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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042137<br />

68 G. HASSEBRAUK<br />

Jürgen Achtermann (<strong>des</strong>sen Familie bekanntlich mit Herzog Julius in freund·<br />

schaftlichem Verkehr gestanden hatte) den berUchtigten Ausdruck «Erb· und<br />

Landstadt» gebraucht habe. In den bisherigen offiziellen Schreiben hatten<br />

die Herzoglichen Räte diesen unglücklichen Ausdruck sorgfältig vermieden,<br />

also war die Klage ziemlich an den Haaren herbeigezogen. Man sieht hier<br />

deutlich: ehe der Herzog sich rüstet, tut es die Stadt, und nicht er, sondern<br />

sie führt den ersten Hieb. Und so geht's fort; als in Konsequenz <strong>des</strong> ersten<br />

Briefes vom 5. Mai der Herzog am 3 I. befehlen lässt, <strong>das</strong>s am Tage <strong>des</strong> Be·<br />

gräbnisses morgens von 6-9 geläutet, dann in allen Pfarrkirchen eine Trauer·<br />

predigt gehalten und von 10-1 1 wieder geläutet werden solle, «und weil<br />

daraus zur genUge verstanden, <strong>das</strong>s was Ein Erbar Rat aus Gutwilligkeit ver·<br />

hängt, <strong>das</strong>s solches aufgenommen wird, <strong>das</strong>s <strong>das</strong>selbe auf ihren Befehlich ge·<br />

scheihn, da doch gemeine Stadt dem Fürsten oder Rathen nicht gestendig,<br />

<strong>das</strong>s sie in Kirchensachen allhie <strong>das</strong> Geringste anzuordnen oder die Folge<br />

hetten, sondern gemeiner Stadt nur allein die superintendentz und die episeopalis<br />

audientia zustendig, ist solches Läuten heute den 4. Juni eingestellt,<br />

aber die Capitularen in der Burg haben alle Tage ...... geläutet.»<br />

- So ist wirklich der 11. Juni, der Beisetzungstag <strong>des</strong> alten Herzogs, in der<br />

Stadt ohne Sang und Klang vorübergegangen, und <strong>das</strong>s sich auch in Wol·<br />

fenbüttel bei der Feier nicht viel neugierige <strong>Braunschweig</strong>er sehen liessen,<br />

da<strong>für</strong> sorgte der Rat dadurch, <strong>das</strong>s er in den letzten Tagen vorher die Torwache<br />

verschärfte und alle Aus· und Einpassierenden scharf kontrollieren<br />

liess - angeblich weil sich viele Bettler in <strong>Braunschweig</strong> angesammelt<br />

hätten, die der Almosen wegen nach Wolfenbüttel gehen wollten L ). - So<br />

war auch bei der Eröffnung <strong>des</strong> Herzoglichen Testaments die Stadt nicht<br />

vertreten (12. Juni), und nur Gerüchte über diese Zeremonie drangen nach<br />

<strong>Braunschweig</strong>, z. B. <strong>das</strong>s die «jungen Herren», d. h. die jungern Brüder von<br />

Heinrich Julius, «gar betrübt sollten gestanden haben und ihrer etzlichen <strong>das</strong><br />

Wasser in die Augen soll gestiegen haben (sie I), wie solches ehrliche Leute<br />

berichtet. »<br />

Es ist wohl zu beachten, <strong>das</strong>s der Quellschriftsteller <strong>für</strong> diese Tage der<br />

offizielle Stadtschreiber der Stadt <strong>Braunschweig</strong> ist, der sicher nichts berichtet<br />

hat, wovon er hätte annehmen müssen, <strong>das</strong>s es dem Rate irgend abträglich<br />

sein könnte. Der Eindruck ist aber unstreitig der, <strong>das</strong>s der Rat die ihm<br />

vorsichtig dargereichte Hand <strong>des</strong> Herzogs hartnäckig, z. T. sogar mit takt·<br />

loser Grobheit zurückgewiesen und dadurch den Weg zu einer Verständigung<br />

von vornherein wesentlich erschwert hat.<br />

Dass der äusserst empfindliche Herzog und sein intimster Berater, der Vize·<br />

1) Rat der Stadt an Räte <strong>des</strong> Herzogs vom 2. Juni J 589.

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