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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042137<br />

122 H. HOFMEISTER<br />

eine berufliche Stellung gewesen wäre. Ob einer den Doktortitel hatte oder<br />

nicht, machte <strong>für</strong> seine Praxis als Arzt wenig aus. Hauptsache scheint nur<br />

gewesen zu sein, <strong>das</strong>s der Betreffende medizinische Studien nachweisen<br />

konnte, um sich von den Kurpfuschern und jüdischen Praktikanten zu unterscheiden.<br />

Denn andrerseits müssen wir doch annehmen, <strong>das</strong>s auch diese<br />

Hälfte ohne Examen ihre auf der Universität erworbenen Kenntnisse praktisch<br />

verwertet hat. Noch einen andern, wirtschaftgeschichtlichen Aufschluss<br />

gibt obige Tabelle. Gerade <strong>für</strong> die Zeit nach dem 30 jährigen Kriege ist die<br />

Zahl der Promovierten ziemlich vollkommen angegeben, da von 1668 wohl<br />

alle auswärts Promovierten mit aufgeführt sind, während sich <strong>das</strong> Verhältnis<br />

in den ersten beiden Perioden in Wirklichkeit etwas besser gestalten wird.<br />

Trotzdem tritt der beträchtliche Rückgang von 49,5 auf 31,2 % ein. Das<br />

ist ein handgreiflicher Beweis <strong>für</strong> den wirtschaftlichen Niedergang nach dem<br />

Kriege, wo nur noch 8/5 der früheren Menge trotz <strong>des</strong> sich hebenden<br />

Wertes der Wissenschaften die Kosten eines Studienabschlusses erschwingen<br />

konnten. Noch deutlicher tritt diese Depression zutage, wenn wir <strong>das</strong> medizinische<br />

Examen von der ökonomischen Seite aus betrachten. Es zerfiel<br />

nämlich in die beiden Akte der Disputation und der Promotion. Die Disputation<br />

entspricht wissenschaftlich unserem Staatsexamen. Es war die Prüfung,<br />

in der der Kandidat in der damals üblichen Form seine Kenntnisse<br />

dartun musste. Dabei war <strong>das</strong> Angenehme, <strong>das</strong>s die Gebühren sehr gering<br />

waren, so<strong>das</strong>s auch weniger Bemittelte, falls sie nur die langen Jahre bis<br />

zum Termin durchhielten, sich der Disputation unterziehen konnten. War<br />

die Disputation bestanden - aber auch nur dann -, so konnte ihr die Promotion<br />

mit der Verleihung <strong>des</strong> Doktortitels folgen. Diese bestand aus einem<br />

feierlichen Aktus und einem sehr kostspieligen Schmaus, an dem <strong>das</strong> Professorenkollegium<br />

und sonst recht viele Gäste gern teilnahmen, und <strong>des</strong>sen<br />

Kosten allein dem Promovierten zur Last fielen. Lediglich dieser recht erheblichen<br />

Ausgaben wegen ist die Promotion sehr oft unterblieben. Sonst<br />

suchte man dadurch die Lasten zu verringern, <strong>das</strong>s man wartete, bis sich<br />

mehrere zusammengefunden hatten. Mehr als einmal im Jahre hat es in<br />

Helmstedt nie einen Doktorschmaus in der medizinischen Fakultät gegeben.<br />

Aus dem medizinischen Fakultätsbuche lassen sich nun genau sämtliche Prüfungen<br />

ermitteln. In folgender Liste sind <strong>für</strong> je<strong>des</strong> Jahr die Disputationen, denen<br />

keine Promotion gefolgt ist, den teueren Promotionen gegenübergestellt.<br />

Disputationen 11 Jahr I I Disputationen<br />

ohne Doktorat<br />

I<br />

Jahr Promotionen Promotionen<br />

ohne Doktorat<br />

2<br />

2

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