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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042137<br />

102 G. HASSEBRAUK<br />

nicht geändert hatte. Auch an den Kaiser wurde nach dem 5. Juni sofort<br />

eine gleiche Erklärung gesandt und die Truppen nacheinander entlassen;<br />

aber Zeugen berichteten einwandfrei, <strong>das</strong>s statt der aufgelösten Fahnen, die<br />

in der Paritionserklärung figurierten, gleich neue errichtet wurden, die verschwiegen<br />

wurden. Man kann es der Stadt nicht verdenken, <strong>das</strong>s sie, wenn<br />

sie einmal die Sache auf die Spitze treiben wollte, jetzt gerade, wo die Ausführung<br />

der Acht drohte, nicht geneigt war abzurüsten. Aber <strong>das</strong>s sie ein<br />

sehr hohes Spiel wagte, ist doch nicht zu leugnen, und so recht sieht man<br />

auch nicht ein, was Döring und Roerhand damit erstrebten. Da der Kaiser<br />

sich jetzt auf die andere Seite gestellt hatte, so war an Reichsfreiheit zunächst<br />

gar nicht mehr zu denken; um so weniger, da die Proteste der Stadt gegen<br />

die Rechtmässigkeit der Acht wohl zunächst die Kommissäre, dann aber doch<br />

auch den Kaiser der Parteilichkeit beschuldigten 1). Man sah wohl, <strong>das</strong>s<br />

man jetzt nicht nachgeben dürfe, weil der Herzog nun weit härtere Bedingungen<br />

stellen würde als früher und von den alten Privilegien manches, was<br />

nicht ganz zweifelsohne war, abschaffen würde. Man wusste ja auch wohl,<br />

<strong>das</strong>s die Acht nicht gleich würde ausgeführt werden können; denn ganz abgesehen<br />

vom Herzoge, wer von den benachbarten Fürsten hatte die Macht,<br />

die gewaltig befestigte und volkreiche, jetzt auch gut gerüstete Stadt zu bewältigen?<br />

Und würden die Verbündeten dies gelitten haben?<br />

b. Schluss 1606-1613.<br />

Die Acht, die auf <strong>Braunschweig</strong> lastete, war sonderbarer Art. Sie war<br />

allerdings nur bedingt ausgesprochen, aber doch nach acht Tagen, als von<br />

einem wirklichen Gehorsam der Stadt nicht die Rede sein konnte, zur Vollstreckung<br />

reif geworden. Aber die Protestationen der Stadt und ihrer Ver·<br />

bündeten hatten immerhin <strong>das</strong> Resultat, <strong>das</strong>s der Spruch, wenn auch keineswegs<br />

zurückgenommen, so doch in suspenso blieb. Der Herzog nannte die<br />

Bürger jetzt voll Behagen nicht nur seine Rebellen, sondern auch seine Ächter;<br />

konnte aber nicht die Erlaubnis erhalten, abermals zu rüsten und nun die<br />

Acht im Namen <strong>des</strong> Kaisers zu vollstrecken. So schlief der Krieg tatsächlich<br />

ein; nur selten gab es von hüben und drüben eine Plünderung, eine gewalttätige<br />

Verhaftung, aber von Gefechten war bis zum Tode <strong>des</strong> Herzogs überhaupt<br />

nicht mehr die Rede. Am 24. September 1607 begab sich Heinrich<br />

Julius abermals auf einige Monate nach Prag, «eilig und verstohlen, mit<br />

einer Kasse von 100000 Talern», hauptsächlich, um den Befehl zur Achts-<br />

') Das ganze Buch «Warhaffter Abdruck fernerer Defensionum,. usw., <strong>das</strong> im Sommer<br />

1606 erschien, ist ein Protest gegen die Acht und eine Schmähschrift gegen Kommissäre<br />

und Herzog.

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