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Moderne Rabbinerausbildung in Deutschland und Ungarn - Or-Zse

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Unterstufe sowie Dezisoren <strong>und</strong> Bibelkommentatoren. Diese beiden Lehrer haben das<br />

Sem<strong>in</strong>ar während se<strong>in</strong>es ganzes Bestehens sowie Generationen von orthodoxen<br />

Rabb<strong>in</strong>ern <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> entscheidend geprägt. 432<br />

Achtzehn Jahre lang, von 1876 bis 1894, unterrichtete der ehemalige Landesrabb<strong>in</strong>er<br />

von Schwer<strong>in</strong>, Salomon Cohn, die Rabb<strong>in</strong>atskandidaten <strong>in</strong> theoretischer <strong>und</strong> praktischer<br />

Homiletik. Diese Lehrtätigkeit übte er ehrenamtlich aus. 433<br />

In den 62 Jahren se<strong>in</strong>es Bestehens gab es außer den drei e<strong>in</strong>gangs erwähnten Lehrern<br />

nur noch zehn weitere, darunter den berühmten <strong>Or</strong>ientalisten Prof. Jakob Barth, Simon<br />

Eppenste<strong>in</strong>, Jakob Sperber, Samuel Grünberg <strong>und</strong> Moses Auerbach.<br />

Hirsch Hildesheimer, der Sohn des Sem<strong>in</strong>argründers, unterrichtete jahrelang an der<br />

Gymnasialabteilung des Instituts, ehe er 1882 Dozent am Sem<strong>in</strong>ar selbst wurde. Er<br />

unterrichtete vornehmlich klassische Sprachen, Geschichte <strong>und</strong> Geographie des heiligen<br />

Landes. Se<strong>in</strong>em Vater glich er vor allem <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er rastlosen Tätigkeit für öffentliche<br />

Angelegenheiten. Er gründete den "Hilfsvere<strong>in</strong>" <strong>und</strong> zeichnete sich besonders im<br />

Kampf gegen den aufkommenden Antisemitismus aus. Bis zu se<strong>in</strong>em frühen Tode im<br />

Jahre 1911 gab er die Jüdische Presse heraus. 434<br />

Josef Wohlgemuth zählte wie Hirsch Hildesheimer selbst zu den Absolventen des<br />

Sem<strong>in</strong>ars. Er übernahm den Talmudunterricht an der Unterstufe, nachdem Hoffmann<br />

nach Hildesheimers Ableben den Unterricht an der Oberstufe übernommen hatte. Nach<br />

Hoffmanns Tod folgte ihm Wohlgemuth auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Eigenschaft als fixer<br />

Vorsitzender des Lehrerkollegiums nach. Diese Position hatte er zwanzig Jahre lang, bis<br />

zu se<strong>in</strong>em krankheitsbed<strong>in</strong>gten Ausscheiden, <strong>in</strong>nehatte. Wohlgemuth war e<strong>in</strong>er der<br />

hervorragendsten Lehrer des Sem<strong>in</strong>ars. Besonderes Interesse hegte er für Philosophie,<br />

<strong>und</strong> so war dies auch e<strong>in</strong>es der Fächer, die er unterrichtete. Bemerkenswert ist se<strong>in</strong>e<br />

Besorgnis über die Erstarrung des religiösen jüdischen Lebens. Mittels E<strong>in</strong>führung von<br />

Ideen der Mussar-Bewegung der litauischen Jeschiwot versuchte er, das deutsche<br />

Judentum wieder zu beleben. 435<br />

432 Shulvass, S. 701.<br />

433 Jüdische Presse 39 (1902), S. 381-382 (Nachruf auf Cohn).<br />

434 Shulvass, S. 702.<br />

435 Ebd., S. 702.<br />

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