Doku-Rituelle Gewalt 24.06.2010 - Diakonie Rheinland-Westfalen ...
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Fachtagung <strong>Rituelle</strong> <strong>Gewalt</strong> 2010<br />
Die Memoria Passionis, d.h. die Erinnerung an grenzenlose Folgen der <strong>Gewalt</strong>anwendung,<br />
und die universale Solidarität mit den Opfern von <strong>Gewalt</strong> gelten in<br />
diesen Konzeptionen als Ausweg aus <strong>Gewalt</strong>zusammenhängen im Horizont der<br />
<strong>Gewalt</strong>überwindung durch Aussöhnung zwischen Tätern und Opfern. Inwieweit<br />
auf diese Weise einem satanistisch beeinflussten System etwas entgegen gesetzt<br />
werden kann, bedarf einer weiteren intensiven Forschung nicht nur hinsichtlich<br />
der hier versuchten christlichen Antwort, sondern auch hinsichtlich der<br />
Antworten nicht-christlicher Religionen zur <strong>Gewalt</strong>überwindung. 12<br />
(b) Ein weiterer Themenkreis, der im Zusammenhang mit der religionswissenschaftlichen<br />
Analyse „ritueller <strong>Gewalt</strong>“ mir ebenso wichtig erscheint wie die Klärung<br />
eines religionsproduktiven Opferverständnisses betrifft das religiöse Verständnis<br />
von Liebe und Sexualität im Blick auf Beziehungen der Mitglieder untereinander<br />
und ihrer Beziehung zur Gottheit. Die Darstellung von Liebe und<br />
Sexualität findet sich vielfach in magischen Zusammenhängen wieder. 13<br />
Während in vielen Religionen und so auch im Christentum Liebe vieldimensional<br />
als Gottesliebe, Nächstenliebe (inklusive Feindesliebe) und Selbstliebe erfahren<br />
werden kann, konzentriert sich das Verständnis von Liebe in satanistischen<br />
Bezügen auf die Ausübung sexualisierter Liebe. Es wird also ein sexualmagisches<br />
Verständnis zugrunde gelegt. In Abgrenzung zu Religionen, die Liebe<br />
zur Grunderfahrung der Beziehung zur Gottheit auffassen, sie mit dem Attribut<br />
Liebe belegen oder sie selbst zum Inbegriff von Liebe machen, stellt für Satanisten<br />
Hass als Gegenbegriff zu Liebe ein bedeutsames Grundwort dar. 14<br />
Ein sexualmagisches Verständnis von Liebe ist in satanistischen Bezügen eng<br />
mit dem oben skizzierten Opferverständnis verbunden und schließt dort an, wo<br />
es in den kulturtragenden monotheistischen Religionen Christentum, Judentum<br />
und Islam ein gestörtes Verhältnis zu ausgeübter Sexualität gibt. 15 Die folgenden<br />
Anmerkungen wollen jedoch den Fokus auf die christliche Religion und das<br />
sich davon abgrenzende Verständnis in satanistischen Zusammenhängen legen.<br />
Herrmann-Pfandt deutet das Verständnis von Sexmagie im Vollzug ritueller<br />
<strong>Gewalt</strong> nur an, in dem sie die Bedeutung des fließenden Blutes für die Kultgemeinschaft<br />
erläutert und die von Ekstase und Trance gekennzeichnete Situation<br />
beschreibt. Treffend arbeitet sie am Beispiel der Erfahrungen eines Mädchens,<br />
über das Ulla Fröhling berichtet, 16 im Anschluss der Ausführungen des Okkultisten<br />
Frater Cornelis die im Tötungs-Ritual verspürbare Lust an der Vernichtung<br />
heraus, die sich mit folgendem Zitat bestätigen lässt:<br />
„Keine Reflexion über Blutrituale kann die Erfahrung ersetzen, wenn man selbst<br />
den Ritualdolch führt, wenn das Blut, das auf den Altar fließt, von einem selbst<br />
vergossen wird, wenn man tötet.“ 17<br />
Gerechtigkeit“, S. 134 – 136.<br />
11 Vgl. beispielsweise Sobrino, Jan: Der Glaube an Jesus Christus, S. 34 – 36; ebd., S. 82 – 86;<br />
ebd., S. 256 – 259.<br />
12 Vgl.. Vollmer, Thomas: Das Heilige und das Opfer, S. 255 – 264; insbesondere: S. 260 – 261.<br />
13 Vgl. Heinrich, Rolf: Leben in Religionen, S. 62 – 85, insbesondere: S. 64 – 66.<br />
14 Vgl. Szandor LaVey, Anton & Meyer, Ingrid: Satanische Bibel, S. 83;<br />
vgl. auch:Miehling, Klaus: <strong>Gewalt</strong>musik, S. 130<br />
15 Vgl. Lautmann, Rüdiger: Soziologie der Sexualität, S. 269 – 289; hier insbesondere: S. 286 – 289.<br />
16 Vgl. Fröhling, Ulla: Vater unster in der Hölle, Seelze-Velber 1996, S. 241 – 242; ebd., Bergisch-<br />
Gladbach 2008,<br />
S. 268- 269.<br />
17 Frater Cornelius: Blutmessen und Satanismus, S. 31.<br />
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