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Moderne Rabbinerausbildung in Deutschland und Ungarn - Or-Zse

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Zwischen den Judenfe<strong>in</strong>den <strong>und</strong> den Befürwortern der Judenemanizpation entwickelte<br />

sich e<strong>in</strong> "Schriftenkampf". 59<br />

Vollständige bürgerliche Gleichstellung erlangten die<br />

Juden nur im Königreich Westfalen, <strong>in</strong> den anderen Staaten, wie z.B. <strong>in</strong> Bayern, <strong>in</strong><br />

Württemberg, <strong>in</strong> Sachsen h<strong>in</strong>gegen erfolgten lediglich Erleichterungen <strong>in</strong> der<br />

alltäglichen Praxis.<br />

In Preußen entwarf im Auftrag von König Friedrich Wilhelm III. Staatsm<strong>in</strong>ister<br />

Friedrich Leopold von Schrötter 1808 e<strong>in</strong> Gesetz zur Regelung der künftigen<br />

Rechtslage der Juden. Dieser Entwurf war quasi e<strong>in</strong> Erziehungsgesetz: wohlhabende<br />

Juden könnten alle staatsbürgerlichen Rechte erhalten, falls sie <strong>in</strong> H<strong>in</strong>kunft ke<strong>in</strong>en<br />

"Staat im Staate" mehr bildeten. Wilhelm von Humboldt (1767-1835) plädierte<br />

h<strong>in</strong>gegen für e<strong>in</strong>e sofortige <strong>und</strong> vollkommene staatsbürgerrechtliche Gleichstellung der<br />

Juden. Schließlich erlangte das "Edikt" betreffend die bürgerlichen Verhältnisse der<br />

Juden im Preußischen Staat am 11. März 1812 se<strong>in</strong>e Gültigkeit. 60<br />

Nach Napoleon ergaben sich Veränderungen im Wesen der Regierungen, <strong>in</strong> den<br />

Beziehungen zwischen Staat <strong>und</strong> Religion <strong>und</strong> <strong>in</strong> der geistigen Atmosphäre der<br />

e<strong>in</strong>zelnen Staaten. Die Juden waren direkt <strong>und</strong> <strong>in</strong>direkt davon betroffen. In <strong>Deutschland</strong><br />

machte sich nach dem Ende der französischen Herrschaft e<strong>in</strong>e reaktionäre Stimmung<br />

breit, <strong>und</strong> zwar mit der Tendenz, die den Juden bereits gewährten Bürgerrechte wieder<br />

aufzuheben oder zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>zuschränken.<br />

Auch auf dem Wiener Kongress 1815 stand die Judenfrage auf der Tagesordnung, über<br />

e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>heitliche Regelung für ganz <strong>Deutschland</strong> konnte man aber ke<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>igung<br />

erzielen.<br />

Im Artikel 16 der B<strong>und</strong>esakte vom Juni 1815 heißt es lediglich: "Die B<strong>und</strong>esversammlung<br />

wird <strong>in</strong> Berathung ziehen, wie auf e<strong>in</strong>e möglichst übere<strong>in</strong>stimmende Weise die bürgerliche<br />

Verbesserung der Bekenner des jüdischen Glaubens <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong> zu bewirken sey […]<br />

jedoch werden den Bekennern dieses Glaubens bis dah<strong>in</strong> die denselben von den e<strong>in</strong>zelnen<br />

B<strong>und</strong>esstaaten bereits e<strong>in</strong>geräumten Rechte erhalten." 61<br />

In dem Zeitraum von 1815 bis 1850 erschienen etwa 2.500 Veröffentlichungen von<br />

jüdischen <strong>und</strong> nichtjüdischen Autoren, welche sich mit den Rechten der Juden<br />

59 Stefi Jersch-Wenzel, Rechtslage <strong>und</strong> Emanzipation (nachfolgend Jersch-Wenzel), <strong>in</strong>: Michael Brenner,<br />

Stefi Jersch-Wenzel <strong>und</strong> Michael A. Meyer, Deutsch-jüdische Geschichte <strong>in</strong> der Neuzeit, Band II,<br />

Emanzipation <strong>und</strong> Akkulturation 1780-1871, München 2000, S. 30.<br />

60 Ebd. S. 33-35.<br />

61 Ernst Rudolf Huber (Hg.), Dokumente zur deutschen Verfassungsgeschichte, Bd. 1, Suttgart 1961, S.80.<br />

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