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98<br />

Ambulantes Hospiz Schöneberg<br />

mit <strong>de</strong>m Rollstuhl durch die Einkaufsstraße zu<br />

schieben – behutsam und mit Schweißperlen,<br />

<strong>de</strong>nn die Knochenmetastasen schmerzen bei<br />

je<strong>de</strong>r Erschütterung ...<br />

Und immer wie<strong>de</strong>r Lebensgeschichten und<br />

Schicksale. Ein Mann wur<strong>de</strong> von uns für wenige<br />

Wochen begleitet, aufgrund <strong>de</strong>r Schwere seiner<br />

Erkrankung musste er in ein stationäres Hospiz<br />

eingeliefert wer<strong>de</strong>n. Dort erfuhr die ehrenamtliche<br />

Begleiterin, dass er unehelich geboren gemeinsam<br />

mit einer älteren Stiefschwester in einer<br />

Pßegefamilie aufwuchs. In Berlin lernte er seine<br />

Frau kennen, mit <strong>de</strong>r er einen Sohn hatte. Die<br />

Familie zerbrach und <strong>de</strong>r Mann wur<strong>de</strong> zunächst<br />

arbeitslos, dann obdachlos, <strong>de</strong>r Kontakt zu seinem<br />

Sohn brach ab. Anlässlich <strong>de</strong>s Besuches <strong>de</strong>r<br />

Stiefschwester schrieb mir die Ehrenamtliche:<br />

„Ist das nicht ein trauriges Leben Umso mehr<br />

freute mich diese Frau, die sehr an ihm hängt<br />

und auch weinte … und mich bat, doch noch<br />

einen Kontakt mit <strong>de</strong>m Sohn herzustellen. Er<br />

soll in Berlin in einem Wohnprojekt wohnen …<br />

Wie kommen wir nur an <strong>de</strong>n ran“ So wie auch<br />

im Falle dieses Mannes sterben viele Begleitete<br />

in unserer Abwesenheit und so wer<strong>de</strong>n die Momente,<br />

in <strong>de</strong>nen wir uns nach einem Besuch von<br />

einem Sterben<strong>de</strong>n verabschie<strong>de</strong>n, manchmal zu<br />

ganz beson<strong>de</strong>ren Begegnungen, <strong>de</strong>nn es kann<br />

immer das letzte Mal sein.<br />

o<strong>de</strong>r zuviel nachgefragt, hätte ich an<strong>de</strong>rs reagieren<br />

können Um so mehr sind wir dann häuÞg<br />

überrascht, wenn die Menschen uns danken und<br />

das Ausmaß <strong>de</strong>r Unterstützung, die sie durch unsere<br />

ehrenamtlichen Mitarbeiter/innen erfuhren,<br />

klar wird. Die Frau eines Verstorbenen schrieb:<br />

„Den Kontakt zu M. wer<strong>de</strong> ich halten. Zur Zeit bin<br />

ich sehr gut in die Gemeinschaft <strong>de</strong>s Hauses und<br />

<strong>de</strong>s Freun<strong>de</strong>skreises eingebettet. All die positiven<br />

Erfahrungen durch die Hospizbewegung …<br />

wer<strong>de</strong> ich weitergeben, um an<strong>de</strong>ren Menschen<br />

zu helfen. Ich wer<strong>de</strong> euch‚weiterempfehlen’! Dies<br />

ist schlecht formuliert, aber ich will, dass auch<br />

An<strong>de</strong>re Hilfe bekommen.“<br />

Wir versuchen, auch für trauern<strong>de</strong> Hinterbliebene<br />

da zu sein. Viele Trauern<strong>de</strong> sind familiär<br />

und im Freun<strong>de</strong>skreis gut eingebun<strong>de</strong>n und<br />

wer<strong>de</strong>n von vielen Menschen gestützt. Aber für<br />

sie ist es oft genug ein beruhigen<strong>de</strong>s Gefühl,<br />

wenn sie wissen, dass es noch einen Ort gibt,<br />

eine Telefonnummer, hinter <strong>de</strong>r sich ein offenes<br />

Ohr, ein geduldiger Zuhörer verbirgt: „Zur Zeit<br />

bin ich engmaschig betreut von lieben Freun<strong>de</strong>n,<br />

aber Ihre Telefonnummer bleibt in Bereitschaft<br />

– danke.“<br />

Aus <strong>de</strong>n Aufzeichnungen einer ehrenamtlichen<br />

Mitarbeiterin<br />

„Herr S. ist am Freitag eingeschlafen bzw. hat<br />

aufgehört zu atmen. Am Dienstag zuvor war ich<br />

noch einmal bei ihm … und das war eine sehr<br />

beglücken<strong>de</strong> Sitzung … für bei<strong>de</strong> Seiten. Ich<br />

hatte das Gefühl, dass er loslassen konnte. Wir<br />

haben über seine Kindheit gesprochen, und er<br />

hatte so ein wun<strong>de</strong>rschönes Strahlen im Blick,<br />

bedankte sich auch ausgesprochen intensiv für<br />

<strong>de</strong>n Besuch und wollte meine Hand gar nicht<br />

loslassen. Im Rückblick (in <strong>de</strong>m Moment <strong>de</strong>nkt<br />

man ja: bild dir jetzt nichts ein, auch wenn das<br />

Gefühl sagt: das war <strong>de</strong>r Abschied) war es für<br />

ihn sicher klar, dass wir uns in dieser Form nicht<br />

wie<strong>de</strong>r sehen wer<strong>de</strong>n.“<br />

Es sind also oft die unspektakulären Begegnungen,<br />

die unsere Arbeit ausmachen. Das führt<br />

manchmal zu Selbstzweifeln und Unsicherheiten:<br />

Habe ich alles richtig gemacht, habe ich zu wenig<br />

Beratung<br />

Beratung und Unterstützung in allen<br />

sozialen, Þnanziellen und pallitativpßegerischen<br />

Fragen<br />

Information<br />

Vorträge und Seminare zur Hospizarbeit<br />

und Sterbebegleitung<br />

Vermittlung<br />

Vermittlung von Hilfen wie Palliativpßege<br />

und qualiÞzierter Schmerztherapie<br />

Begleitung<br />

Seelische und praktische Begleitung<br />

durch unseren geschulten Besuchsdienst,<br />

Trauerbegleitung

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