Der Faktor Geschwindigkeit im motorisierten Strassenverkehr - BfU
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den Fall theoriegestützt sein und einen möglichst<br />
breiten Ansatz verfolgen.<br />
Die Interventionen sollten dabei auf die jeweiligen<br />
Zielgruppen zugeschnitten werden, da die Probleme<br />
je nach Alter unterschiedlich gelagert sein können<br />
(Kap. VII.3.10, S. 65).<br />
3.2 Geschlecht<br />
<strong>Geschwindigkeit</strong>sdelikte sind zum allergrössten Teil<br />
«Männersache». Sowohl bei den deskriptiven wie<br />
bei den analytischen Auswertungen waren Lenker<br />
gegenüber Lenkerinnen deutlich übervertreten.<br />
Dieser Geschlechtsunterschied besteht nach wie<br />
vor, obwohl man vermuten könnte, dass aufgrund<br />
der allgemeinen gesellschaftlichen Entwicklung<br />
vermehrt auch <strong>Geschwindigkeit</strong>sdelikte durch<br />
Frauen begangen werden. Erfreulicherweise ist dies<br />
nicht der Fall.<br />
Für Interventionen bedeutet dies, dass man sich vor<br />
allem auf die Männer als Zielgruppe konzentrieren<br />
sollte.<br />
3.3 Reaktionszeit<br />
Die Reaktionszeit ist stark mit dem Alter korreliert.<br />
Je älter man wird, desto langsamer werden die<br />
Reaktionszeiten. Andere Punkte, die die Reaktionszeit<br />
beeinflussen sind beispielsweise Alkohol oder<br />
Ablenkung. Da allerdings die <strong>Geschwindigkeit</strong>sproblematik<br />
vor allem mit jüngerem Alter zu tun<br />
hat, scheint die Reaktionszeit hier – abgesehen von<br />
den in Kap. V.2.1.1, S. 37 genannten Punkten –<br />
nicht sehr relevant zu sein.<br />
3.4 Einstellungen<br />
Die Einstellungen spielen in verschiedenen psychologischen<br />
Theorien eine wichtige Rolle. Allerdings<br />
ist der Zusammenhang zwischen Einstellung und<br />
Verhalten bei weitem nicht so klar wie man meinen<br />
könnte. Die Kenntnis der Einstellung(en) allein<br />
reicht meistens für eine Verhaltensprognose nicht<br />
aus. Ohne weiter auf die komplexe Diskussion<br />
innerhalb der Psychologie einzusteigen muss konstatiert<br />
werden,<br />
• dass es nicht einfach ist, Einstellungen zu ändern<br />
• und dass dies allein nicht ausreicht, um ein<br />
komplexes Verhalten wie die <strong>Geschwindigkeit</strong>swahl<br />
be<strong>im</strong> Autofahren zu ändern.<br />
Interventionen, die sich lediglich auf die Einstellungen<br />
der Motofahrzeuglenkenden konzentrieren,<br />
scheinen wenig erfolgversprechend zu sein. Komplexe<br />
Modelle wie beispielsweise das von Shope<br />
[33] oder die Theorie des geplanten Verhaltens<br />
können hier eher helfen.<br />
Shope schlägt beispielsweise folgende Interventionen<br />
für Neulenkende generell (nicht nur bezogen<br />
auf die <strong>Geschwindigkeit</strong>) vor (Abbildung 11):<br />
• Schnelle und zuverlässige Polizeikontrollen unter<br />
Einbezug der technischen Möglichkeiten<br />
• Eine Fahrausbildung, die auf wissenschaftlichen<br />
Grundlagen basiert<br />
• Berücksichtigung der Erkenntnisse zum Erwachsenwerden.<br />
Insbesondere soll das Alter des Führerausweiserwerbs<br />
unter diesen Aspekten kritisch<br />
analysiert werden.<br />
• Die Eltern sollen bei der Entscheidung, wann<br />
ein junger Mensch alleine Autofahren darf, eine<br />
wichtige Rolle spielen.<br />
62 Massnahmen zum <strong>Geschwindigkeit</strong>smanagement bfu-Sicherheitsdossier Nr. 06