Doku-Rituelle Gewalt 24.06.2010 - Diakonie Rheinland-Westfalen ...
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Fachtagung <strong>Rituelle</strong> <strong>Gewalt</strong> 2010<br />
nation wurde die Speichelproduktion allein vom akustischen Signal ausge-<br />
löst, ohne dass Futter gereicht wurde. So wurde ein vom Interesse des<br />
Hundes eigentlich völlig unabhängiger, also ein unspezifischer Reiz in<br />
Form des Klingeltons, mit einer Reaktion des Hundes, dem Speichelfluss,<br />
verknüpft. Diese Konditionierung des Hundes konnte weiter ausgeformt<br />
werden, indem zusätzlich zum Klingelton ein Lichtsignal eingesetzt wurde.<br />
Bei ausreichend häufiger Verknüpfung mit dem Klingelton und dem damit<br />
bereits verbundenen Speichelfluss reagierte der Hund auch ausschließlich<br />
auf das Licht, ohne dass dieses Signal gesondert mit der Speichelreaktion<br />
hätte verbunden werden müssen. So können Konditionierungen dritter und<br />
vierter Ordnung hergestellt werden (Bommert 2000, Grandt & Grandt,<br />
2000).<br />
In einem weiteren Experiment von Pawlow erhielt ein Hund nach dem Er-<br />
klingen der Glocke einen Elektroschock. Der Hund reagierte noch 13 Mo-<br />
nate später ohne weitere Konditionierung bei demselben Glockenton mit<br />
einem erhöhten Herzschlag (ebenda).<br />
In Gruppen organisierter <strong>Gewalt</strong> werden solche Konditionierungen mit<br />
Kindern durchgeführt. Kinder werden zur Verknüpfung von unspezifischen<br />
Reizen mit erwünschtem Verhalten in extrem emotional belastende Situa-<br />
tionen gebracht. Reize, die ein Kind mit Todesangst und Schmerz erlebt,<br />
werden mit Signalen und einem erwünschten Verhalten des Kindes ver-<br />
knüpft. Diese Signale können jederzeit später wieder ausgesendet werden<br />
und das Kind oder später der Erwachsene erleben spontan wieder die<br />
damit verknüpfte Todesangst, den Schmerz und reagieren mit dem gelern-<br />
ten erwünschten Verhalten. Durch Umsetzung des erwünschten Verhal-<br />
tens sind Todesangst und Schmerz vorübergehend wieder beseitigt. Die<br />
Kinder erleben wegen der völligen Kontrolle durch die Gruppe nie, dass<br />
Todesangst und Schmerz aufhören können, ohne dass sie das erwünsch-<br />
te Verhalten zeigen, so dass sie auch im späteren Leben spontan gehor-<br />
chen. Sie halten keine andere Reaktion für möglich. Da Kinder mit Todes-<br />
angst und extremem Schmerz entwicklungsbedingt tatsächlich nicht um-<br />
gehen können, wird diese Bewertung zusätzlich kognitiv gespeichert und<br />
führt zu einem Vermeidungsverhalten den Auslösereizen gegenüber. Das<br />
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