Doku-Rituelle Gewalt 24.06.2010 - Diakonie Rheinland-Westfalen ...
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Fachtagung <strong>Rituelle</strong> <strong>Gewalt</strong> 2010<br />
auf der Grundfläche der Pyramide verteilt, die dann über ihnen errichtet<br />
wurde.<br />
Bekannt sind auch die Kinderopfer der Inkas im Andengebiet. Jungen und<br />
Mädchen im vorpubertären Alter wurden dem Herrscher des Inka-Reiches<br />
von den Dörfern zur Verfügung gestellt und alle auf einmal in großen Fest-<br />
zügen in die Hauptstadt Cuzco gebracht. Dort weihte man sie in Anwe-<br />
senheit des Inka und ehrte sie als die Götter und Göttinnen, zu denen sie<br />
nach ihrem Opfertod zu werden bestimmt waren. Dann wurden sie bei den<br />
Dörfern in vorbereiteten Gräbern lebend bestattet.<br />
Da die Gräber sich in der Regel auf über 6000m hohen Berggipfeln befan-<br />
den, haben die Spanier die meisten nicht gefunden und daher nicht zer-<br />
stört, und sie wurden erst durch die sogenannte "Höhenarchäologie" (high<br />
altitude archaeology) der letzten Jahrzehnte und nicht zuletzt infolge des<br />
Abschmelzens des andinen Eises aufgrund der Klimaerwärmung wieder-<br />
entdeckt7. Dieses Opfer, das heute als "Staatsopfer der Inkas" bekannt<br />
ist8, diente dem Herrscher zur Betonung und Markierung seines Herr-<br />
schaftsbereiches (viele Gräber liegen nahe den Reichsgrenzen), während<br />
die Dorfbewohner es als Bitte um Wasser und als Fruchtbarkeitsritual<br />
durchführten; da das Dorf also ein Eigeninteresse an den Kinderopfern<br />
hatte, stellte es in der Regel die notwendigen Kinder dem Inka freiwillig zur<br />
Verfügung.<br />
Indien. Auf der anderen Seite der Erde, in Asien, gab es ebenfalls Men-<br />
schenopferrituale. Durch die Novelle Die vertauschten Köpfe von Thomas<br />
MANN bekanntgeworden ist der mittelalterliche indische Brauch, sich zu Eh-<br />
ren der Göttin Durga mit einem Schwert selbst den Kopf abzuschlagen9.<br />
Menschenopfer sind in Indien natürlich längst verboten, gleichwohl gibt es<br />
immer noch gelegentlich Mordfälle mit rituellem Hintergrund; so kommt es<br />
z. B. vor, dass ein Kindsmord damit begründet wird, dass die Göttin Kali<br />
dem Mörder befohlen habe, ihr den fünfjährigen Nachbarssohn zu op-<br />
fern10.<br />
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