Doku-Rituelle Gewalt 24.06.2010 - Diakonie Rheinland-Westfalen ...
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Fachtagung <strong>Rituelle</strong> <strong>Gewalt</strong> 2010<br />
lernen nicht für sich und ihrem System eine Verantwortung zu überneh-<br />
men; und das finden wir, ist ein Ziel, was jedes System haben sollte, und<br />
gefördert werden sollte.“<br />
(Nicki und die Bärenbande am 26.6.2010)<br />
Arbeitsgruppe 8 Religionswissenschaft<br />
<strong>Rituelle</strong> <strong>Gewalt</strong> im Licht satanisch motivierten Opferkultes und<br />
freier Sexualität.<br />
Ein Kommentar zum Vortrag „Was ist das Religiöse an <strong>Rituelle</strong>r <strong>Gewalt</strong> ?<br />
Ideologisch motivierte Straftaten aus religionsgeschichtlicher und religionssystematischer<br />
Perspektive“ von Prof. Dr. Adelheid Herrmann-Pfandt<br />
kommentiert von Hermann-Josef Südfeld<br />
Das Vorbereitungsteam der Fachtagung „<strong>Rituelle</strong> <strong>Gewalt</strong> – das Unheimliche<br />
unter uns“ bedauert es sehr, dass aus technischen Gründen ein Protokoll der<br />
Ergebnisse aus der Arbeitsgruppe Religionswissenschaft nicht übermittelt werden<br />
konnte. Da jedoch der religionsspezifische Zugang zum Thema „<strong>Rituelle</strong><br />
<strong>Gewalt</strong>“ mit Einsicht neue Perspektiven für die Analyse der Erfahrungsberichte<br />
traumatisierter Menschen, für deren therapeutische Bearbeitung und für die Rekonstruktion<br />
von Sachverhalten (Ereignissen sexualisierter <strong>Gewalt</strong>anwendung<br />
unter Nutzung einer satanistisch geprägten Hintergrundideologie) liefert, was<br />
aber weitgehend in der aktuellen Diskussion tabuisiert wird oder zu wenig Beachtung<br />
findet, soll an dieser Stelle der Versuch unternommen werden, die im<br />
Vortrag von Professorin Adelheid Herrmann-Pfandt angesprochenen Gesichtspunkte<br />
zu vertiefen und weitere Perspektiven darzulegen, die eine religionsspezifische<br />
Interpretation des Phänomens „<strong>Rituelle</strong> <strong>Gewalt</strong>“ unterstützen. Dabei soll<br />
keineswegs die Relevanz einer religiösen Motivation definitorisch behauptet<br />
werden, sondern erkenntnisleitende Interessen bestimmt werden, welche weitere<br />
Forschungen an diesem Phänomen notwendig machen. In diesem Sinn beabsichtigt<br />
die folgende Kommentierung einiger Aussagen aus dem Vortrag von<br />
Herrmann-Pfandt, zum Weiterdenken zu motivieren und anzuregen, die folgenden<br />
Gedanken vor allem aus therapeutischer und kriminologischer Sicht kritisch<br />
zu würdigen, zumal in diesen Disziplinen ein Zugang unter Berücksichtigung<br />
religiöser bzw. weltanschaulicher Motivation schwierig ist.<br />
Ich möchte hier den Blick auf zwei Themenkreise richten:<br />
(a) der Stellenwert des (Menschen-)Opfers für die Interpretation eines auf <strong>Gewalt</strong>anwendung<br />
ausgerichteten Rituals<br />
(b) die Bedeutung einer freien Sexualität (Brechung von Sexualtabus) für die<br />
Anwendung sexualisierter <strong>Gewalt</strong><br />
zu (a):<br />
Diesen Themenkreis hat Professorin Herrmann-Pfandt ausführlich behandelt<br />
und dargelegt, dass es trotz der Schwierigkeit, Tötungen von Menschen als ritualisierte<br />
Menschenopferungen zu interpretieren, Hinweise auf innere und äußere<br />
Motive gibt, die einen jeweiligen religiösen Kontext plausibel machen: das<br />
in einer Kultur unterstützte Ritual der Tötung eines Menschen mit dem Zweck<br />
der Abwehr aller möglichen Formen von Unglück (Krankheit, Tod, Krieg oder<br />
Naturkatastrophen), die Selbstvergottung der opfernden Person durch Identifikation<br />
mit dem Tötenden, d.h. letztlich mit der tötenden Gottheit, sowie die Sak-<br />
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