Armutsbericht der Stadt Konstanz - ISG
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<strong>Armutsbericht</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Konstanz</strong><br />
den Anfängen <strong>der</strong> Konzeptentwicklung, so wird hier „Armut“ als eine Einschränkung<br />
von individuellen Handlungsspielräumen bzw. „Verwirklichungschancen“ verstanden;<br />
parallel dazu wird in Politik und Fachdiskussion aber auch das Verständnis von „Armut“<br />
als gesellschaftlicher „Ausgrenzung“ verstanden, wie es in <strong>der</strong> Definition enthalten ist,<br />
die auf europäischer Ebene zur Orientierung dient. 10<br />
Wie man die Aufgabe <strong>der</strong> Armutsbekämpfung auch sieht: als eine Erweiterung von<br />
Spielräumen o<strong>der</strong> als eine Überwindung von Ausgrenzung, in jedem Falle stehen zunächst<br />
die monetären Ressourcen im Vor<strong>der</strong>grund. Ein regelmäßiges Einkommen in<br />
ausreichen<strong>der</strong> Höhe, ergänzend auch Vermögenswerte, sichern nicht nur den täglichen<br />
Lebensunterhalt, son<strong>der</strong>n eröffnen auch Spielräume in <strong>der</strong> Gestaltung des Lebensstils,<br />
<strong>der</strong> Freizeit, <strong>der</strong> Wohnsituation und an<strong>der</strong>em. Umgekehrt werden diese<br />
Spielräume eingeengt o<strong>der</strong> verschlossen, wenn die gesamten Einkünfte eines Haushalts<br />
für den Lebensunterhalt nicht ausreichen. In diesen Fällen greift die Kommune<br />
mit sozialen Transferleistungen in Form <strong>der</strong> Hilfe zum Lebensunterhalt unterstützend<br />
ein.<br />
Wenn materielle Armut aber nicht nur ein kurzer, vorüber gehen<strong>der</strong> Ausnahmezustand<br />
ist, son<strong>der</strong>n eine sich verfestigende Lebenslage, so wirkt sie in an<strong>der</strong>e Lebensbereiche<br />
hinein. Die Größe, Qualität und auch die Lage <strong>der</strong> Wohnung sind dann nicht mehr frei<br />
wählbar, son<strong>der</strong>n werden durch enge finanzielle Spielräume vorgegeben. Lebensstil,<br />
Kleidung und Möglichkeiten <strong>der</strong> Freizeitgestaltung werden ebenfalls durch fehlende<br />
Ressourcen unmittelbar eingeschränkt. Bereits hier wird aber die Mehrdimensionalität<br />
<strong>der</strong> Armutsproblematik deutlich: Einschränkungen in verschiedenen Lebensbereichen<br />
verstärken sich wechselseitig und führen zu einer komplexen Verflechtung von Belastungen<br />
und Barrieren, die insgesamt eine gesellschaftlich als „normal“ akzeptierte Lebensweise<br />
verhin<strong>der</strong>n.<br />
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Dies wird um so deutlicher, wenn man versucht, die Ursachen von unzureichendem<br />
Einkommen zu rekonstruieren. Das System <strong>der</strong> Erwerbsarbeit bildet die zentrale Dimension<br />
zur Erzielung eines Einkommens, das den angestrebten Lebensstandard ermöglicht<br />
(während größere Vermögen bzw. Kapitaleinkünfte als Alternative nur kleinen<br />
Bevölkerungsgruppen zur Verfügung stehen). Der Zugang zur Beschäftigung lässt sich<br />
aber nicht „erkaufen“, son<strong>der</strong>n ist an nicht-monetäre Kriterien wie schulische und berufnisterium<br />
für Arbeit und Sozialordnung, Reihe Lebenslagen in Deutschland, Bonn 2002,<br />
hier insbeson<strong>der</strong>e die Beiträge von J. Volkert: „Systematisierung <strong>der</strong> Armuts- und Reichtumsmessung<br />
in Deutschland“, sowie W. Voges: „Perspektiven des Lebenslagekonzeptes“.<br />
Dies kommt u.a. in den europaweit erstellten „Nationalen Aktionsplänen zur sozialen Inklusion“<br />
zum Ausdruck, die Maßnahmen zur Überwindung von Exklusionsmechanismen<br />
enthalten sollen.<br />
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