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Moderne Rabbinerausbildung in Deutschland und Ungarn - Or-Zse

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4.7 Die Landesrabb<strong>in</strong>erschule <strong>in</strong> Budapest (Magyar <strong>Or</strong>szágos Rabbiképző Intézet)<br />

4.7.1 Die Errichtung der Landesrabb<strong>in</strong>erschule<br />

Die Landesrabb<strong>in</strong>erschule <strong>in</strong> Budapest entstand, wie ähnliche Institute <strong>in</strong> anderen<br />

europäischen Ländern, als Produkt der Aufklärung <strong>und</strong> der Emanzipation des<br />

Judentums gegen Ende des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts.<br />

Im Königreich <strong>Ungarn</strong> wurde bereits 1806 erstmals die Idee der Errichtung e<strong>in</strong>es<br />

Sem<strong>in</strong>ars zur Ausbildung von Rabb<strong>in</strong>ern ausgesprochen, <strong>und</strong> zwar von dem aus Bayern<br />

stammenden David ben Meir ha-Kohen Friesenhausen. 467 Nach mehrjähriger Wartezeit<br />

wurde der Antrag 1813 abschlägig beschieden. Das hauptsächliche Argument der<br />

Regierung war, dass das ungarische Judentum e<strong>in</strong>e solche Institution nicht f<strong>in</strong>anzieren<br />

könne. Bei der Zurückweisung spielten allerd<strong>in</strong>gs auch politische Gesichtspunkte e<strong>in</strong>e<br />

Rolle. Der Hof argumentierte, dass die Errichtung e<strong>in</strong>es solchen Institutes für die Juden<br />

e<strong>in</strong>e Diskrim<strong>in</strong>ierung bedeute, die der erwünschten Assimilation entgegenwirke. Die<br />

Lösung sah man dar<strong>in</strong>, dass die christlichen Schulen ihre Tore für die jungen Juden<br />

öffnen sollten. 468<br />

Erneut kam das Thema Rabb<strong>in</strong>erschule dann wieder im Jahre 1831 bei der Sitzung des<br />

Reformparlamentes des Landes zur Sprache. Es wurde unter anderem die Forderung<br />

aufgestellt, <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> nur solche Personen als Rabb<strong>in</strong>er zuzulassen, die <strong>in</strong><br />

Staatsbürgerk<strong>und</strong>e ausgebildet worden <strong>und</strong> imstande seien, die standesamtlichen<br />

Urk<strong>und</strong>en <strong>in</strong> der offiziellen Landessprache zu führen. Diese Überlegungen wurden aber<br />

nicht <strong>in</strong> Gesetze umgesetzt <strong>und</strong> folglich von der Tagesordnung gestrichen. 469<br />

1837 <strong>in</strong>itiierte der Magdeburger Rabb<strong>in</strong>er Dr. Ludwig Philippson e<strong>in</strong>e<br />

Spendensammlung zugunsten der Errichtung e<strong>in</strong>es Rabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ars <strong>in</strong> <strong>Deutschland</strong>.<br />

Die habsburgischen Behörden verboten damals den Juden <strong>in</strong> ihrem Reich, zu diesem<br />

Zweck Geld <strong>in</strong>s Ausland zu schicken. Dies führte <strong>in</strong>nerhalb der jüdischen Intelligenz zu<br />

erneuten Überlegungen über das Thema Rabb<strong>in</strong>ersem<strong>in</strong>ar. Die neuerliche E<strong>in</strong>berufung<br />

der Nationalversammlung bot die Möglichkeit, diese Ideen vor die Öffentlichkeit zu<br />

br<strong>in</strong>gen. Leopold Lőw, der Rabb<strong>in</strong>er von Szeged, forderte 1844 <strong>in</strong> der Zeitung Pesti<br />

467 Zitat aus dem Memorandum von 26. Juli 1806: Sándor Büchler, "A Zsidó reform úttörői<br />

Magyarországon, <strong>in</strong>: Magyar Zsidó Szemle (1900), S.114.<br />

468 Ebd., S. 118 <strong>und</strong> Carmilly-We<strong>in</strong>berger, S. 5.<br />

469 Ausführlicheres über die Initiativen auf den Versammlungen des Landesparlamentes im<br />

Reformzeitalter siehe <strong>in</strong>: Gyurgyák, S. 44-50<br />

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