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Moderne Rabbinerausbildung in Deutschland und Ungarn - Or-Zse

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die Aristokraten des ungarischen Judentums s<strong>in</strong>d)." 98 Die zweite Gruppe bildeten die<br />

Juden, die unter dem Schutz der Gr<strong>und</strong>herrschaft lebten. Diese Juden waren für letztere<br />

im Handel tätig, weshalb es die damalige Rechtsprechung den Feudalherren gestattete,<br />

Juden zu "halten". Die Adligen schlossen mit den Juden Vere<strong>in</strong>barungen bezüglich ihrer<br />

Rechte <strong>und</strong> Pflichten <strong>in</strong> Form der so genannten Schutzbriefe oder Privilegien ab. 99<br />

Die dritte Gruppe bildeten die Juden, die <strong>in</strong> den Städten lebten. Sich <strong>in</strong> diesen<br />

niederlassen durften sie zwar nicht, gegen die Entrichtung e<strong>in</strong>es so genannten<br />

"Leibzolls" erhielten sie aber Zutritt für den Handel an den Sonntagen; falls sie <strong>in</strong> der<br />

Stadt auch übernachteten, zahlten sie auch den "Schlafgroschen".<br />

Diese rechtliche Sonderstellung, dieses Leben außerhalb der Gesellschaft mit se<strong>in</strong>en<br />

vielschichtigen rechtlichen E<strong>in</strong>schränkungen, führten zur Absonderung der Juden von<br />

der allgeme<strong>in</strong>en Gesellschaft. Die "Kehilla", die jüdische Geme<strong>in</strong>de, war der alltägliche<br />

gesellschaftliche Rahmen der Juden <strong>und</strong> ermöglichten ihnen das Überleben.<br />

Die erste Verordnung, welche die antijüdischen Regelungen m<strong>in</strong>derte, war das bereits<br />

erwähnte Dekret Systematica Gentis Judaicae Regulatio 100 von Josef dem II. am 13.<br />

März 1783. Die wesentlichen Punkte der Verordnung be<strong>in</strong>halten das Zurückdrängen der<br />

jiddischen <strong>und</strong> die Bevorzugung der deutschen Sprache sowie die Erziehung,<br />

vornehmlich den Unterricht der weltlichen Fächer. Andere Paragraphen befassen sich<br />

mit der so genannten "bürgerlichen Verbesserung" der Juden: Mieten <strong>und</strong> Pachten von<br />

Gr<strong>und</strong>stücken, Transport- (Speditions-) Möglichkeiten, die Ausübung von bisher<br />

verbotenen Handwerken <strong>und</strong> die Erlaubnis zur freien Niederlassung <strong>in</strong> den Städten (mit<br />

Ausnahme der Bergbaustädte). 101 Diese Verordnungen wurden <strong>in</strong>nerhalb von wenigen<br />

Jahren zurückgenommen, <strong>und</strong> die Neuregelung harrte bis zur Parlamentssitzungsperiode<br />

von 1790-1791 (unter König Leopold II.) ihrer Vollendung.<br />

98 István Virág, A zsidók jogállása Magyarországon 1637–1780, Budapest 1935, S. 30.<br />

99 Nathaniel Katzburg, Fejezetek az újkori zsidó történelemből Magyarországon, Budapest 1999.S. 196-<br />

200. Katzburg hat hier die Privilegien der Juden bibliographisch zusammengestellt (Magyarországi zsidóprivilégiumok,<br />

Bibliográfia).<br />

100 Die komplette ungarische Übersetzung ist bei László Gonda (nachfolgend Gonda), A zsidóság<br />

Magyarországon 1562–1945, Budapest 1992, S. 261–268, zu f<strong>in</strong>den.<br />

101 Mit der Zeit von Josef dem II. beschäftigen sich die Arbeiten von Henrik Marczali, Magyarország<br />

története II. József korában, 3 Bde., Budapest 1885–1888, <strong>und</strong> Éva Balázs, Hungary and the Habsburgs<br />

1765–1800. An Experiment <strong>in</strong> Enlightened Absolutism (Übersetzung aus dem Ungarischem), Budapest<br />

1997.<br />

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