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Moderne Rabbinerausbildung in Deutschland und Ungarn - Or-Zse

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gesellschaftlichen Veränderungen. Emanzipation, Säkularisierung, Assimilierung <strong>und</strong><br />

Verbürgerlichung des ungarischen Judentums schmälerten die potenzielle Basis der<br />

Rabb<strong>in</strong>erschule. Nicht zu vernachlässigen ist auch der Widerstand des orthodoxen<br />

Judentums. Besonders dramatisch war der Rückgang der E<strong>in</strong>schreibungen <strong>in</strong> die<br />

Rabb<strong>in</strong>erschule (im Gegensatz jener <strong>in</strong>s Gymnasium). Die im Jahr 1897/98 registrierte<br />

Zahl von 8 Hörern steht im Zusammenhang mit der Abnahme der freien Arbeitsstellen<br />

für Rabb<strong>in</strong>er <strong>und</strong> mit der zunehmenden Attraktivität bürgerlicher Berufe. 578<br />

Nach dem Tiefpunkt um die Jahrh<strong>und</strong>ertwende war wieder e<strong>in</strong> ständiges Ansteigen der<br />

E<strong>in</strong>schreibungen zu beobachten. Dies wurde mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges<br />

unterbrochen. Interessanterweise galt dies lediglich für die Zahl der Gymnasiasten,<br />

während die Zahl der Studierenden am Rabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ar weiterh<strong>in</strong> anstieg.<br />

Bis 1917 lernten seit der Gründung der Landesrabb<strong>in</strong>erschule <strong>in</strong>sgesamt 703 Schüler an<br />

der Anstalt. 579<br />

Die nunmehr folgenden chaotischen Zeiten (Revolutionen, Zusammenbruch des<br />

historischen <strong>Ungarn</strong>) waren, wie die Statistik beweist, die schwersten für die Existenz<br />

der E<strong>in</strong>richtung. In dieser Periode des drohenden Zusammenbruchs <strong>und</strong> des stark<br />

spürbaren Aufkommens des Antisemitismus <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> sank die Zahl der Hörer auf<br />

e<strong>in</strong>en Tiefpunkt (26 im Jahre 1919/20, davon 21 Gymnasiasten <strong>und</strong> 5 Studenten).<br />

Das 1921 erlassene, diskrim<strong>in</strong>ierende Numerus Clausus-Gesetz, das <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie<br />

darauf abzielte, das Universitätsstudium junger Juden zu beh<strong>in</strong>dern, war der Gr<strong>und</strong> für<br />

die übergroße Zahl der Anmeldungen <strong>und</strong> der anwachsenden Studentenschaft der<br />

Rabb<strong>in</strong>erschule. Nach dem Krieg erreichte die Schule im Jahr 1929/30 mit 121<br />

Immatrikulierten (76 Schüler <strong>und</strong> 45 Studenten) den Höchststand. Mehr Hörer hatte das<br />

Institut lediglich im Jahre 1887/88 gehabt. 580<br />

Darauf beschlossen die Schulleitung <strong>und</strong> das Kollegium e<strong>in</strong>e Senkung der<br />

Immatrikulierten. Die Anzahl der Lernenden <strong>in</strong> der Vorstufe sank auf 60, aber die <strong>in</strong> der<br />

Oberstufe stieg auf 48 (was dem Stand von 1892/93 entsprach), da die Zahl der<br />

578 Schill, S.15.<br />

579 Adalékok a Ferenc József <strong>Or</strong>szágos Rabbiképző Intézet történetéhez, Budapest 1917, S. 122-124;<br />

Magyar Zsidó Szemle (1917), S. 202-204.<br />

580 A Ferenc József <strong>Or</strong>szágos Rabbiképző Intézet hatvanéves jubileuma, Budapest, 1937, S.15.<br />

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