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Al Nadi — Treffpunkt, Beratung und Kurse für arabische Frauen
Lina Ganama, Hannah Drexel
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Seit vielen Jahren bieten wir – teilweise in
Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Tempelhof-Schöneberg
– Alphabetisierungs- und
Deutschkurse für arabische Frauen an. Diese
Kurse werden seit Jahren unverändert stark nachgefragt
und viele Frauen haben davon proÞtiert.
Wir wollten es für diesen Jahresbericht genauer
wissen und haben einige Teilnehmerinnen Ende
des Jahres 2003 gefragt, was ihnen der Deutschkurs
gebracht hat bzw. bringt und warum sie zum
Deutschlernen kommen:
„Ich bin 1950 in Palästina geboren, aber meine
Eltern mussten in den Libanon ßüchten. Das Leben
war sehr schwer für meine Familie und deshalb
konnte ich nie zur Schule gehen. 1990 bin ich ganz
allein – ich bin nicht verheiratet und habe auch
keine Kinder – nach Berlin gekommen. Das war
sehr schwer für mich: Ich konnte kein Deutsch und
nicht lesen. Die Stadt ist so groß. Ich konnte nicht
allein mit der U-Bahn oder dem Bus fahren. Ich
konnte doch nicht mein Haus wie eine Schnecke
auf den Rücken nehmen, damit ich den Weg nach
Hause Þnde. Dann habe ich bei Al Nadi lesen und
schreiben gelernt. Aber ich habe nicht so schnell
gelernt, weil ich auch keine anderen Sprachen
kann. Danach konnte ich unterwegs endlich die
richtige Richtung Þnden, weil ich lesen konnte.
Oder ich konnte auch die Leute fragen. Ich war
sehr stolz! Einmal war ich beim Sozialamt. Die
Sachbearbeiterin sagte mir: „Sie brauchen eine
Dolmetscherin nächstes Mal!“ Aber ich habe ihr
gesagt: „Ich habe alles verstanden!“ Dafür danke
ich meinen Lehrerinnen bei Al Nadi, aber ich will
und muss weiterlernen.“
Rahil Moussa • 53 Jahre • Palästinenserin aus
dem Libanon
„Ich gehe in den Verein Al Nadi, weil ich die
deutsche Sprache lernen möchte. Hier wird nicht
nur die Sprache vermittelt, sondern es werden
auch praktische Tipps für das tägliche Leben gegeben.
Für mich ist wichtig, dass dies ein reiner
Frauenkurs ist. Ich fühle mich wohl und kann
daher dem Unterricht besser folgen.“
Asra El-Taie • 50 Jahre • aus dem Irak
„Ich bin mit meinem Mann aus dem Irak
geflüchtet und seit drei Jahren in Berlin. Ich
konnte zwar die lateinischen Buchstaben, aber
kein Deutsch. Dann bin ich zum Deutschkurs
gegangen und habe mich selbst entwickelt,
das heißt ich konnte danach allein zum Sozialoder
Arbeitsamt gehen. Ich möchte mich hier in
Deutschland integrieren. Deshalb habe ich auch
nach einer Tandempartnerin gesucht. Dabei hat
mir eine Mitarbeiterin von Al Nadi geholfen. Ich
habe eine deutsche Frau gefunden, die arabisch
lernt. Jetzt sind wir sehr gut befreundet und für
mich ist es so, als ob sie „eine von mir“ ist. Damit
will ich sagen, dass aus dieser Zweckfreundschaft
eine echte Freundschaft geworden ist. Als ich zum
ersten Mal allein zum Arzt gegangen bin, war
ich ganz stolz. Aber ich habe immer noch große
Probleme am Telefon. Die Deutschen reden am
Telefon viel zu schnell!“
Shella Al-Taessy • 53 Jahre • aus dem Irak
„Ich bin von meinem Mann geschieden und
habe zwei Kinder. Am Anfang, wenn ich zur Schule
von meinem Sohn eingeladen wurde, habe ich
nichts mitgekriegt. Nachher bin ich zum Deutschkurs
in Al Nadi gegangen. Jetzt kann ich verstehen,
was sie sagen und was sie wollen und ich kann
auch alleine zum Arzt gehen.“
Nawal Al-Hussen • 27 Jahre • Palästinenserin
aus dem Libanon
„Ich lebe seit fast fünf Jahren in Berlin. Ich
spreche schon ganz gut Deutsch. Am Anfang
musste ich auch erstmal die deutschen (lateinischen)
Buchstaben lernen. Das haben mir meine
Kinder beigebracht. Seit September 2003 besuche
ich einen Deutschkurs bei Al Nadi. Ich kann
jetzt zum Beispiel die vielen Werbungsschreiben
besser verstehen und weiß fast alle Namen der
Haushaltsgeräte. Das haben wir im Kurs gelernt.
Und ich kann jetzt allein zum Elternabend gehen.
Meine Schwägerin ist Deutsche und ich bin sehr
zufrieden, dass ich mich jetzt gut mit ihr unterhalten
kann. Außerdem kann ich meinen Kindern
in der Schule ein bisschen helfen, zum Beispiel
beim Üben fürs Diktat. Ich wünsche mir für meine
Zukunft, dass ich schnell Deutsch lerne, um dann
hier Arbeit zu Þnden.“
Mona Ibrahim Ahmed Agib • 40 Jahre • aus dem
Sudan, Ägypten