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Moderne Rabbinerausbildung in Deutschland und Ungarn - Or-Zse

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ungarische Judentum, was im Jahre 1871 mit Zustimmung der ungarischen Regierung<br />

auch zur organisatorischen Trennung der Geme<strong>in</strong>den führte. 170<br />

Was schrieb die deutsch-jüdische Presse zu den Vorbereitungen zum Kongress?<br />

Jeschurun startete unmittelbar nach dem Ausgleich mit Österreich e<strong>in</strong>en Aufruf: "Ihr<br />

Männer, die ihr als treue Wächter auf der Warte des ungarischen Israels steht, […] verfaßt e<strong>in</strong>e<br />

dr<strong>in</strong>gende Denkschrift über Wesen <strong>und</strong> Beschaffenheit eurer religiösen Geme<strong>in</strong>de <strong>und</strong><br />

unterbreitet sie dem hohen ungarischen M<strong>in</strong>isterium. […] Machet euren E<strong>in</strong>fluß dah<strong>in</strong>gehend<br />

geltend, daß die euren religiösen Anschauungen huldigenden Glaubensbrüder <strong>Ungarn</strong>s durch<br />

liebevolle Pflege der schönen Landessprache wie durch freudige Darbr<strong>in</strong>gung von materiellen<br />

<strong>und</strong> geistigen Opfern auf dem Altare des geliebten Vaterlandes den unzweideutigen Beweis<br />

erbr<strong>in</strong>gen, daß der wahrhaft gesetzestreue Jude dem Volke, <strong>in</strong> dessen Mitte er lebt, mit allen<br />

Pulsschlägen se<strong>in</strong>es Herzens zugetan <strong>und</strong> mit dem Heimatlande unzertrennlich verknüpft ist." 171<br />

Beide Anregungen wurden von den <strong>Or</strong>thodoxen <strong>in</strong> <strong>Ungarn</strong> angenommen. Im April 1868<br />

wurde der "Vere<strong>in</strong> der Glaubenswächter" (auf Ungarisch: „Hitőr“) mit dem hebräischen<br />

Namen "Schomre Hadath" gegründet. Der Israelit berichtete darüber <strong>und</strong> veröffentlichte<br />

den Gründungsaufruf am 13. Mai 1868. Dieser Aufruf wurde von den angesehensten<br />

orthodoxen Rabb<strong>in</strong>ern <strong>Ungarn</strong>s, nämlich Abraham Samuel Benjam<strong>in</strong> Sofer (auch: Wolf<br />

Schreiber; Preßburg), Jeremias Löw (Újhely) <strong>und</strong> Meir Eisenstädter (Ungvár)<br />

unterschrieben. 172<br />

Zum gleichen Zeitpunkt erschien im Jeschurun e<strong>in</strong>e Denkschrift unter dem Titel<br />

"Beleuchtung der die Geme<strong>in</strong>den- <strong>und</strong> Schulorganisationen betreffenden Vorlagen der<br />

ungarisch-israelitischen Konferenzmajorität", die dem ungarischen Kultusm<strong>in</strong>ister<br />

gewidmet worden war. 173 Nach Jakob Katz wurde diese Denkschrift zwar anonym, aber<br />

wahrsche<strong>in</strong>lich durch Samson Raphael Hirsch verfasst.<br />

In dieser Denkschrift führte Hirsch alle Gründe auf, die es e<strong>in</strong>em orthodoxen Juden<br />

unmöglich machten, zusammen mit Reformern <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Geme<strong>in</strong>de zu leben. Jakob Katz<br />

zitiert e<strong>in</strong>iges aus der Denkschrift: "Es handelt sich ke<strong>in</strong>eswegs bloß um Divergenzen<br />

im Ritual beim öffentlichen Gottesdienst; es handelt sich um Anerkennung oder<br />

Nichtanerkennung e<strong>in</strong>es das ganze Leben durchgreifend gestaltenden Gr<strong>und</strong>gesetzes."<br />

174<br />

Hirsch schlägt vor: "Konstituierung beider Richtungen, oder besser beider<br />

170 Siehe u.a. Jakob Katz, Anmerkung 107. <strong>und</strong> Thomas Domján (nacholgend Domján): "Der Kongress<br />

der ungarischen Israeliten 1868–1869", <strong>in</strong>: <strong>Ungarn</strong>-Jahrbuch, Zeitschrift für die K<strong>und</strong>e <strong>Ungarn</strong>s <strong>und</strong><br />

verwandte Gebiete 1 (1969), S. 139–162.<br />

171 Jeschurun, 1866/67, S. 313-322.<br />

172 Der Israelit, 13. Mai 1868, S. 361-363.<br />

173 Jeschurun, April-Juni 1868, S. 226-249.<br />

174 S. Anmerkung 107.<br />

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