Der Faktor Geschwindigkeit im motorisierten Strassenverkehr - BfU
Der Faktor Geschwindigkeit im motorisierten Strassenverkehr - BfU
Der Faktor Geschwindigkeit im motorisierten Strassenverkehr - BfU
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
5.3 Das Risk Speed Model von Taylor<br />
(1964)<br />
Das Risiko-<strong>Geschwindigkeit</strong>s-Modell von Taylor aus<br />
dem Jahr 1964 (zitiert nach [22]) geht davon aus,<br />
dass sich das Fahrverhalten aus dem Zusammenhang<br />
zwischen subjektivem Risiko und der Fahrgeschwindigkeit<br />
ergibt. Je stärker das wahrgenommene<br />
Risiko ist, umso mehr wird die Fahrgeschwindigkeit<br />
reduziert. Das Produkt aus subjektivem<br />
Risiko und Fahrgeschwindigkeit soll also konstant<br />
gehalten werden. Es kann auch Ausnahmen<br />
von dieser Regel geben, z. B. wenn man schneller<br />
fährt, um einer riskanten Situation zu entkommen.<br />
Es handelt sich bei Taylors Modell um einen Vorläufer<br />
des bekannten und umstrittenen Risikohomöostase-Modells<br />
von Wilde.<br />
5.4 Contagion Model of Speeding<br />
Connolly und Aberg argumentieren, dass das <strong>Geschwindigkeit</strong>sverhalten<br />
nur teilweise durch die<br />
Einstellung zur <strong>Geschwindigkeit</strong>, den Vorstellungen<br />
über die Konsequenzen des zu schnell Fahrens und<br />
den <strong>Geschwindigkeit</strong>skontrollen der Polizei best<strong>im</strong>mt<br />
wird [23]. Sie gehen davon aus, dass die<br />
eigene <strong>Geschwindigkeit</strong> durch den Vergleich mit<br />
derjenigen anderer Fahrer best<strong>im</strong>mt wird. Sie nennen<br />
dies das Ansteckungsmodell des zu schnellen<br />
Fahrens. In Modellrechnungen führen sie vor, dass<br />
– falls das Modell st<strong>im</strong>mt – durch das positive Beeinflussen<br />
(Verlangsamung) einiger Fahrer, andere<br />
Fahrer durch Nachahmung ebenfalls ihr <strong>Geschwindigkeit</strong>sverhalten<br />
verlangsamen. Auch legen die<br />
Autoren einige empirische Belege für ihr Ansteckungsmodell<br />
vor: Fahrzeuge, die zur selben Zeit<br />
am selben Ort sind, sind auffallend häufig mit derselben<br />
<strong>Geschwindigkeit</strong> unterwegs.<br />
5.5 Persönlichkeitstheorie<br />
Die Persönlichkeitstheorie befasst sich mit den<br />
stabilen psychischen Merkmalen des Menschen.<br />
Besonders hervorgetan hat sich dabei das Fünf-<br />
<strong>Faktor</strong>en Modell. Es geht davon aus, dass sich der<br />
Charakter des Menschen in fünf verschiedene <strong>Faktor</strong>en<br />
aufteilen lässt. Jeder Mensch hat dabei auf<br />
jedem dieser <strong>Faktor</strong>en eine best<strong>im</strong>mte Ausprägung.<br />
Die <strong>Faktor</strong>en sind:<br />
• Neurotizismus<br />
• Extraversion<br />
• Offenheit für Erfahrungen<br />
• Verträglichkeit<br />
• Gewissenhaftigkeit<br />
Neurotizismus (was auch Ängstlichkeit beinhaltet)<br />
erwies sich als ein <strong>Faktor</strong>, der positiv mit Verkehrssicherheit<br />
zusammenhängt. Offenheit für Erfahrung<br />
hingegen weist einen negativen Zusammenhang<br />
auf. Leider kann man daraus keine (Pr<strong>im</strong>är-)<br />
Präventionsstrategie entwickeln. Einerseits sind die<br />
Zusammenhänge zwischen Persönlichkeit und Unfallgeschehen<br />
nicht stark genug, weil <strong>im</strong> <strong>Strassenverkehr</strong><br />
vieles situativ bedingt ist. Darüber hinaus<br />
sind auch die Testverfahren nicht gut genug um<br />
beispielsweise Personen mit auffälligen Persönlichkeitsmerkmalen<br />
aus dem <strong>Strassenverkehr</strong> präventiv<br />
zu entfernen (Kap. IV, S. 35).<br />
Den umgekehrten Fall aber gibt es natürlich. Personen,<br />
die <strong>im</strong> Verkehr auffällig geworden sind,<br />
werden unter Umständen einer verkehrspsychologischen<br />
Begutachtung unterzogen, um festzustellen,<br />
ob die charakterliche Eignung zum Führen<br />
eines Fahrzeugs gegeben ist.<br />
In der Schweiz wurde für diesen Zweck beispielsweise<br />
der Test zur Erfassung verkehrsrelevanter<br />
bfu-Sicherheitsdossier Nr. 06 <strong>Geschwindigkeit</strong> aus unterschiedlicher Sicht 49