Armutsbericht der Stadt Konstanz - ISG
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<strong>Armutsbericht</strong> <strong>der</strong> <strong>Stadt</strong> <strong>Konstanz</strong><br />
6. Wohnen und Wohnumfeld<br />
Die unmittelbare Wohnqualität, d.h. die Größe, bauliche Qualität und Ausstattung <strong>der</strong><br />
Wohnung, ist in hohem Maße mit <strong>der</strong> Höhe von Einkommen und Vermögen verknüpft.<br />
Insofern erscheint es zunächst fraglich, ob dieser Aspekt <strong>der</strong> Lebenslage überhaupt<br />
eine eigenständige Dimension darstellt. Die Eigenständigkeit ist jedoch unstrittig, wenn<br />
die Perspektive auf das Wohnumfeld erweitert wird. So sind beispielsweise ökologische<br />
Belastungen in <strong>der</strong> Regel nicht eng eingrenzbar, sodass auch Wohlhabende, die<br />
ihr Einkommen innerhalb <strong>der</strong> belasteten Region erwerben, sich <strong>der</strong>en Wirkungen nicht<br />
entziehen können.<br />
Der Themenbereich Wohnen und Wohnumfeld innerhalb <strong>der</strong> kommunalen <strong>Armutsbericht</strong>erstattung<br />
lässt sich, beginnend mit eher monetär beeinflussbaren Gesichtspunkten,<br />
folgen<strong>der</strong>maßen unterglie<strong>der</strong>n: 34<br />
• Die quantitative Versorgung mit hinreichendem Wohnraum kann als Minimalanfor<strong>der</strong>ung<br />
betrachtet werden, um ein soziokulturelles Existenzminimum zu gewährleisten.<br />
Unter diesem Aspekt tritt „Armut“ in Form von beengtem Wohnen bis hin zum<br />
Wohnen in Notunterkünften bzw. zur Obdachlosigkeit in Erscheinung.<br />
• Die Qualität des Wohnens bemisst sich an Standards, die sich an die architektonische<br />
und bauliche Qualität des Hauses ebenso wie an die Ausstattung <strong>der</strong> Wohnungen<br />
anlegen lassen. Eine Armutsschwelle wird in dieser Hinsicht durch Substandard-Kriterien<br />
definiert.<br />
• Das Wohnumfeld ist unter dem Aspekt seiner sozialen Charakteristik durch Merkmale<br />
wie „privilegierte Wohnlage“ mit hohem ästhetischem und hohem Freizeitwert<br />
beschreibbar; <strong>der</strong>en Gegenteil wäre eine unattraktive Wohngegend bzw. ein „belastetes<br />
Milieu“, das als Kumulation problematischer Einzelfaktoren entsteht.<br />
• Unter ökologischem Aspekt kann das Wohnumfeld schließlich durch Kriterien wie<br />
„natürliche“ im Gegensatz zu einer durch Schadstoffe, Lärm- o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e gesundheitsschädigende<br />
Belastungen beeinträchtigten Wohngegend bzw. Region charakterisiert<br />
werden.<br />
Eine Schwierigkeit einer <strong>der</strong>art umfassenden Thematisierung <strong>der</strong> Dimension des Wohnens<br />
liegt allerdings in <strong>der</strong> unzureichenden Datenlage, um diese einzelnen Aspekte auf<br />
kommunaler Ebene empirisch untersuchen zu können. Detaillierte statistische Daten<br />
zu Wohnquantität und Wohnqualität liegen selbst auf Bundesebene nicht in aktueller<br />
34<br />
Vgl. auch Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung (Hg.), Kapitel VI. Wohnen, in:<br />
Lebenslagen in Deutschland. Erster Armuts- und Reichtumsbericht <strong>der</strong> Bundesregierung,<br />
Bonn 2001, S. 159 ff; dort wird allerdings <strong>der</strong> Aspekt des Wohnumfeldes nicht thematisiert.<br />
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