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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042137<br />

DIE MEDIZINISCHE FAKULTÄT DER UNIVERSITÄT HELMSTEDT 143<br />

2500 Mediziner vorhanden '<br />

): Provinz Hannover 1373, <strong>Herzogtum</strong> <strong>Braunschweig</strong><br />

255, GrossherzogtumOldenburg 2 ) 124, Bremen 201, Hamburg714,<br />

Lübeck 71.<br />

Selbstverständlich ist damals die Bevölkerungszahl viel geringer gewesen.<br />

Aber rechnen wir einen noch so hohen Prozentsatz ab, es bleibt doch ein<br />

erheblicher Unterschied zwischen dem Verhältnis der Einwohner und Ärzte<br />

in jetziger und früherer Zeit bestehen. Dieser Unterschied lässt sich nur aus<br />

andersgearteten Kulturständen erklären. Wenn sich nicht mehr Leute dem<br />

Studium der Medizin widmeten, so war auch - diesen Schluss dürfen wir<br />

mit Sicherheit ziehen - im Volke kein grösseres Bedürfnis nach solchen<br />

Wohltätern vorhanden. Der Gedanke, die Krankheit als eine feindliche<br />

Macht zu betrachten, der man energisch zu Leibe zu rücken hat, muss damals<br />

so gut wie unbekannt gewesen sein. Das Hauptmittel gegen die körperlichen<br />

Gebrechen war die religiöse Ergebung. Daneben blühte <strong>das</strong> Handwerk<br />

der Kurpfuscher und Wundärzte. Nach allem darf die Wirksamkeit,<br />

die die wenigen Ärzte auch bei angestrengter Aufopferung im Hinblick auf<br />

<strong>das</strong> beträchtliche Gebiet, <strong>das</strong> sie zu versorgen hatten, entfaltet haben mögen,<br />

wohl als verschwindend klein bezeichnet werden. Noch nicht einmal in jeder<br />

Stadt wird ein Mediziner ansässig gewesen sein; die Landbevölkerung ist<br />

sicher so gut wie unberührt geblieben 3 ).<br />

1) Diese Zahlen gelten <strong>für</strong> <strong>das</strong> Jahr '909 und sind entnommen dem Verzeichnis der<br />

Ärzte, herausgegeben von dem Verbande der Ärzte Deutschlands zur Wahrung ihrer wirtschaftlichen<br />

Interessen. Leipzig '9' o. ') In den Grossherzogtümern Mecklenburg, die<br />

früher an Stelle von Oldenburg zum Niedersächsischen Kreise gehörten, praktizieren heute<br />

362 Ärzte. ') Zu diesem medizinischen Kulturbilde unseres Volkes sind wir lediglich<br />

von der Betrachtung der medizinischen Fakultät aus gelangt. Auf der andern Seite sind<br />

wir in der glücklichen Lage, unser Ergebnis gerade <strong>für</strong> unsere Gegend nachprüfen zu<br />

können. Seit kurzem besitzen wir <strong>das</strong> eingehende Werk: H. Deichert, Geschichte <strong>des</strong><br />

Medizinalwesens im Gebiet <strong>des</strong> ehemaligen Königreichs Hannover, '908. D. stellt sich<br />

die Aufgabe, neben der Entwicklung <strong>des</strong> ärztlichen Stan<strong>des</strong> die medizinischen Verhältnisse<br />

<strong>des</strong> Lan<strong>des</strong> zu den verschiedenen Zeiten zu schildern. In diesem trefflichen Buche<br />

finden wir willkommene Bestätigungen unserer gewonnenen Anschauung wie z. B. S. 46;<br />

.Solange die Zahl der studierten Ärzte gering war, konnten sich nur Fürsten und Wohlhabende<br />

die Zu ziehung solcher gestatten, da zu dem Arztlohn die Kosten <strong>für</strong> Reise und<br />

Zehrung kamen. Das gewöhnliche Volk begnüf:,'te sich mit der geringwertigeren Hülfe der<br />

Chirurgen und Barbiere. Aber selbst bessere Familien behalfen sich bis in die Zeit <strong>des</strong><br />

sieben jährigen Krieges jahrelang ohne Arzt, indem sich nach einer auch heute noch beliebten<br />

Methode alte Rezepte forterbten, auf deren Rückseite vermerkt war, wogegen sie<br />

gebraucht waren.. Und S. 6, heisst es: «Andrerseits hatten die Landchirurgen bis ins<br />

'9. Jahrhundert die Erlaubnis, in leichten und dringenden Fällen, innere Kuren vorzu·<br />

nehmen, da auf dem Lande ärztliche Hülfe verhältnismässig schwer zu erlangen war und<br />

der Landmann sich schon der Kosten halber lieber an einen Wundarzt wandte, der ihm<br />

ohnedies wegen seines Bildungsgra<strong>des</strong> näherstand. » V gl. auch Deichert • Wissenschaftliche<br />

und volkstümliche Heilkunst im ,6. Jahrhundert», in den Hannov. Geschichtsblättern '909.

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