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Jahrbuch des Geschichtsvereins für das Herzogtum Braunschweig ...

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Digitale Bibliothek <strong>Braunschweig</strong><br />

http://www.digibib.tu-bs.de/?docid=00042137<br />

HERZOG HEINRICH JULIUS UND DIE STADT BRAUNSCHWEIG 107<br />

Warum war die Stadt ausgeblieben? Weil sie wusste, <strong>das</strong>s die Acht erklärt<br />

werden würde und schon ihren Protest dagegen bereit hatte. Auch auf<br />

dem Kreistage selbst hatte sie ihre Freunde, die den Rat von allem benachrichtigten<br />

und in die Kommissäre drangen, entgegen dem strikten Befehle<br />

<strong>des</strong> Kaisers mit der Publikation noch zu warten, wogegen natürlich die Gesandten<br />

<strong>des</strong> Herzogs leichtes Spiel hatten. Das Ausbleiben der Stadt galt<br />

allen schon von selbst als eine Nichtanerkennung der Acht; unmittelbar<br />

darauf, am 4./14. Juli, veröffentlichte Drösemann ein geharnischtes Skriptum<br />

«gegen die nichtige, unförmliche und widerrechtliche Achtserklärung, die am<br />

27. Juni in Halberstadt erlassen und am 29. durch einen Herold insinuiert<br />

sei, durch welche gänzliche Ruination und Untergang der Stadt zu besorgen<br />

stände. ~ Böse Streiflichter fielen dabei auf die Zustände am kaiserlichen<br />

Hofe, auf die Kommissäre und vor allem auf den tyrannischen, blutgierigen<br />

Herzogt).<br />

Der Rat wandte sich nicht nur an seine alten Verbündeten, sondern auch<br />

an den Kur<strong>für</strong>stentag zu Mühlhausen, <strong>das</strong>s er da<strong>für</strong> sorge, <strong>das</strong>s die Acht aufgehoben<br />

werden möchte; hier freilich ohne Erfolg. Ebenso nützte eine grosse<br />

Intercessionsschrift der Städte an den Kaiser nichts 2 ), endlich konnte der Rat<br />

weder von Städten noch Kur<strong>für</strong>sten seine beantragte Anleihe von 20000<br />

Talern erlangen. Das Ärgste aber war, <strong>das</strong>s Lübeck am 6. Oktober an die<br />

Stadt <strong>Braunschweig</strong> schrieb, sie solle sich auf dem niedersächsischen Kreistage<br />

vor der Kaiserlichen Majestät demütigen und sich dabei erinnert halten,<br />

<strong>das</strong>s solche submissio und evenlualis veniae pelilio hinzukäme, ... und <strong>das</strong>s<br />

alles ad placandam principis (d. h. <strong>des</strong> Herzogs) iram el offensionem vorgestellt<br />

zu sein mit Recht geschützt werde.» - Trotzdem blieb der Rat auf<br />

seinem Entschlusse bestehen, nicht nachzugeben. In einem Rundschreiben<br />

vom 14. Oktober dankte er den Städten <strong>für</strong> ihre freundschaftlichen Bemühungen,<br />

wies aber jeden Gedanken an Ergebung zurück. Gerüstet war<br />

sie wieder, z. B. war der schon früher berüchtigte Parteigänger, Rittmeister<br />

von Sternbshorn, wieder seit August im städtischen Dienste, und der Oberbefehlshaber,<br />

Oberst Friedrich von Solms, kommandierte im Sommer 45 I<br />

Mann zu Fuss und I 36 Reiter. Die Zahl wechselte bald; an Kosten brauchte<br />

die Abteilung allein fUr <strong>das</strong> Jahr 161 I 27000 TalerS).<br />

Wirklich verging der Schrecken vor der gewalttätigen Ausführung der Acht<br />

bald. Die Lage blieb, wie sie vorher gewesen; der Herzog war mit den Reichsangelegenheiten<br />

so beschäftigt, <strong>das</strong>s er <strong>für</strong> seine nächsten Ziele, <strong>für</strong> die er so<br />

1) Ldarchiv. a. a. O. Vol. XIX. 2) Brief vom 11. Sept. 1611 in Ldh. '30 an den<br />

Kur<strong>für</strong>stentag. 8) Die Nachricht vom 19. Juni 161 I, die Stadt habe 1600 Pferde und<br />

4000 Mann in Bestallung gehabt, stimmt nicht mit den Stadtrechnungen.

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