert werden. Ähnliche Szenarien<br />
sind auch für die Vorstellungen von Verhalten und<br />
Kontrolle denkbar. Daher ist dieses Modell gut<br />
geeignet, theoretische Grundlagen beispielsweise<br />
für Präventionskampagnen zu liefern.<br />
48 <strong>Geschwindigkeit</strong> aus unterschiedlicher Sicht bfu-Sicherheitsdossier Nr. 06