Praktiker lernen von Praktikern - Sachsen - Ganztägig Lernen.
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Hat die Arbeit am Netzwerk Ihren Blick auf das Phänomen Ganztag verändert?<br />
Gab es Dinge, die Sie überrascht haben?<br />
Marlen Wippler: Mich hat überrascht, welchen großen Stellenwert das Thema soziales<br />
<strong>Lernen</strong> einnimmt – das hätte ich vor zwei Jahren so nicht gedacht. Erstaunlich war<br />
auch, dass vielen Schulen durch die Netzwerkarbeit erst bewusst geworden ist, wie<br />
weit sie eigentlich sind, was sie alles geschafft haben. Viele waren fast überrascht<br />
<strong>von</strong> sich selbst. Ich denke, da könnten einige mit Fug und Recht etwas selbstbewusster<br />
auftreten. Wir haben gerade bei den Hospitationen wirklich tolle Sachen erlebt –<br />
beispielsweise am Hertz-Gymnasium Leipzig. Ein Ergebnis da<strong>von</strong> war, dass zum Beispiel<br />
Herr Bonk vom Martin-Andersen-Nexö-Gymnasium Dresden mit seinen Schülern<br />
noch mal ins Hertz-Gymnasium gefahren ist, um sich das Schüler-Organisations-Team<br />
(ORG-Team) anzusehen. Danach sind die Leipziger Schüler nach Dresden gekommen.<br />
So etwas freut uns natürlich besonders, weil dies alles auf Eigeninitiative beruhte.<br />
Martina Jahn: Durch solche AHA-Effekte bei den Schulen selbst wird auch wieder<br />
neue Motivation frei, jenseits <strong>von</strong> Förderrichtlinien, Bewilligungsbescheiden und<br />
Honorarverträgen. In den Netzwerktreffen sind sich die Schulen stärker als erwartet<br />
darüber klargeworden, was sie eigentlich alles stemmen und dass andere Schulen<br />
ähnliche Probleme bewältigen. Das öffnet den Blick dafür, Bewährtes zu erhalten und<br />
zu stabilisieren, statt ständig etwas Neues auf die Beine zu stellen, und es setzt<br />
positive Energie frei. Gleichzeitig mahnt es, für sich selbst und engagierte Mitstreiter<br />
zu sorgen, damit Bewährtes nicht nur erhalten, sondern gezielt weiterentwickelt<br />
und nach außen schlüssig kommuniziert werden kann. Auch das hat der Austausch<br />
im Netzwerk bewirkt.<br />
Mein Blick auf das Phänomen Ganztag ist zum einen schärfer geworden im Hinblick<br />
auf die Möglichkeiten der Umsetzung, und zum anderen sehe ich mit noch mehr<br />
Achtung auf die Akteure, die immer wieder mit neuem Engagement Ganztagskonzepte<br />
im Sinne „ihrer Schüler“ entwickeln und umsetzen. Netzwerker haben dazu in<br />
besonderem Maße beigetragen.<br />
War die Heterogenität der Schultypen im Netzwerk (gemeinsames Arbeiten <strong>von</strong><br />
Gymnasien, Mittelschulen sowie einer Grundschule) so gewollt und wenn ja:<br />
Hat sich das Konzept bewährt?<br />
Marlen Wippler: Das war eine bewusste Entscheidung. Wir wissen aus unserer Erfahrung,<br />
dass Lehrer einer bestimmten Schulart oft staunen, was Lehrer an anderen Schularten<br />
leisten – man weiß eben wenig <strong>von</strong>einander. Wenn ich bloß den Tunnelblick<br />
auf eine bestimmte Schulart habe, bleiben mir viele Phänomene verborgen, und es<br />
ging ja bei der Netzwerkarbeit auch immer darum, den eigenen Horizont zu erweitern.