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84 Tagespßege<br />
„Sag mal,“ hub er an, „hast du, o<strong>de</strong>r willst du nicht gehört haben, was die Pßegerin gesagt<br />
hat Sie hat gesagt, dass <strong>de</strong>in Julchen im Kreise <strong>de</strong>r gleichschwer betroffenen Menschen<br />
ausgesprochen heiter ist und mit Lachen und Scherzen manchmal regelrecht vorne weg<br />
mitmacht!“<br />
„Das kann ich nicht so recht glauben.“<br />
„Glauben! Man wird dich doch nicht anschwin<strong>de</strong>ln.“<br />
„Nun ja, man hofft doch schon bei kleinen Zeichen ...“<br />
„Die kleinen Zeichen, sehr richtig. Ist dir nicht schon aufgefallen, dass <strong>de</strong>in Julchen oft traurig<br />
ist, gera<strong>de</strong>, wenn du <strong>de</strong>ine Pßicht erfüllst, nämlich in die Küche gehst und eine Weile rumrumorst<br />
und nicht bei ihr sein kannst. Ist dir da nicht das kleine Zeichen aufgefallen, dass<br />
sie dann oftmals weint“<br />
„Sie neigt zu Depressionen hat <strong>de</strong>r Arzt gesagt.“<br />
„Ach nee, und wie ist dir zumute, wenn du dich allein gelassen fühlst, he“<br />
„Aber ...“<br />
„So fangen alle Verlegenheitssätze an. Nein mein Lieber, du kannst ihr nicht bieten, was in<br />
einer Gemeinschaft eingebun<strong>de</strong>ne Rundum-Erlebnisse sind.“<br />
„Ich tu doch alles!“<br />
„Lei<strong>de</strong>r nicht das Richtige. Mein Freund, du überschätzt dich!“<br />
„Aber das ist doch ...“<br />
„Richtig! Ein starkes Stück! Nämlich an Selbstsucht. Gewiss, du willst das Richtige für die<br />
Lei<strong>de</strong>n<strong>de</strong> tun. Denkst du. Du liebst sie – red’ mir nicht dazwischen! Manchmal darf man große<br />
Worte gebrauchen, wie zum Beispiel, dass du das als <strong>de</strong>ine Pßicht ansiehst. Das ist eine sehr<br />
ehrenwerte Tiefstapelei. Pßicht aber ist in diesem Falle ‚Geben’, wie Liebe Geben ist. Geben<br />
aber ist größer als die Liebe, weil sie darinnen eingeschlossen ist. Geben ist auch Freiheit<br />
und verzichten auf <strong>de</strong>n kleinen und ach so verständlichen Wunsch, die Geliebte ganz für sich<br />
zu haben. Und in Wirklichkeit weißt du, dass sie dir schon weit ferne ist.“<br />
Mein Gorilla sah mich aus seinen gütigen Tieraugen unter <strong>de</strong>n schatten<strong>de</strong>n Augenbrauenwülsten mitleidig<br />
– nicht zornig – an. Und er tat es sehr lange. Und mir Þel ein Wort ein, das ich selbst geschrieben<br />
hatte. Unter ganz an<strong>de</strong>ren Umstän<strong>de</strong>n. Ohne zu ahnen, welchen Weg es mich heute führen wür<strong>de</strong>:<br />
Willst das Schicksal Du besiegen,<br />
Dann sträub dich nicht –<br />
Du musst dich schmiegen.“