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Doku-Rituelle Gewalt 24.06.2010 - Diakonie Rheinland-Westfalen ...

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Fachtagung <strong>Rituelle</strong> <strong>Gewalt</strong> 2010<br />

Es sollte jedoch vertiefend hinzugefügt werden, dass religionsgeschichtlich die<br />

Erfahrung von Trance und Ekstase nicht nur durch fließendes Blut bei Menschen-<br />

oder Tieropfer ausgelöst und stimuliert wird, sondern auch durch den<br />

Vollzug von Geschlechtsverkehr, der eine sexuelle Hingabe in gegenseitiger<br />

oder einseitiger, d.h. von einer Person dominierender Stellung, Beziehung zum<br />

Ausdruck bringt. In den Weltreligionen gibt es mehr oder weniger große<br />

Schwierigkeiten sexuelle Bedürfnisse mit dem Anspruch der Religion in Einklang<br />

zu bringen. 18 Deshalb finden sich mehr oder weniger starke Reglementierungen<br />

(Regeln, Gesetze) der Ausübung von Sexualität in den Religionsgemeinschaften<br />

oder aber eine Tabuisierung sexueller Bedürfnisse, zum Teil verbunden<br />

mit einer Ablehnung bzw. Geringschätzung der Körperlichkeit des Menschen.<br />

19 Solche Reglementierungen, die insbesondere im Islam, im Judentum<br />

und im Christentum zu finden sind, brachten es mit sich, solche Regeln übertreten<br />

wurden. 20 Dies ist auch ein Kennzeichen sexualmagischen Verständnisses<br />

von Sexualität im satanistischen Zusammenhängen. Die Tabuisierung sexueller<br />

Bedürfnisse und damit verbunden die Ablehnung der Körperlichkeit schlägt um<br />

in eine Heraushebung der Sexualität und der Aufforderung zur Befriedigung des<br />

Bedürfnisses nach Geschlechtsverkehr als Weg zum Vollzug von Selbsttranszendenz<br />

gerade außerhalb der Schranken einer anerkannten Ehegemeinschaft.<br />

21 Da der Vollzug von Selbsttranszendenz im ideologischen Kontext satanistischer<br />

Weltanschauung mit dem Erwerb von Macht verbunden ist, liegt es<br />

nahe, dass die Befriedigung sexueller Bedürfnisse die Anwendung von <strong>Gewalt</strong><br />

impliziert. 22 In dem <strong>Gewalt</strong> und deren Folge die Lust am Töten als Ziel erkennbar<br />

wird, hat sexualisierte <strong>Gewalt</strong> im Satanismus eine ideologische Grundlage.<br />

Diese wirkt sicherlich verstärkend auf die Vorstellungen, die bisher im Zusammenhang<br />

des satanistischen Opferverständnisses herausgearbeitet wurden.<br />

Die vorstehenden Überlegungen zum satanistischen Opfer- und Liebesverständnisses<br />

sollen eine Weiterführung der von Professorin Adelheid Herrmann-<br />

Pfandt vorgetragenen Analyse des Phänomens „<strong>Rituelle</strong> <strong>Gewalt</strong>“ aus religionswissenschaftlicher<br />

Sicht sein. Sie verstehen sich nicht als Behauptungen, dass<br />

die Vermutungen mit der in satanistisch sich verstehenden bzw. satanistisch<br />

beeinflussten Gruppen gelebten Wirklichkeit übereinstimmen, sondern als<br />

Denkanstösse für weitere religionswissenschaftliche Forschungen, die für die<br />

therapeutische und kriminologische Herangehensweise hilfreich sein können.<br />

Literaturangaben:<br />

Bierl, Anton & Braungart, Wolfgang (Hg.): <strong>Gewalt</strong> und Opfer – im Dialog mit<br />

Walter Burkhart, Göttingen 2010.<br />

18 Vgl. Lautmann, Rüdiger: Soziologie der Sexualität, S. 289.<br />

19 Vgl. Heinrich, Rolf: Leben in Religionen, S. 79 – 84, hier insbesondere: S. 81 – 82.<br />

20 Beispielhaft können hier seit den 70er Jahren bekannte Gruppierungen genannt werden: die Bhagwan<br />

/ Osho- Bewegung, die Familie / Bewegung der Kinder Gottes und die Aktionsanalytische<br />

Organisation / Mühl-Kommune / ZEGG.<br />

21 Szandor LaVey, Anton & Meyer, Ingrid: Die satanische Bibel, S. 85 – 94; Frater V.D.: Handbuch der<br />

Sexualmagie, S. 193 – 195; vgl. auch: Gödtel, Reiner: Sexualität und <strong>Gewalt</strong>, S. 220 – 230,<br />

insbesondere: S. 225 – 228.<br />

22 Vgl. Gödtel, Reiner: Sexualität und <strong>Gewalt</strong>, S. 288 – 297; siehe auch: Schwager, Raymund: Rolle der<br />

Geschlechterdifferenz, S. 97 – 106, insbesondere: S. 104 – 105.<br />

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