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Moderne Rabbinerausbildung in Deutschland und Ungarn - Or-Zse

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Trotzdem blieben e<strong>in</strong>ige Fragen offen, etwa die Frage, ob die jüdische Religion e<strong>in</strong>e so<br />

genannte akzeptierte Religion sei oder nicht, oder die Frage der E<strong>in</strong>wanderung <strong>und</strong><br />

deren Voraussetzungen. Im vierten Paragraph war der Wunsch geäußert, dass der<br />

Innenm<strong>in</strong>ister e<strong>in</strong>e Versammlung zusammenrufen möge, <strong>in</strong> der Rabb<strong>in</strong>er <strong>und</strong> Delegierte<br />

des ungarischen Judentums ihre Glaubensbekenntnisse def<strong>in</strong>ieren <strong>und</strong> reformieren<br />

sollten. Gyurgyák fasst zusammen: "Alle diese Punkte bestätigen e<strong>in</strong>deutig, dass die<br />

ungarische politische Elite die Emanzipation der Juden nicht mehr herausschieben<br />

wollte, sie aber gleichzeitig die Details, worüber tatsächlich diskutiert wurde, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

Klammer setzte <strong>und</strong> diese mit ungewisser Zukunft offen ließ." 119<br />

Nach der Revolution erlegte Feldmarschall Hanau den besetzten jüdischen Städten<br />

e<strong>in</strong>en enormen Kriegstribut auf, "weil der Großteil der Juden <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> <strong>in</strong>folge ihrer<br />

Gefühlen <strong>und</strong> bösen Handlungen die dortige Revolution, welche ohne ihre Beteilung<br />

niemals solche Verbreitung gewonnen hätte, beflügelt hat." 120 Am 17. September 1849<br />

wurde die Tributleistung <strong>in</strong> zwei Million For<strong>in</strong>t umgewandelt, <strong>und</strong> diese wurde später<br />

auf e<strong>in</strong>e Million zweih<strong>und</strong>ert Tausend For<strong>in</strong>t verr<strong>in</strong>gert. Letztendlich hob Kaiser Franz<br />

Josef I. am 20. September 1850 die Strafe gänzlich auf, stattdessen sollten jedoch alle<br />

jüdischen Geme<strong>in</strong>den <strong>Ungarn</strong>s e<strong>in</strong>e Million For<strong>in</strong>t für die E<strong>in</strong>richtung jüdischer<br />

Unterrichtsanstalten sowie die Errichtung e<strong>in</strong>es Schulfonds e<strong>in</strong>zahlen. 121 Aus den<br />

Geldmitteln dieses Schulfonds s<strong>in</strong>d 1857 die Israelische Landeslehreranstalt <strong>und</strong> 1877<br />

das Landesrabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ar entstanden.<br />

Die Jahre zwischen 1849-1859 waren <strong>in</strong> der Geschichte der ungarischen Juden die Zeit,<br />

<strong>in</strong> denen die bereits errungenen rechtlichen Verbesserungen für die Juden kont<strong>in</strong>uierlich<br />

wieder rückgängig gemacht wurden. Die Regierung <strong>in</strong> Wien hob 1851 die Autonomie<br />

der jüdischen Geme<strong>in</strong>den auf <strong>und</strong> bestimmte die Repräsentanten der Juden selbst.<br />

Danach durften sich die jüdischen Geme<strong>in</strong>den nur mit religiösen, erzieherischen<br />

Angelegenheiten sowie mit der Wohlfahrt beschäftigen. Im Jahr 1853 kam e<strong>in</strong>e neue<br />

kaiserliche Verordnung heraus, die den Juden die Rechte zum Immobilienkauf<br />

absprach. Die Zentralisierungsbestrebungen im Habsburgerreich brachten aber auch<br />

vorteilhafte Veränderungen mit sich, etwa im schulischen Bereich. "Der Absolutismus<br />

119 Gyurgyák, S. 55 (Übersetzung G. L.).<br />

120 Bernste<strong>in</strong>, S. 157f. (Übersetzung G. L.).<br />

121 Bernste<strong>in</strong>, S. 173f.<br />

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