Der Faktor Geschwindigkeit im motorisierten Strassenverkehr - BfU
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st<strong>im</strong>mten Streckenabschnitts gemessen. Technisch<br />
bedingt dies, dass die Fahrzeuge am Anfang und<br />
am Ende des Abschnitts identifiziert werden (Kennzeichenerkennung),<br />
die Zeitdauer der Durchfahrung<br />
erfasst und mit der Streckenlänge zur Durchschnittsgeschwindigkeit<br />
verrechnet wird. Bei angemessenen<br />
<strong>Geschwindigkeit</strong>en müssen die Informationen<br />
über die Kennzeichen aus Datenschutzgründen<br />
sofort wieder gelöscht werden. Die technischen<br />
Probleme sind weitgehend gelöst. Schwächen<br />
hat das System weil der Streckenabschnitt<br />
best<strong>im</strong>mte Charakteristika aufweisen muss (gleichbleibende<br />
Höchstgeschwindigkeit, wenig Kreuzungen<br />
oder Abzweigungen, wenig Kurven, die die<br />
Durchschnittsgeschwindigkeiten automatisch senken<br />
würden). All dies weist darauf hin, dass diese<br />
Art der <strong>Geschwindigkeit</strong>skontrolle vor allem für<br />
Autobahnen und monotone Ausserortsstrecken<br />
geeignet sein dürfte.<br />
Ein Pilotversuch in Österreich [59] <strong>im</strong> Kaisermühlentunnel<br />
bei Wien ergab positive Ergebnisse. Die<br />
Anzahl der Unfälle mit verletzten Personen sowie<br />
die Anzahl der verletzten Personen sanken vor dem<br />
und <strong>im</strong> Tunnel <strong>im</strong> Vergleich zur Vorherperiode um<br />
rund 40 %. Nach dem Tunnel gab es keine grossen<br />
Veränderungen. Besonders markant sank die Unfallkostenrate<br />
(–80 %), was ein Hinweis darauf ist,<br />
dass neben der Anzahl der Unfälle auch deren<br />
Schwere abgenommen hat. Die Studie hat einige<br />
methodische Schwächen (mögliche Regression-zur-<br />
Mitte), so dass ein für 2010 geplanter Pilotversuch<br />
in der Schweiz noch weitere wichtige Informationen<br />
wird liefern können.<br />
4.4.8 Zufällige Auswahl der Kontrollstellen<br />
und -zeiten<br />
Eine wichtige Praxis für stationäre <strong>Geschwindigkeit</strong>skontrollen<br />
ist, dass die Positionen zufällig (randomisiert)<br />
ausgesucht werden, damit die Motorfahrzeuglenkenden<br />
die Erfahrung machen, dass die<br />
Polizei auch an unerwarteten Stellen präsent sein<br />
kann [55].<br />
So berichten Newstead, Cameron und Leggett<br />
[60], dass die Einführung eines Systems der zufälligen<br />
Zuweisung der Kontrollen nach Ort und Zeit<br />
(sogenannte Random Road Watch – RRW) in der<br />
Region Queensland in Australien zu einem erheblichen<br />
Rückgang der Unfälle führte. RRW bedeutete,<br />
dass jeder von knapp 300 Polizeiposten <strong>im</strong> Durchschnitt<br />
etwa 40 mögliche Kontrollstellen angab.<br />
Die Kontrollzeiten wurden auf 2 Stunden zwischen<br />
6 Uhr morgens und Mitternacht begrenzt. Die<br />
Kontrollen wurden dann durch eine zufällige Kombination<br />
von Ort und Zeit best<strong>im</strong>mt. Die Anzahl<br />
tödlicher Unfälle sank insgesamt um 25 %; die<br />
Reduktion war allerdings geringer für weniger<br />
schwere Verletzungen. Die Wirksamkeit dieser<br />
Strategie war besser in ländlichen Regionen als<br />
innerorts. Sie schien <strong>im</strong> Laufe der Zeit wirksamer zu<br />
werden – möglicherweise weil die Lenker merkten,<br />
dass sie zu verschiedenen Uhrzeiten und an unterschiedlichen<br />
Orten mit Kontrollen rechnen mussten.<br />
<strong>Der</strong> letzte Punkt könnte ein Hinweis darauf sein,<br />
dass es eine gewisse Zeit braucht, bis die Motorfahrzeuglenkenden<br />
das System begreifen. Möglicherweise<br />
würden Informationskampagnen dazu<br />
beitragen, die Wirksamkeit dieses Systems zu beschleunigen.<br />
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 06 Massnahmen zum <strong>Geschwindigkeit</strong>smanagement 77