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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042137<br />

120 H. HOF M EIS T E R<br />

lich früher immatrikuliert. Darnach ist anzunehmen, <strong>das</strong>s in dieser Zeit noch<br />

allgemein die Scholaren, ehe sie Mediziner wurden, der artistischen Fakultät<br />

angehörten. Allerdings war es Sitte, die Söhne bereits in Knabenjahren immatrikulieren<br />

zu lassen, um sie den Widerwärtigkeiten der Deposition zu entziehen.<br />

Sie wurden dann inskribiert als solche, qui cornua deposuerunt, oder<br />

als: initiati ritu depositionis et in academiae matriculum relati, sed sine praestito<br />

iuramento, quod plerique minorennes essent et mox post depositionem<br />

discederent. Wenn sie später in angemessenem Alter die Universität studiorum<br />

causa aufsuchten, leisteten sie nur noch den Universitätseid.<br />

Wo zwischen beiden Immatrikulationen ein Zeitraum von mehreren<br />

Jahren, bis zu 12, liegt, ist dies sicher der Fall. Aber in zwei Fällen, wo<br />

der Termin <strong>des</strong> Universitätsei<strong>des</strong>, also <strong>des</strong> Bezuges der Universität, angegeben<br />

ist, verstreicht je<strong>des</strong>mal erst ein ganzes Jahr, bis sie zur medizinischen Fakultät<br />

Ubertreten. Es kommt hinzu, <strong>das</strong>s von den 125, deren Immatrikulation<br />

auf der Universität und in der medizinischen Fakultät gleichzeitig erfolgt, 96<br />

Ausländer und nur 29 Lan<strong>des</strong>kinder sind. Der auffallende Unterschied legt<br />

den SchI uss nahe, <strong>das</strong>s erstere bereits eine andere Universität besucht und<br />

dort den artistischen Kursus absolviert haben. Das Gleiche mag bei den 29<br />

einheimischen Saxones der Fall gewesen sein; zweimal wird dies durch den<br />

Termin <strong>des</strong> Doktorexamens und ebenso oft durch den Magistertitel bewiesen.<br />

Andrerseits sind Einzelfälle bekannt, wo dem medizinischen Studium ein<br />

Aufenthalt in der artistischen Fakultät voraufgegangen ist. Von Johannes Sig-<br />

. frid haben wir es bereits oben erfahren. Jacobus Tappius wurde 1603 geboren,<br />

am I. Juni 1615 als Initiatus in Helmstedt immatrikuliert, bezog 162 I<br />

die Universität und wandte sich 1623 der Medizin zu.<br />

Auch nach dem 30jährigen Kriege kommt der artistische Kurs noch vor.<br />

Von 24 I Studenten, die in der Hauptmatrikel wiedererkannt wurden, sind<br />

71 vorher auf der Universität gewesen, ehe sie Mediziner wurden; eine Reihe<br />

von ihnen als «non iurati», bei denen der Termin <strong>des</strong> Ei<strong>des</strong> nicht angegeben<br />

ist. Bei einem Mediziner steht es fest, <strong>das</strong>s er sein Studium mit der Philosophie<br />

begonnen hat. Aber als <strong>das</strong> Gewöhnliche erscheint es nicht mehr.<br />

Obigen 71 Studenten stehen 170 gegenüber, deren Hauptimmatrikulation<br />

gleichzeitig, und ferner 5, bei denen sie ganz kurz nachher erfolgt ist. In<br />

6 Fällen wird die Gleichzeitigkeit durch Angabe <strong>des</strong> Termines <strong>des</strong> Universitätsei<strong>des</strong><br />

bewiesen.<br />

Als Resultat ergibt sich, <strong>das</strong>s bis zum 30jährigen Kriege der mittelalterliche<br />

Entwicklungsgang beibehalten wurde. Bis dahin war es noch <strong>das</strong> Normale,<br />

dem medizinischen Studium die artistische Ausbildung vorhergehen zu<br />

lassen. Erst nach dem Kriege setzt sich die allmähliche Loslösung von der

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