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"Jugend und Gesundheit" (pdf) - Robert Bosch Stiftung

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Protokoll<br />

<strong>und</strong> dadurch im Bereich der Persönlichkeitsentwicklung leichter positiv eingreifen<br />

können. Sie werden von Kindern als Sportidole <strong>und</strong> Vorbilder verehrt, während<br />

Lehrer häufig als Unterdrücker empf<strong>und</strong>en werden.<br />

Ein Teilnehmer stellt dieser positiven Chancenbewertung der Sportvereine das<br />

Argument gegenüber, daß man nur in der Schule h<strong>und</strong>ert Prozent der <strong>Jugend</strong>lichen<br />

erreichen kann. Für die Umsetzung eines solchen Konzepts in der Schule<br />

sind jedoch die finanziellen Mittel nicht vorhanden.<br />

In der Schule äußern sich die Strukturen der Leistungsgesellschaft in einem<br />

individuellen Leistungsdruck, dem einzelne Schüler nicht standhalten. Es folgt der<br />

Verweis auf den Amoklauf in Erfurt. Im Gegensatz dazu gibt es in Sportvereinen<br />

einen kollektiven, mannschaftlichen Leistungsdruck.<br />

Herr Dr. Schmid stellt diesbezüglich seine Erfahrungen mit einer positiven<br />

Dimension von Leistungsdruck im Sport vor. Gerade im Sport erlernt man den<br />

individuellen Umgang mit Erfolgen <strong>und</strong> Niederlagen <strong>und</strong> das Erkennen der eigenen<br />

Stärken <strong>und</strong> Schwächen. Dadurch verbessert man auch den Umgang mit Leistungsanforderungen<br />

im Berufsleben <strong>und</strong> beugt einer Überforderung im Alltag<br />

vor.<br />

Diese Ausführungen werden von den Teilnehmern kontrovers diskutiert.<br />

Einerseits kann der Leistungsgedanke in der Schule nicht aufgegeben werden, da<br />

Kinder gerne etwas leisten <strong>und</strong> Schulstreß auch positiv empfinden können. Zudem<br />

ist die Schule dazu verpflichtet, zu Leistung zu animieren, da hier die Weichen für<br />

eine individuelle Lebensgestaltung gestellt werden. Andererseits sorgt der Leistungsdruck<br />

zunehmend für die Vermittlung von Fachwissen mit einer geringen<br />

Halbwertszeit. Dies geschieht auf Kosten des Erlernens sozialer Kompetenzen wie<br />

Kritik- <strong>und</strong> Teamfähigkeit. Diese sozialen Gr<strong>und</strong>fertigkeiten müssen dann im<br />

Berufsleben in speziellen Seminaren nachträglich vermittelt werden. Deshalb wird<br />

eine qualitative Schulreform gefordert, welche die Vermittlung der Fähigkeiten zur<br />

Lebensbewältigung in den Vordergr<strong>und</strong> stellt.<br />

Dieser Forderung widerspricht ein Teilnehmer <strong>und</strong> erläutert die Perspektive der<br />

Kultusministerien: Eltern, Schulen <strong>und</strong> Vereine haben unterschiedliche Zugangsmöglichkeiten<br />

zu <strong>Jugend</strong>lichen <strong>und</strong> es sind in erster Linie die Eltern in der Pflicht<br />

<strong>und</strong> im Recht, durch Erziehung ihre Kinder auf das Leben vorzubereiten. Themen<br />

wie Suchtprävention sind auch im Lehrplan der Schulen verankert, so daß die<br />

Schulen hier Hilfestellung leisten. Vereine werden in diesem Konzept eher als<br />

Ergänzung angesehen.<br />

Auch Dr. Schmid unterstreicht die besondere Rolle der Eltern. Er argumentiert<br />

jedoch mit Pestalozzi, daß Erziehung eigentlich 25 Jahre vor der Geburt von<br />

Kindern anfängt.<br />

Die Teilnehmer versuchen, Vorschläge zu entwickeln, mit deren Umsetzung<br />

schon morgen in den Schulen begonnen werden könnte:<br />

Als Beispiel für eine vernetzende Infrastruktur wird das Projekt „Wir im Verein<br />

mit Dir“ aus dem Saarland genannt. Die Kommunikation zwischen Schulen <strong>und</strong><br />

Sportvereinen soll verbessert werden; viele Schulen wissen nicht, was am<br />

Nachmittag in ihren Sporthallen passiert. Die Vielzahl der Vereine könnte hier<br />

jedoch Probleme aufwerfen.<br />

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