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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042137<br />

88 G. HASSEBRAUK<br />

sah der Rat wohl selber ein, <strong>das</strong>s er einen schweren Missgriff begangen hatte.<br />

Er behauptete nun, er habe den Hauptmann Brabant mit der Vertretung der<br />

Stadt beim Herzoge beauftragt; da dieser aber in der letzten Minute abgesagt<br />

habe und Roerhand gerade krank gewesen sei, so habe er aus der Not eine<br />

Tugend machen und Brauns schicken müssen').<br />

In der Audienz hielt zunächst der Herzog selbst den Gesandten <strong>das</strong> lange<br />

Sündenregister der Stadt vor und liess dann eine Sententia declaratoria verlesen,<br />

durch welche die Stadt <strong>Braunschweig</strong> <strong>für</strong> rebellisch erklärt wurde. Es<br />

war dies nicht <strong>das</strong> erste Mal, <strong>das</strong>s die Stadt von einem solchen Schicksal ergriffen<br />

wurde, denn bekanntlich hat Heinrich der Jüngere 1553 <strong>das</strong>selbe<br />

Mittel versucht 2 ), die rebellischen Bürger etwa in die Lan<strong>des</strong>acht (parallel<br />

zur Reichsacht) zu erklären; er hat aber damals <strong>das</strong> Recht dazu nicht durchsetzen<br />

können. - Statt nun eine solche, staatsrechtlich sehr zweifelhafte Erklärung<br />

sofort mit einem energischen Proteste zu beantworten, appellierte<br />

der bestürzte Brauns nur mündlich an den Kaiser und verliess Wolfenbüttel<br />

sofort. Wie der Rat später behauptete, habe er es ex stupOl·e quodam ver·<br />

gessen zu sagen, <strong>das</strong>s der Rat gewillt gewesen sei, mit Vorbehalt seiner Privilegien<br />

<strong>das</strong> Blei herauszugeben S ). Auch dies ist nicht glaublich, da ja ein kurzer<br />

Brief am folgenden Tage <strong>das</strong> Versäumte hätte nachholen können. Der Sinn <strong>des</strong><br />

Herzogs aber war so entschieden, <strong>das</strong>s er einige Gesandte der niedersächsischen<br />

Städte, namentlich von Hil<strong>des</strong>heim und Magdeburg, die schon vorher<br />

vom Rate um Vermittlung gebeten waren, nicht einmal an dieser Sitzung<br />

teilnehmen und unverrichteter Sache heimkehren Iiess. Gleich am seI ben<br />

Tage erging übrigens die Mitteilung dieser RebeIlionserklärung an die niedersächsischen<br />

Städte und einige andere, mit denen <strong>Braunschweig</strong> in lebhaftem<br />

Verkehre stand, wie Leipzig, Frankfurt a./M., Nordhausen, Quedlinburg und<br />

Naumburg, in der Absicht, sie vom Besuche der Stadt fernzuhalten, da die<br />

Kommerzien nicht mehr frei seien. Auch den Herzoglichen Untertanen wurde<br />

bei Strafe verboten, mit den Bürgern zu verkehren, ihnen Schulden, Renten<br />

und sonstige Gelder zu zahlen, ihnen Korn und Gemüse zu verkaufen usw.4)<br />

- Allgemein fasste man <strong>das</strong> Edikt <strong>des</strong> Fürsten als eine Kriegserklärung auf,<br />

zumal dieser sofort durch seine Garden eine Art unvollkommner Blokade der<br />

Stadt vornehmen liess, d. h. die zur Stadt führenden Landstrassen besetzen<br />

und den Verkehr sperren Iiess. Wenn nun auch die 400 Reiter und 300<br />

') Braunschw. Hist. Händel 11 S. 2349. Die Ausrede gehört zu den Erfindungen der<br />

Geschlechter, um Brabant in Misskredit zu bringen. Sie spielt auch in dem Prozesse eine<br />

Rolle. ') Heinrich der Jüngere und die Stadt <strong>Braunschweig</strong> S. '14. ') lliustre<br />

examen S. 441. ') 2 J. Jan. Befehl <strong>des</strong> Herzogs an die Amtleute etc. Rraunschw.<br />

Hist. Händel II 2028.

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