"Jugend und Gesundheit" (pdf) - Robert Bosch Stiftung
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Arbeitsgruppe 1<br />
genannt, ferner eine bessere Zusammenarbeit mit den Kinderärzten. Eine Schulvertreterin<br />
erzählt von mehreren Versuchen, zu Kinderärzten Kontakt zu knüpfen <strong>und</strong><br />
eine bessere Zusammenarbeit zu fördern, die ohne Rückmeldung seitens der Ärzteschaft<br />
geblieben seien. Als Gr<strong>und</strong> dafür sieht Dr. Stier ein strukturelles Hauptproblem<br />
der derzeitigen Ges<strong>und</strong>heitspolitik. Sie liefere für präventives Arbeiten<br />
einen völlig falschen Ansatz. Ein Arzt müsse sich heutzutage mehr mit Abrechnungen<br />
<strong>und</strong> Zahlen beschäftigen als mit dem Patienten. Dabei bleibe wenig Zeit beispielsweise<br />
für die Zusammenarbeit mit Schulen. Des weiteren würde immer mehr<br />
Unterstützung für die Prävention gestrichen. Kaum ein Arzt könne es sich zeitlich<br />
<strong>und</strong> teilweise auch finanziell leisten, sich in einem anderen Tätigkeitsbereich zu<br />
engagieren. Ärzte müssen deshalb gefordert aber auch gefördert werden.<br />
Eine Teilnehmerin erzählt von ihren persönlichen Erfahrungen mit der Kooperationsbereitschaft<br />
von Schule. Ihr Sohn sei Legastheniker <strong>und</strong> werde therapiert.<br />
Die Schule allerdings habe deutlich gemacht, daß sie an einer Zusammenarbeit<br />
im Sinne von Ges<strong>und</strong>heitsförderung des Sohnes nicht interessiert sei.<br />
Vielmehr wollten die Lehrer den Eltern klarmachen, daß ihrem Sohn das nötige<br />
Interesse an der Schule fehle. Es gibt also auch Schulen, die nicht bereit sind, auf<br />
externe Partner zuzugehen.<br />
Auf die Frage nach hemmenden beziehungsweise fördernden Faktoren für eine<br />
Kooperation bezeichneten die Teilnehmer das Förderungsprogramm „Ges<strong>und</strong>e<br />
Schule“ als Faktor, dem eine Türöffnerfunktion zukommt, durch die es gelingt, weitere<br />
Partner anzusprechen <strong>und</strong> zur Zusammenarbeit zu bewegen. Als weiterer fördernder<br />
Faktor wird die Öffnung von Schule gesehen. Dies geschieht noch viel zu<br />
wenig. Die Schule als Institution sollte immer <strong>und</strong> für alle Beteiligten offen sein.<br />
Besonders die Eltern müssen in stärkerem Maße in den Schulalltag einbezogen<br />
werden. Dazu müßten niedrigschwellige Angebote entwickelt werden, die einen<br />
leichteren Einstieg ermöglichen. Gründe für die zögerliche Öffnung der Schule liegen<br />
im langsamen Prozeß der Vermittlung des Ges<strong>und</strong>heitsbegriffes <strong>und</strong> in fehlenden<br />
finanziellen Mitteln. Auch die Konzeption von entsprechenden Schul- <strong>und</strong><br />
Lehrbüchern, die auf die Ges<strong>und</strong>heitsförderung eingehen, könnte nach Ansicht des<br />
Arbeitskreises ein fördernder Faktor sein.<br />
Uneinig war sich die Gruppe darüber, ob eine Änderung der Lehrpläne unterstützend<br />
wirken würde. Einerseits seien die Lehrpläne veraltet, andererseits hätten<br />
die Lehrer große Freiräume, was die Einteilung <strong>und</strong> Gestaltung der Lehrinhalte<br />
betrifft. Insofern würde eine Umgestaltung der Lehrpläne nicht unbedingt zu einem<br />
befriedigenden Ergebnis führen. Allerdings sind sich alle Beteiligten darüber einig,<br />
daß eigene Lehrpläne für den Bereich Ges<strong>und</strong>heitsförderung in jedem Falle fördernd<br />
wären.<br />
Als ein hemmender Faktor wird die schlechte Lehrerbildung im Bereich<br />
Ges<strong>und</strong>heitsförderung genannt. Des weiteren müßte die Ges<strong>und</strong>heitsförderung viel<br />
stärker im Schulsystem verankert werden, wobei fächerübergreifendes Gestalten als<br />
wichtig erachtet wird. Der nach Ansicht der Arbeitsgruppe größte hemmende<br />
Faktor ist die mangelnde Kooperation der einzelnen Beteiligten. Nur durch<br />
Kooperation könne die Problematik von allen Seiten beleuchtet beziehungsweise<br />
das System in seiner Ganzheit betrachtet <strong>und</strong> verbessert werden.<br />
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