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Moderne Rabbinerausbildung in Deutschland und Ungarn - Or-Zse

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ohne Ausdruck jeden Vorurteiles mit der Beseitigung jeder kle<strong>in</strong>sten Beschränkung empfangen<br />

hat." 178<br />

Die "Magyarosodás", d. h. die Magyarisierung, erfolgte <strong>in</strong> rasantem Tempo. Die Pester<br />

israelitische Geme<strong>in</strong>de beschloss bereits 1860, e<strong>in</strong>en ungarisch predigenden Rabb<strong>in</strong>er,<br />

Samuel Kohn, e<strong>in</strong>zustellen. Laut Venetianer predigten 1861 bereits 15 Rabb<strong>in</strong>er <strong>in</strong><br />

<strong>Ungarn</strong> auf Ungarisch. 179<br />

Die Juden <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> waren zwar über das Emanzipationsgesetz erfreut, aber<br />

une<strong>in</strong>geschränkt zufrieden waren sie nicht, weil zwei rechtliche Fragen unbeantwortet<br />

geblieben waren: die Gewährung e<strong>in</strong>er konfessionellen Autonomie mit Zentralisierung<br />

der jüdischen Institutionen <strong>und</strong> die Gleichberechtigung der jüdischen Konfession, die<br />

sogenannte Rezeption. Die jüdische Religion zählte aus rechtlicher Sicht nicht als<br />

"rezeptierte" (aufgenommene), sondern nur als akzeptierte Religion. Der "Izraelita<br />

Magyar Egylet" (Jüdischer ungarischer Vere<strong>in</strong>) <strong>und</strong> die Wochenzeitschrift Magyar<br />

Izraelita bemühten sich bereits seit 1861 um die Erlangung der Gleichberechtigung für<br />

die jüdische Konfession. 180<br />

Nach dem Gesuch von Dr. Hirschler 1862 <strong>und</strong> nach den Beschlüssen der <strong>Or</strong>thodoxie<br />

von Michalowitz 1865 bemühte sich die Pester Geme<strong>in</strong>de bei dem M<strong>in</strong>ister für Kultus<br />

<strong>und</strong> Unterricht, Baron József Eötvös, um die Abhaltung e<strong>in</strong>es Kongresses 181 .<br />

Delegierte 182<br />

der Pester Geme<strong>in</strong>de richteten zunächst e<strong>in</strong> Memorandum an alle<br />

jüdischen Geme<strong>in</strong>den <strong>Ungarn</strong>s, <strong>in</strong> welchem "die E<strong>in</strong>berufung e<strong>in</strong>er jüdischen<br />

Konstituante zur Durchführung e<strong>in</strong>er neuen Geme<strong>in</strong>deorganisation als dr<strong>in</strong>gende<br />

Notwendigkeit dargestellt wird"; gleichzeitig bat man den M<strong>in</strong>ister, e<strong>in</strong>en Kongress<br />

e<strong>in</strong>zuberufen, "damit dieser mit der <strong>Or</strong>ganisation der e<strong>in</strong>heitlichen Geme<strong>in</strong>den den<br />

178 "Archiv der Pester israelitischen Kultusgeme<strong>in</strong>de, Protokollbuch 1867, Band 3; Nr. 389", <strong>in</strong>: Domján,<br />

S. 139-162.<br />

179 Venetianer, S. 255.<br />

180 Ebd., S. 273.<br />

181 Mit dem Verlauf des Kongresses 1868–1869 haben sich viele Autoren beschäftigt; s. die bereits<br />

aufgeführten Werke von Jakov Katz, Lajos Venetianer, Thomas Domján. Weitere Werke <strong>und</strong> Arbeiten<br />

über den Kongress: Zsigmond Grossmann, A magyar zsidók a XIX század közepén, Budapest 1917,<br />

Nataniel Katzburg, "The Jewish Congress <strong>in</strong> Hungary 1868–1869", <strong>in</strong>: R.L. Braham (Hg.), Hungarian<br />

Jewish Studies, 2. Bd., New York 1969, S. 1–33; Esriel Hildesheimer (nachfolgend Hildesheimer),<br />

Ausführlicher Rechenschaftsbericht der umstehend namhaft gemachten, zu e<strong>in</strong>er Partei gegliederten 35<br />

Mitglieder des ungarischen Kongresses, Prag 1868; Leopold Löw, Der jüdische Kongress <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> –<br />

historisch beleuchtet, Pest 1871.<br />

182 Katz, S. 130: "die Autoren des Memorandums, an der Spitze Dr. Ignáz Hirschler, stammten aus der<br />

obersten Schicht des ungarischen Judentums […] diese Personen waren theoretisch <strong>und</strong> praktisch nicht<br />

eng an die Religion geb<strong>und</strong>en."<br />

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