Messung maschineller¨Ubersetzbarkeit von ... - Parallele Systeme
Messung maschineller¨Ubersetzbarkeit von ... - Parallele Systeme
Messung maschineller¨Ubersetzbarkeit von ... - Parallele Systeme
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
2. Stand der Technik<br />
In den folgenden Jahren wurde die Entwicklung weiter vorangetrieben, denn insbesondere<br />
die Militärs hatten während des Kalten Krieges ein starkes Interesse daran, ihren jeweiligen<br />
Feind möglichst schnell und unabhängig <strong>von</strong> menschlichen Übersetzern zu verstehen.<br />
Insofern war für sie auch ein System <strong>von</strong> Nutzen, das zwar meilenweit <strong>von</strong> fehlerfreien<br />
Übersetzungen entfernt war, den Inhalt des zugrunde liegenden Textes aber einigermaßen<br />
wiedergeben konnte. Allerdings blieben große Durchbrüche in der maschinellen Übersetzung<br />
aus. Vielmehr traten mehr und mehr vor allem semantische, teilweise bis heute<br />
ungelöste Probleme zutage, so dass der ursprüngliche Optimismus sich langsam in Skepsis<br />
wandelte ([Hut86], Kap. 8).<br />
1966 kam die Forschung dann in den USA und Großbritannien für etliche Jahre fast<br />
komplett zum Erliegen. Grund dafür war eine US-amerikanische Studie, der sogenannte<br />
ALPAC-Report [Pa66], die ein vernichtendes Urteil über den Stand, den Nutzen und die<br />
Perspektiven maschineller Übersetzungen fällte. Als Folge wurden zahlreiche Forschungsprojekte<br />
aufgegeben und die Fördergelder zusammengestrichen ([Hut86], Kap. 8). Auch<br />
auf die Sowjetunion und Westeuropa hatte dieser Bericht Auswirkungen.<br />
Allerdings wurde gerade in der Europäischen Gemeinschaft (EG) die Entwicklung <strong>von</strong><br />
MÜ-<strong>Systeme</strong>n vor allem für die Verwaltungen fortgesetzt, weil man eine Vielzahl <strong>von</strong><br />
Dokumenten in die verschiedenen Sprachen der Mitgliedsländer übersetzen musste und<br />
muss. Ein bekanntes System aus dieser Zeit, das unter anderem <strong>von</strong> der EG-Kommission<br />
eingesetzt wurde, ist das bis heute weiterentwickelte Systran [Lau84].<br />
Als in den 1980er Jahren PCs und Workstations mit Textverarbeitungsprogrammen große<br />
Verbreitung erlangten, nahm die Entwicklungsaktivität auch in den USA wieder zu, da inzwischen<br />
ein Bedarf für konstengünstige Massenprodukte zur automatischen Übersetzung<br />
entstanden war. Zudem bedurften gerade auch internationale Konzerne zuverlässiger Software,<br />
um der großen Anzahl an zu übersetzenden Texten (Verträge, Dokumentationen,<br />
Anleitungen etc.) Herr zu werden. Anstelle des ursprünglichen Ansatzes, die Ausgangssprache<br />
mittels eines spezialisierten Regelsystems direkt in die Zielsprache zu überführen,<br />
wurden nun verstärkt indirekte Interlinguasysteme implementiert. (Eine Beschreibung der<br />
vorherrschenden Übersetzungstechniken findet sich in Abschnitt 2.3.)<br />
In den 90er Jahren entstanden erste <strong>Systeme</strong>, die nicht mehr rein regelbasiert waren, sondern<br />
statistische Methoden oder Korpora <strong>von</strong> Beispielübersetzungen benutzten, um passende<br />
Übersetzungen zu generieren. Zudem stieg durch die rasante Ausbreitung <strong>von</strong> PCs<br />
auf der ganzen Welt der Bedarf für erschwingliche Übersetzungsprogramme seitens der<br />
Privatanwender weiter an, so dass inzwischen eine Vielzahl <strong>von</strong> Firmen solche Produkte<br />
kommerziell vertreibt. Mit dem Aufkommen des Internets wurden auch Online-Übersetzungstools<br />
populär.<br />
Auch die Ausrichtung der Übersetzungsprogramme wandelte sich: Standen in der Anfangszeit<br />
vor allem Übersetzungen wissenschaftlicher und technischer Texte im Vordergrund, so<br />
werden heute alle Arten <strong>von</strong> Texten übersetzt. Dementsprechend sind die Wörterbücher,<br />
die <strong>von</strong> den heutigen Programmen benutzt werden, in aller Regel weniger spezialisiert<br />
und liefern eine gute Abdeckung aller Themengebiete.<br />
Der Markt für Übersetzungen ist nach wie vor <strong>von</strong> starkem Wachstum geprägt. Laut<br />
Angaben der Universität Leipzig (Translatio) steigt die Nachfrage um rund 14 Prozent<br />
jährlich [Tra06] – und damit auch der Bedarf an maschinellen Übersetzungen. Die Qualität<br />
der Übersetzungen ist dabei bis heute, gleich welcher Ansatz einem System zugrundeliegt,<br />
insofern unbefriedigend, als praktisch sämtliche übersetzten Texte umfassende Nachbearbeitung<br />
benötigen, um veröffentlicht werden zu können. Allerdings liefern sie trotz vieler<br />
14