"Jugend und Gesundheit" (pdf) - Robert Bosch Stiftung
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Podiumsdiskussion<br />
dern daß diese Menschen auch ges<strong>und</strong>e Verhältnisse brauchen, um überhaupt ein<br />
ges<strong>und</strong>heitsgerechtes Verhalten entwickeln zu können. Wir haben von den<br />
Kollegen gehört, daß sich manche Lehrer durch dieses neue Thema überfordert<br />
fühlen, weil immer mehr <strong>und</strong> mehr auf sie zukommt. So darf es nicht sein.<br />
Ges<strong>und</strong>heit darf kein Additivum sein. Ges<strong>und</strong>heit darf nicht polarisiert, darf nicht<br />
gegen Bildungsinhalte ausgespielt werden. Es muß von oberster Stelle erkannt<br />
werden, das heißt auch bei den Kultusbehörden, daß Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Bildung<br />
untrennbar zusammengehören. Wir haben Studien, die deutlich machen, daß die<br />
schulische Leistung deutlich besser ist, wenn ich mich als Kind, als <strong>Jugend</strong>licher<br />
ausreichend bewege. Von daher war es der Gruppe ein großes Anliegen, <strong>und</strong> ich<br />
würde das auch aus der Sicht der Krankenkassen voll unterstützen, daß wir die<br />
Kultusbehörden der Länder dazu motivieren, den Bereich Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
als ein wesentliches Aktionsfeld in der Schule zu sehen. Das könnte seinen Ausdruck<br />
darin finden, daß man zum Beispiel Ges<strong>und</strong>heitsfragen ganz offiziell in den<br />
Lehrplan aufnimmt <strong>und</strong> auch in die Routine-Lehrerqualifikation mit einschließt.<br />
Ges<strong>und</strong>heitsförderung muß Selbstverständlichkeit werden <strong>und</strong> nicht irgendwas<br />
Exotisches sein. Wir müssen sie in unseren Schulalltag einbauen: Eine Bewegungspause<br />
kann auch der Mathematiklehrer machen, da muß ich nicht auf den Sportlehrer<br />
oder den Biologielehrer warten. So könnte man sich viele Dinge denken.<br />
Günter Gerstberger:<br />
Das ist gewiß richtig. Nun hat man aber im allgemeinen von einer zu starken<br />
Pädagogisierung in der Ges<strong>und</strong>heitsförderung abgeraten. Welche anderen Formen<br />
haben Sie entwickelt <strong>und</strong> von Ihrer Einrichtung aus in die Schulen hineingetragen?<br />
Gudrun Eberle:<br />
Ich meine, man sollte eigentlich überhaupt nichts in Schulen hineintragen. Man<br />
sollte in Schulen gehen <strong>und</strong> mit den Akteuren, mit den betroffenen Lehrern, Eltern,<br />
Schülern ins Gespräch kommen <strong>und</strong> den Bedarf herausfinden. Dieser ist sicherlich<br />
an den einzelnen Schulen völlig unterschiedlich. Die Krankenkassen sehen ihre<br />
Rolle nicht so, daß sie mit einem fertigen Konzept unter dem Arm in die Schule<br />
kommen, das nur noch umgesetzt werden braucht. Wir sehen uns mehr im Sinne<br />
eines Moderators oder Coach. Wir müssen die richtigen Fragen stellen <strong>und</strong> herausfinden,<br />
wo die Schule, das Team in der Schule das Problem sieht.<br />
Günter Gerstberger:<br />
Herr Ohm, Sie sind ja in einer ähnlichen Lage im Ges<strong>und</strong>heitsamt. Wie definieren<br />
Sie die Beziehung zu den Schulen? Ich habe aus unseren Vorgesprächen noch in<br />
Erinnerung, daß Sie Schulprojekte ganz ähnlich betrieben haben oder betreiben,<br />
wie es die <strong>Robert</strong> <strong>Bosch</strong> <strong>Stiftung</strong> tut.<br />
Heinz-Peter Ohm:<br />
Ja, das ist richtig, wobei wir das schon trennen müssen. Auf der einen Seite gibt es<br />
natürlich die klassischen Angebote eines Ges<strong>und</strong>heitsamtes in der Prävention, <strong>und</strong><br />
die sind ganz wichtig, weil sie Anlässe sind, in die Schule zu gehen. Auf der ande-<br />
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