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Moderne Rabbinerausbildung in Deutschland und Ungarn - Or-Zse

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Mit Ausbruch des Ersten Weltkrieges waren alle europaweiten kulturellen<br />

Verb<strong>in</strong>dungen des Instituts unterbrochen. Wirtschaftlichen Schwierigkeiten, die sich<br />

nach dem Ausbruch der Weltwirtschaftskrise am Ende der Zwanziger Jahre noch<br />

verstärkten, ließen das Bibliotheksbudget schrumpfen. Die Judengesetze <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong><br />

übten ebenfalls e<strong>in</strong>en negativen E<strong>in</strong>fluss aus. Nach E<strong>in</strong>marsch der deutschen Truppen <strong>in</strong><br />

<strong>Ungarn</strong> <strong>und</strong> auf direkten Befehl Eichmanns wurden aus dem Institut mehrere tausend<br />

Bücher geraubt. Die Bombe, die auf das Gebäude oberhalb der Bibliothek fiel, zerstörte<br />

die Bibliothek völlig. Die Beseitigung e<strong>in</strong>es Teils der Schäden nach 1945 nahm mehr<br />

als fünf Jahre <strong>in</strong> Anspruch.<br />

Nach Kriegsende g<strong>in</strong>g es an die Restaurierungsarbeit. Die übrig gebliebenen Bücher,<br />

etwa 20.000 Bände, mussten getrocknet <strong>und</strong> sicher verwahrt werden. Auch viele<br />

Handschriften <strong>und</strong> Erstdrucke wurden vor Raub <strong>und</strong> Verlust gerettet. E<strong>in</strong>ige der<br />

wertvolleren Sammlungen der Bibliothek überstanden die Kriegszeiten an versteckten<br />

<strong>Or</strong>ten. Als Folge des Holocaust <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> erbte die Bibliothek nach 1945<br />

vier<strong>und</strong>zwanzig Privatsammlungen. 505 Nach der erneuten politischen Wende wurde die<br />

Rabb<strong>in</strong>erschule 1950 verstaatlicht. Die Büchereien anderer jüdischer E<strong>in</strong>richtungen<br />

wurden hierher verbracht, <strong>und</strong> zwar die des Israelitischen Gymnasiums, des Pester<br />

Jüdischen Gymnasiums <strong>und</strong> der Bürgerschule Wesselényi Straße. Aus dem Jüdischen<br />

Museum Prag wurden die von den Nazis geraubten Bände zurückerstattet.<br />

In den Jahren der kommunistischen Diktatur <strong>und</strong> der spärlichen staatlichen oder<br />

sonstigen Förderung gab es nur wenige Fortschritte beim <strong>Or</strong>dnen der zurückkehrenden<br />

Bücher, beim Beseitigen der Kriegsschäden <strong>und</strong> der notwendigen Rekonstruktion des<br />

Gebäudes. Wegen Platzmangels <strong>und</strong> des Fehlens zeitgemäßer E<strong>in</strong>richtungen wurde die<br />

Bibliothek <strong>in</strong> den achtziger Jahren vorübergehend sogar geschlossen. Größere<br />

Renovierungsarbeiten begannen erst <strong>in</strong> der zweiten Hälfte der achtziger Jahre, als der<br />

Sozialismus allmählich <strong>in</strong> Auflösung begriffen war. Es gelang mit Hilfe von jetzt<br />

e<strong>in</strong>gehenden Spenden den jahrzehntelangen Rückstand aufzuarbeiten. Zuwendungen<br />

aus dem In- <strong>und</strong> Ausland, staatlicherseits oder von Stiftungen sowie private Spenden<br />

ermöglichten die Renovierung des Lesesaals. Es wurde e<strong>in</strong> Fachsystem erstellt <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

digitale Datenbank e<strong>in</strong>gerichtet. Gegenwärtig wird die Bibliothek des Instituts von<br />

505 Remete, S. 75.<br />

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